Montag, 5. Mai 2014

18. Mai 1848 Parlament in der Paulskirche


Unerwartet flatterte plötzlich wieder ein Angebot in die elterliche Wohnstube. Wieder kam es aus Bremen, doch diesmal war es die Bremer Zeitung, die nach ihm verlangte. Der leitende Redakteur Karl Theodor Andree machte Althaus den Vorschlag, für die Bremer Zeitung über die Frankfurter Nationalversammlung zu berichten. Da gab es nichts zu überlegen. Auf nach Frankfurt!
Welche Gefühle und Gedanken mussten ihn bewegt haben, als er in der Stadt ankam, in der seit Wochen die politische Musik spielte, gerade rechtzeitig, um am 18. Mai 1848 dabei zu sein, als 400 Abgeordnete der verfassunggebenden Nationalversammlung bei Kirchengeläute und Kanonendonner, umsäumt von schwarz-rot-goldenen Fahnen, Girlanden und Parolen, zwischen dem Jubelspalier von Tausenden vom Kaisersaal zur Paulskirche zogen? Und was mag in ihm vorgegangen sein, als er seine Mitstreiter aus Leipzig, Robert Blum, Georg Günther, Moritz Hartmann und Arnold Ruge in der Menge der Gewählten entdeckte? Er war einer der vielen Zuschauer auf der Tribüne des eigens für den Zweck umgestalteten runden Kirchenraumes, mit deutschen Farben geschmückt und dem Bild der Germania hoch oben thronend über Sitzreihen, Podium und Galerie. Trotz wilder Debatten einigte man sich in dieser ersten Versammlung auf den vorübergehenden Alterspräsidenten Lang aus Hannover und auf den Termin für die nächste Sitzung des Parlamentes.



Am 19. Mai 1848 wurde der neunundvierzigjährige Heinrich von Gagern mit überragender Mehrheit zum Präsidenten der Nationalversammlung gewählt. Als ehemaliger Burschenschaftler, Mitglied des Hallgartenkreises und seit der Märzrevolution Ministerpräsident von Hessen-Darmstadt genoss er Respekt und großes Vertrauen durch alle Gruppierungen. Man traute ihm zu, dieses schwierige Amt zu meistern. Weder fehlte es ihm an Fachkompetenz und Glaubwürdigkeit, noch an Selbstbewusstsein und persönlicher Ausstrahlung. Seine Antrittsrede mit dem Versprechen, eine Verfassung für Deutschland auf der Grundlage der Souveränität der Nation zu schaffen, wurde mit heftigem Beifall von Versammlung und Publikum aufgenommen. Am 31. Mai wurde Gagern mit einem Fackelzug vor dem Mumm’schen Haus geehrt. Darüber berichtete Korrespondent Althaus nach Bremen. Es gebe auch kritische Stimmen, doch sei es Gagerns Glaube und Hoffnung, dass man mit ihm schöne Zeiten erleben werde. Er sei ein Mann des Volks, las man am 5. Juni 1848 in der Bremer Zeitung.
Nach den Beobachtungen in den ersten zwei Wochen des Frankfurter Politgeschehens war dem Visionär aus der Detmolder Dichterstube mehr denn je klar geworden, wie verworren die politische Situation war und wie schwierig es werden würde, einen Konsens für ein deutsches Staatsgebilde zu finden. Gab es doch so viele verschiedene Bedürfnisse und Interessen, so viele unterschiedliche Auslegungen von Begriffen, so viele unterschiedliche Erwartungen und Vorstellungen. Ueberall Konfusion und Gegeneinanderzücken von Parteiungen und provinziellen Sonderinteressen, sah er in seinen Genrebildern aus Frankfurt, die am 7. Juni 1848 auf der Titelseite der Bremer Zeitung erschienen, Impressionen von sogenannten Klubversammlungen in der Sokrates-Loge, im Hof von Holland, Deutschen Haus und im Weidenbusch.

Wie sollte man das Werk auf die Füße stellen, so dass es stehen bleibe und auch gehen könne, fragte er sich und seine Leser. Nach seiner Meinung gab es unter den Abgeordneten zu viele, die Konfrontation anstatt Ausgleich suchten und denen Profilierung um jeden Preis wichtiger war als das gemeinsame Ziel. Und es gab zu wenige Männer, die aufgrund ihrer Begabung, sachlicher Herangehensweise und persönlicher Ausstrahlung Respekt und Sympathie gewannen. Zu Letzteren gehörte unbedingt Julius Fröbel. Im Juni gab es ein herzliches Wiedersehen mit dem verehrten Freund aus Dresden. Nicht als Mitglied der Nationalversammlung war Fröbel in Frankfurt, sondern als Deputierter des ersten Demokratenkongresses, der am 14. Juni 1848 im Deutschen Hof begann. Fröbel redete so glaubwürdig und überzeugend, dass er mit großer Mehrheit zum Präsidenten des demokratischen Vereins gewählt wurde. Die Arbeit am Programm machte er hervorragend, so dass man auch über die Vereinsmitglieder hinaus auf ihn aufmerksam wurde. Bald war er für kurze, doch sachgerechte Diskussionen mit schnellen und guten Ergebnissen bekannt. Voller Bewunderung für diesen integren Mann verfolgte Althaus die Veranstaltung.






Leseprobe aus:


Theodor Althaus - Revolutionär in Deutschland (Taschenbuch)


Fotos: ©Renate Hupfeld 



Montag, 24. März 2014

März 1848 Robert Blum in Leipzig


Althaus Freunde in Leipzig hatten unterdessen nicht geschlafen. Robert Blum hatte auf dem Marktplatz vor Hunderten Zuhörern vom Balkon des Rathauses eine bejubelte Rede gehalten, in der er den Rücktritt der sächsischen Regierung forderte und dafür plädierte, das derzeitige Soldatentum abzuschaffen und alle Bürger zu bewaffnen, damit man mit den jungen Brüdern Hand in Hand gehen könne. Arnold Ruge hatte Die Reform gegründet, ein Organ für eine breite Leserschaft mit dem Ziel, bei allem Enthusiasmus über die errungenen Erfolge Klarheit in das Chaos der verschiedenen Meinungen, Begriffe und Sprachregelungen zu bringen.

Auf der großen politischen Bühne hieß es jetzt zügig handeln, damit das durch die revolutionären Erhebungen gewonnene Potential nicht verpuffte. Einundfünfzig Männer hatten bereits Vorarbeit geleistet. Auf Einladung von Johann Adam Itzstein aus Hallgarten waren sie zusammen gekommen und hatten am 5. März 1848 die sogenannte Erklärung der Heidelberger Versammlung formuliert, in der sie auf Vorschlag von Theodor Welcker sieben Mitglieder benannten, die für alle Länder des Deutschen Bundes eine Nationalvertretung vorbereiten sollten. Dieser Siebenerausschuss tagte am 12. März 1848 und brachte eine Einladung an die Ständemitglieder und eine Auswahl von Vertrauensmännern aus allen Ländern zu einem Vorparlament auf den Weg. Das berufene Gremium sollte die Grundlagen zur Wahl der Mitglieder einer gesamtdeutschen Nationalversammlung schaffen und am 31. März 1848 in Frankfurt  zusammen kommen.

Im Wohnzimmer von Robert Blum tagte wieder ein kleiner Kreis, um vor seiner Abreise nach Frankfurt zur Teilnahme am Vorparlament die dort zu vertretende politische Richtung zu besprechen. Man diskutierte wild durcheinander und kam stundenlang nicht auf den Punkt, bis schließlich der Hausherr das Wort ergriff und kurz erklärte, wo es lang gehen sollte. Wer konnte das besser einschätzen als Blum? Er hatte als jahrlanges Mitglied des Hallgartenkreises sowie des Leipziger Stadtparlaments den Überblick, genoss das Vertrauen der Bevölkerung und war ein Meister der Rede, der Organisation und der Beschaffung von Mehrheiten nach demokratischen Prinzipien. Seine Überzeugungskraft suchte ihresgleichen. Wenn er sprach, hörte jeder zu. Das stellte auch Althaus an jenem Abend in Blums Wohnung bewundernd fest.

Das Vorparlament mit 574 Teilnehmern tagte vom 31. März bis zum 3. April 1848 in der Frankfurter Paulskirche. Es sah seine Aufgabe darin, die Art und Weise der Bildung einer parlamentarischen Nationalversammlung mit dem Ziel der Erarbeitung einer Verfassung für ganz Deutschland festzulegen und wählte aus seinen Reihen einen Fünfzigerausschuss, der in Absprache mit der Bundesversammlung den Wahlmodus für die Mitglieder der Nationalversammlung festlegen sollte. Robert Blum gehörte diesem Fünfzigerausschuss an. Die Leipziger Angelegenheiten regelte er während seiner Abwesenheit zusammen mit Vertrauten aus der Entfernung. Auch Theodor gehörte dazu. Blum wusste, dass er sich auf ihn verlassen konnte. Seinem Schwager und engem Mitarbeiter Georg Günther schrieb er am 13. April 1848: Wenn Althaus etwas schreibt, dann ist das gewiss gut, und ich bin im voraus damit einverstanden.

Leseprobe aus:


Foto: © Renate Hupfeld (Leipzig, Rathaus mit Balkon im März 2011)

Donnerstag, 20. März 2014

Berlin 21. März 1848 Umritt des Königs




Am 20. März 1848 erreichte er [Theodor Althaus, Korrespondent der Bremer Weser-Zeitung] gegen Mittag Berlin. Es war ein seltsames Szenario in der Stadt. Männer, Frauen und Kinder liefen zwischen Barrikaden und herausgerissenen Pflastersteinen. Die meisten feierten einen Sieg. Doch andere suchten verzweifelt nach vermissten Angehörigen.
Theodor ging von Kirche zu Kirche, schaute in die jungen Gesichter der dort aufgebahrten Toten, die schrecklichen Wunden, die stille Siegesgewissheit in den bleichen Zügen. Auf der Straße sprach er die Menschen an, hörte ihre Berichte über die Ereignisse der Nacht von Samstag auf Sonntag und setzte das Puzzle zusammen über die friedliche Versammlung vor dem Schloss, die Proklamation des Königs, laute Rufe aus der Menge, die Forderung nach Abzug der Soldaten, zunehmende Unruhe, plötzlich ein Schuss von irgendwoher, noch ein Schuss und dann der fürchterliche Sturm. Unaufhaltsam tobte der in Straßen und auf Plätzen. Alle machten mit beim Bau der Barrikaden, vom einfachen Tagelöhner und Handwerker bis zum Beamten, Studenten, Arzt und Advokaten. Frauen, Kinder und Greise waren dabei. Mit allen Mitteln kämpften sie, beschafften Material für den Barrikadenbau, besorgten Waffen, gossen Kugeln, steckten deutsche Fahnen auf, Frauen versorgten die Kämpfenden mit Speisen und Getränken, Unaufhörlich tönten die Sturmglocken in der Stadt. Die ganze Nacht. Bis zum nächsten Morgen. Bis kein Soldat einziger mehr zu sehen war.
In einer Kirche fand er ein stilles Plätzchen, wo er ungestört verweilen konnte. Nachdem er sich ein wenig gefangen hatte, zog er Papier und Feder aus der Tasche und schrieb einen Artikel für die  „Weser-Zeitung“. Das war er den Toten schuldig. Ihr mutiger Kampf durfte nicht umsonst gewesen sein.
Es war schon dunkel, als er am Abend vor dem Haus des Großvaters in Potsdam stand. Obwohl das Fenster des Balkonzimmers hell erleuchtet war, musste er lange auf Einlass warten. Später erfuhr er den Grund. Dräseke war vor Übergriffen von Aufständischen gewarnt worden und die im Hause Anwesenden, des Großvaters jüngere Tochter, Enkelin Elisabeth aus Detmold und ein Diener, fürchteten den dunklen Mann an der Tür und waren heilfroh, als es dann der älteste Enkel war. Der berichtete von den Spuren der Berliner Horrornacht, bevor er sich völlig erschöpft zurückzog. Elisabeth machte sich Sorgen und folgte dem Bruder in sein Zimmer. Der hatte sich schon ins Bett gelegt: Sie erinnerte sich: „Ich setzte mich zu ihm und sah nun erst, wie verändert, wie von Erregung und Schmerz durchwühlt, seine Züge waren.“
Am nächsten Tag war Theodor dabei, als König Friedrich Wilhelm IV. mit schwarz-rot-goldener Armbinde durch die Straßen von Berlin ritt und vor Studenten der Berliner Universität eine Rede hielt, wobei er sich zu der Formulierung hinreißen ließ: „Preußen geht fortan in Deutschland auf.“
Und er nahm am 22. März auf dem Gendarmenmarkt an der Trauerfeier für die 183 Toten teil, folgte dem unbeschreiblich langen Leichenzug mit den bekränzten Särgen, zunächst bis zum Schloss, wo sich der preußische König Friedrich Wilhelm IV. auf Verlangen des Volkes mit gezogenem Hut vor den toten Revolutionären verbeugen musste, dann vor die Tore der Stadt zur Beisetzung auf dem eigens eingerichteten „Friedhof der Märzgefallenen“ auf einem Hügel in Friedrichhain.
„Der Leichenzug. Die seidenen, schwarzrothgoldenen Trauerfahnen […] nach den Thränen stumpfte sich alles ab. Zu lang. Die anarchische Schwüle über Berlin“, notierte er im Tagebuch.
Er sei ein Mann geworden, meinte Großvater Dräseke und da hatte er recht. Die harte Konfrontation mit den menschlichen Tragödien, die rohe Gewalt gegen die eigenen Brüder, Söhne eines Volkes, hatte ihn in tiefster Seele getroffen.
Der Weg würde ein harter und steiniger werden. Die „faulen Früchte der Geschichte“ waren mächtiger, als er es sich in seinen idealistischen Vorstellungen ausgemalt hatte. So einfach fielen die nicht in sich zusammen. Wie sonst wäre es möglich, dass Soldaten als Spielzeug eines konzeptlosen Monarchen mit vorgeblicher Gottes-Gnaden-Legitimation ein so schreckliches Blutbad anrichteten?
Althaus Artikel  erschien unter der Überschrift  „D i e  B e r l i n e r  R e v o l u t i o n“  am 22. März 1848 auf der Titelseite der „Weser-Zeitung“. Er hatte den historischen Stellenwert des Geschehens als „Bluttaufe der deutschen Freiheit“ erkannt und eine überaus sensible Würdigung des leidenschaftlich entschlossenen Kampfes gegen die starre Willkürherrschaft des schwachen preußischen Königs verfasst: „Die giftige Saat, die Untergrabung alles Vertrauens, das schwankende Spielen zwischen der persönlichen Willkür und den gerechtesten Forderungen des Volkes, die Demoralisation der höchsten Staatsgewalten, welche sich durch den Schein und die Heuchelei eine erträumte Macht zu sichern wähnten, ist nun so blutig aufgegangen. Deutschland wird den achtzehnten März dieses Jahres nie vergessen.“

Leitartikel in der Bremer Weser-Zeitung vom 22. März 1848: Die Berliner Revolution

 Leseprobe aus:


Theodor Althaus - Revolutionär in Deutschland (Taschenbuch)

Fotos: © Renate Hupfeld ... auf dem Friedhof der Märzgefallenen, fotografiert am 19. September 2013 in der Ausstellung "Grundstein der Demokratie"


Dienstag, 18. März 2014

Auf seinen Spuren


Nach drei Stunden Fahrt mit dem ICE 545 und einem Café Mokka im Berliner Hauptbahnhof überquerte ich die Spree, streifte den Bundestag, den mit schwarzrotgoldener Fahne geschmückten Reichstag und ging den Parkweg zum Platz vor dem Brandenburger Tor. Platz des 18. März heißt er inzwischen und genau dieser 18. März war der Grund, warum ich vor dem Schild stand. Gemeinsam mit Frauen und Männern einer Initiative wollte ich mich daran erinnern, warum ich dieses Datum für den wahren Tag der deutschen Einheit halte.
Vor 165 Jahren, am 18. März 1848,  befanden sich hier und im gesamten Bereich östlich des Brandenburger Tores Barrikaden. In unbeschreiblichem Aufruhr waren sie aufgebaut worden. Heftigster Tumult herrschte in der Stadt. Die Soldaten sollten verschwinden, forderte das Volk. Alle kämpften mit, Männer, Frauen, Kinder, Greise, Arbeiter und Apotheker. Alle waren sich einig in ihrer Empörung über des Königs Militärdespotie und Ignoranz. Was war geschehen? Wenige Kilometer von hier auf dem Schlossplatz wollte Friedrich Wilhelm IV. seine Untertanen beruhigen, doch stattdessen fielen Schüsse. In dem Moment ging der Sturm los, wurde zum Orkan und war nicht mehr aufzuhalten, die ganze Nacht hindurch, bis in der Stadt kein einziger Soldat mehr zu sehen war. Hatte das Volk über Monarchenwillkür gesiegt?
Theodor Althaus war als Korrespondent der Bremer Weser-Zeitung in die preußische Hauptstadt geeilt, stand in der Menge, als der König einlenkte, mit schwarzrotgoldener Binde durch die Straßen ritt und vor Studenten der Berliner Universität die Parole Preußen geht fortan in Deutschland auf verkündete. Auch am folgenden Tag war er Augenzeuge, als der Monarch sich barhäuptig vor den gefallenen Revolutionären verneigte und im langen Trauerzug folgte er den 183 Särgen zur Bestattung auf dem Hügel in Friedrichshain.
Tief erschüttert von den schrecklichen Folgen der blutigen Barrikadennacht und als hätte er sein eigenes Dilemma voraus geahnt, berichtete er in einem bewegenden Leitartikel in der Weser-Zeitung am 22. März 1848: Die giftige Saat, die Untergrabung alles Vertrauens, das schwankende Spielen zwischen der persönlichen Willkür und den gerechtesten Forderungen des Volkes, die Demoralisation der höchsten Staatsgewalten, welche sich durch den Schein und die Heuchelei eine erträumte Macht zu sichern wähnten, ist nun so blutig aufgegangen, schrieb er und kam zu dem Fazit: Deutschland wird den achtzehnten März dieses Jahres nie vergessen.
Diesen Satz hatte ich im Kopf, als ich am 18. März 2013 vor dem Brandenburger Tor stand. Und was ist mit  dem jungen Verfasser? Wer erinnert sich heute an Theodor Althaus aus Detmold? Er war einer der ehrlichsten und unermüdlichsten Kämpfer für deutsche Einheit und Demokratie. Mir begegnete er bei der Konfrontation mit der Frage: Wie sah es im Deutschland zur Mitte des 19. Jahrhunderts aus, wenn so viele Menschen ihr Heimatland verließen? So entdeckte ich vor einigen Jahren die Schriftstellerin Malwida von Meysenbug, in deren Memoiren einer Idealistin mich besonders ihr Detmolder Freund berührte. Wer war dieser junge Mann, der für seine Überzeugungen alles gab und nicht einmal dreißig Jahre alt wurde? Ich begab mich auf Spurensuche an den Orten seines Wirkens, in Archiven, Museen und Bibliotheken und bekam Einblicke in ein Leben, das geprägt war von einem wunderbaren Elternhaus, herausragender Begabung, interessanten Begegnungen und dem Kampf um eine gerechte Welt, den Theodor Althaus als Theologe, Schriftsteller und Journalist mit den Mitteln des gesprochenen und geschriebenen Wortes beharrlich führte. Er hat es verdient, dass seine Lebensgeschichte erzählt wird.

Vorwort aus:



Montag, 17. März 2014

18. März 1848 Revolution in Berlin



Am 20. März 1848 erreichte er gegen Mittag Berlin. Es war ein seltsames Szenario in der Stadt. Männer, Frauen und Kinder liefen zwischen Barrikaden und herausgerissenen Pflastersteinen. Die meisten feierten einen Sieg. Doch andere suchten verzweifelt nach vermissten Angehörigen.
Theodor ging von Kirche zu Kirche, schaute in die jungen Gesichter der dort aufgebahrten Toten, die schrecklichen Wunden, die stille Siegesgewissheit in den bleichen Zügen. Auf der Straße sprach er die Menschen an, hörte ihre Berichte über die Ereignisse der Nacht von Samstag auf Sonntag und setzte das Puzzle zusammen über die friedliche Versammlung vor dem Schloss, die Proklamation des Königs, laute Rufe aus der Menge, die Forderung nach Abzug der Soldaten, zunehmende Unruhe, plötzlich ein Schuss von irgendwoher, noch ein Schuss und dann der fürchterliche Sturm. Unaufhaltsam tobte der in Straßen und auf Plätzen. Alle machten mit beim Bau der Barrikaden, vom einfachen Tagelöhner und Handwerker bis zum Beamten, Studenten, Arzt und Advokaten. Frauen, Kinder und Greise waren dabei. Mit allen Mitteln kämpften sie, beschafften Material für den Barrikadenbau, besorgten Waffen, gossen Kugeln, steckten deutsche Fahnen auf, Frauen versorgten die Kämpfenden mit Speisen und Getränken, Unaufhörlich tönten die Sturmglocken in der Stadt. Die ganze Nacht. Bis zum nächsten Morgen. Bis kein Soldat einziger mehr zu sehen war.
In einer Kirche fand er ein stilles Plätzchen, wo er ungestört verweilen konnte. Nachdem er sich ein wenig gefangen hatte, zog er Papier und Feder aus der Tasche und schrieb einen Artikel für die  „Weser-Zeitung“. Das war er den Toten schuldig. Ihr mutiger Kampf durfte nicht umsonst gewesen sein.
Es war schon dunkel, als er am Abend vor dem Haus des Großvaters in Potsdam stand. Obwohl das Fenster des Balkonzimmers hell erleuchtet war, musste er lange auf Einlass warten. Später erfuhr er den Grund. Dräseke war vor Übergriffen von Aufständischen gewarnt worden und die im Hause Anwesenden, des Großvaters jüngere Tochter, Enkelin Elisabeth aus Detmold und ein Diener, fürchteten den dunklen Mann an der Tür und waren heilfroh, als es dann der älteste Enkel war. Der berichtete von den Spuren der Berliner Horrornacht, bevor er sich völlig erschöpft zurückzog. Elisabeth machte sich Sorgen und folgte dem Bruder in sein Zimmer. Der hatte sich schon ins Bett gelegt: Sie erinnerte sich: „Ich setzte mich zu ihm und sah nun erst, wie verändert, wie von Erregung und Schmerz durchwühlt, seine Züge waren.“
Am nächsten Tag war Theodor dabei, als König Friedrich Wilhelm IV. mit schwarz-rot-goldener Armbinde durch die Straßen von Berlin ritt und vor Studenten der Berliner Universität eine Rede hielt, wobei er sich zu der Formulierung hinreißen ließ: „Preußen geht fortan in Deutschland auf.“
Und er nahm am 22. März auf dem Gendarmenmarkt an der Trauerfeier für die 183 Toten teil, folgte dem unbeschreiblich langen Leichenzug mit den bekränzten Särgen, zunächst bis zum Schloss, wo sich der preußische König Friedrich Wilhelm IV. auf Verlangen des Volkes mit gezogenem Hut vor den toten Revolutionären verbeugen musste, dann vor die Tore der Stadt zur Beisetzung auf dem eigens eingerichteten „Friedhof der Märzgefallenen“ auf einem Hügel in Friedrichhain.
„Der Leichenzug. Die seidenen, schwarzrothgoldenen Trauerfahnen […] nach den Thränen stumpfte sich alles ab. Zu lang. Die anarchische Schwüle über Berlin“, notierte er im Tagebuch.
Er sei ein Mann geworden, meinte Großvater Dräseke und da hatte er recht. Die harte Konfrontation mit den menschlichen Tragödien, die rohe Gewalt gegen die eigenen Brüder, Söhne eines Volkes, hatte ihn in tiefster Seele getroffen.
Der Weg würde ein harter und steiniger werden. Die „faulen Früchte der Geschichte“ waren mächtiger, als er es sich in seinen idealistischen Vorstellungen ausgemalt hatte. So einfach fielen die nicht in sich zusammen. Wie sonst wäre es möglich, dass Soldaten als Spielzeug eines konzeptlosen Monarchen mit vorgeblicher Gottes-Gnaden-Legitimation ein so schreckliches Blutbad anrichteten?
Althaus Artikel  erschien unter der Überschrift  „D i e  B e r l i n e r  R e v o l u t i o n“  am 22. März 1848 auf der Titelseite der „Weser-Zeitung“. Er hatte den historischen Stellenwert des Geschehens als „Bluttaufe der deutschen Freiheit“ erkannt und eine überaus sensible Würdigung des leidenschaftlich entschlossenen Kampfes gegen die starre Willkürherrschaft des schwachen preußischen Königs verfasst: „Die giftige Saat, die Untergrabung alles Vertrauens, das schwankende Spielen zwischen der persönlichen Willkür und den gerechtesten Forderungen des Volkes, die Demoralisation der höchsten Staatsgewalten, welche sich durch den Schein und die Heuchelei eine erträumte Macht zu sichern wähnten, ist nun so blutig aufgegangen. Deutschland wird den achtzehnten März dieses Jahres nie vergessen.“

Leitartikel in der Bremer Weser-Zeitung vom 22. März 1848: Die Berliner Revolution

 Leseprobe aus:



So war es am 18. März 2013 vor dem Brandenburger Tor: Berlin: Mein Tag des 18. März

Bildquelle: Adolph Menzel, Aufbahrung der Märzgefallenen, 1848
http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AAdolf_Friedrich_Erdmann_von_Menzel_005.jpg


Freitag, 7. Februar 2014

24. Februar 1848: Liberté, Egalité, Fraternité


Der germanische Winterschlaf war die berühmte Ruhe vor dem großen Sturm. Als Theodor Althaus am 27. Januar 1848 im Leipziger Theater einer Vorstellung von Glucks Iphigenie in Aulis beiwohnte, war es ihm unmöglich, seine Aufmerksamkeit auf die Opernbühne zu lenken, denn unmittelbar zuvor hatte er die Nachricht vom erfolgreichen Aufstand der Bevölkerung in Palermo gegen den bourbonischen König Ferdinand II. am 12. Januar 1848 erhalten. Das war die größte Freude, die er seit langem erlebt hatte. Die Lichter von Palermo, nachts um drei angezündet, sah er während der gesamten Vorstellung vor sich. Ich hoffe, du hast unseren ersten Sieg in diesem Jahr gehörig genossen und den 12. Januar roth angestrichen, schrieb er seiner Schwester nach Detmold.
Ein paar Tage später stand er im gedrängt vollen Konversationssaal des Museums, eine gerade eingetroffene Zeitung in den Händen, die Indépendance Belge, aus der er fast atemlos einen Artikel über Sturmglocken von Notre Dame, dem Sturz von König Louis Philippe am 24. Februar 1848, vorlas. Das war weit mehr als Sizilien, das konnte umwerfende Auswirkungen auf die Länder des Deutschen Bundes haben. Wie sah die neue Regierung in Frankreich aus? Gab es eine Republik? Ungeduldig fiebernd wartete man auf weitere Nachrichten, auf Journale oder Reisende mit dem Zug aus Brüssel oder aus Köln.
Am 5. März 1848 konnte er endlich die befreienden Informationen in seinem Tagebuch notieren. Einen Tag nach dem Sturz des Monarchen war in Paris die Republik ausgerufen und eine provisorische Regierung gebildet worden: Ich habe Angst gehabt, wie eine Mutter um ihr Kind, bis endlich, allendlich das Ja und Amen kam - keine Regentschaft, sondern Republik, keine Freude, sondern Enthusiasmus, kein neues Ministerium - eine neue Welt! Ich habe kaum Zeit zu denken […]. Ich kann mich nicht satt lesen an den Verordnungen der provisorischen Regierung. Als ich zum erstenmal die Ueberschrift las, hab ich geweint vor Freude:

Republique Francaise,

Liberté, Egalité, Fraternité

Leseprobe aus:



Foto: © Renate Hupfeld (Museum Coffe Baum in der Leipziger Fleischergasse)

Donnerstag, 23. Januar 2014

Indie Autor Wettbewerb 2014



Inhalt
Theodor Althaus (1822 – 1852)
Behütet im Detmolder Pfarrhaus aufgewachsen und herausragend begabt hatte Theodor Althaus alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Laufbahn. Doch nach dem Ende des deutschen Frühlings im März 1848 schlitterte er als leitender Redakteur der Bremer Zeitung in ein berufliches und persönliches Dilemma. Zeitgleich mit dem monarchischen Desaster um die Reichsverfassung im Mai 1849 landete er im Gefängnis vor dem Clevertor in Hannover. Er wurde nicht einmal dreißig Jahre alt.
Deutschland von 1848
Althaus lebte in einer Zeit, als Einheit, Freiheit und Demokratie in Deutschland laufen lernen wollten. Leidenschaftlich nahm er teil am Kampf für eine gerechtere Welt. Alle Menschen sollten mitwirken und an den irdischen Gütern teilhaben. Davon war man weit entfernt. Das Land war zersplittert in 36 Königreiche, Fürsten- oder Herzogtümer, deren Herrscher die eigenen Belange wichtiger waren als die ihrer Untertanen. Wenige besaßen viel, die meisten waren arm und wussten nicht, wie sie den nächsten Tag überleben sollten.
Schauplätze
Der Lebensweg von Althaus führt den Leser an die verschiedenen Orte seines Wirkens, von der Studierstube im Detmolder Elternhaus, über das Theologie- und Philologiestudium in Bonn, Jena und Berlin, seinen Predigten auf der Kanzel der Gemeinde seines Vaters, zum Literatenleben in der Verleger- und Buchhandelsstadt Leipzig, dem Korrespondenten in Berlin und Frankfurt, bis zum leitenden Redakteur in Bremen und der „Zeitung für Norddeutschland“ in Hannover, wo mit seiner Verhaftung die hoffnungsvolle Laufbahn rücksichtslos beendet wurde.
Monarchische Willkür
Für einen wie Theodor Althaus, der sich nicht verbiegen ließ, gab es keinen Platz in diesem Land. An seinem Schicksal und an dem einiger befreundeter Protagonisten der deutschen Revolution wie Robert Blum, Gottfried Kinkel und Julius Fröbel werden die Verwicklungen einer Zeit deutlich, in der um deutsche Einheit und Demokratie bitter gekämpft und mit dem Verlust von Freiheit, Heimat und Leben bezahlt wurde.
Zielgruppe
Die besten Geschichten schreibt das Leben, heißt es.  Die Lebensgeschichte von Theodor Althaus ist eine spannende Zeitreise in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts und richtet sich an alle Leser, die interessiert sind am Schicksal eines jungen Stürmers, der für seine Überzeugungen alles gegeben hat.
Aktualität
Die Botschaften Theodor Althaus und seine Visionen von einem Leben in Freiheit und Liebe liegen uns in zahlreichen Essays, Zeitungsartikeln, Erzählungen, Gedichten, Briefen und Tagebüchern vor. Sie zeigen uns, dass demokratische Strukturen in Deutschland nicht vom Himmel gefallen sind, sondern bitter erkämpft wurden. Szenen wie die am 18. März 1848 vor dem Berliner Schloss, in denen das Volk ein klares Votum gegen eine ignorante Regierung abgibt, erleben wir täglich in den Nachrichten über blutige Auseinandersetzungen in Ländern, in denen die Herrschenden gegen das Volk regieren.

Produkt
Zweite Auflage
Dies ist die zweite Auflage der Publikation „Theodor Althaus – Revolutionär in Deutschland“ vom November 2011, ergänzt durch einen Exkurs auf den Spuren des Protagonisten in Berlin als Vorbemerkung, drei Zeitungsartikel von Theodor Althaus aus den Jahren 1848 und 1849, ein Feature zur deutschen Geschichte von 1819 (Karlsbader Beschlüsse) bis 1849 (Ablehnung der Kaiserkrone) auf den Punkt gebracht sowie zahlreichen eigenen Fotos von den Schauplätzen. Bei der Überarbeitung wurden Kommentare und Fragen von Lesern der ersten Auflage berücksichtigt.
E-Book und Taschenbuch
Als E-Book ist das Werk im Kindle Shop und im Beam eBook Shop in den Formaten EPUB und MOBI erhältlich, als Taschenbuch über Amazon sowie über meine eigene Plattform text-und-byte.de und über mich direkt.
Genre
Es handelt sich um ein erzählendes Sachbuch, im weiteren Sinne um eine dokumentarische Erzählung. Dokumentarisch deshalb, weil die Begegnungen, Zeiten und Orte der Handlung, Lebensumstände und natürlich Zitate entsprechend recherchiert sind. Beim Schreiben kam es mir auf den Erzählfluss an, das heißt ich bleibe nahe am Protagonisten in seinen jeweiligen Lebenszusammenhängen, einschließlich den politischen, wie die Eröffnung des ersten deutschen Parlamentes in der Paulskirche 1848, die blutigen Aufstände in Berlin, Wien und Frankfurt, das äußerst zähe Ringen der demokratisch gesinnten Untertanen gegenüber monarchischer Willkürherrschaft.
 Als spannende Geschichte aus dem Leben, in der Fakten und fiktive Elemente ineinanderwirken, kann diese Biografie durchaus über die Genregrenzen hinaus in einem breiteren Leserstrom mitschwimmen.
Blog zum BuchAlles ist in Bewegung und wünschenswert, wenn im Austausch mit Lesern neue Erkenntnisse hinzukommen. Im Blog zum Buch gibt es fortlaufend Informationen zum historischen Hintergrund, zu anderen Protagonisten der deutschen Revolution 1848/49 (Julius Fröbel, Robert Blum, Gottfried Kinkel, Malwida von Meysenbug), Beiträge zu Jahrestagen und zahlreiche Leseproben:  http://theodoralthaus.blogspot.de/

Unterstützung
Recherchen
Wichtigste Grundlage zur Arbeit an dieser Publikation waren jahrelange Recherchen, das heißt Sichten von Primär- und Sekundärliteratur, Zeitungsartikeln und Handschriften. Dabei waren Antiquariate und das Internet wichtige Quellen, ebenso wie Bibliotheken und Archive in Detmold, Hamm, Dortmund, Köln, Bonn, Koblenz, Bremen, Hannover und Berlin, in deren Lesesälen ich Materialien einsehen konnte und die mir Kopien zur Verfügung stellten.
Motivation
Unterstützung hatte ich durch einen Historiker, der durch meine Publikation „Theodor Althaus, Zeitbilder 1840 – 1850“ (Aisthesis Verlag) auf mich aufmerksam wurde. Von ihm wurde ich kompetent beraten und immer wieder motiviert, wenn ich angesichts der enormen Stoffmenge die Brocken hinschmeißen wollte.
Workshop
Den entscheidenden Impuls zur abschlussbezogenen Arbeit am Manuskript bekam ich in der Bundesakademie Wolfenbüttel im Workshop „Vom Leben zur Geschichte – Werkstatt erzählendes Sachbuch - Biographien“. Ich musste mich fragen: Wo liegen die besonderen Knackpunkte des Lebens meines Protagonisten? Wie erreiche ich möglichst viele Leser ohne sie mit historischen Daten und Fakten zu langweilen? Befreiende Erkenntnis: Es ist okay, wenn die Erzählung einer wahren Geschichte fiktive Elemente enthält. Einen Bericht über die Veranstaltung gibt es in „Renates Blog“:http://blog.renatehupfeld.de/2012/11/26/werkstatt-erzahlendes-sachbuch/
Probeleser
Ein fachfremder Probeleser (Physik, Mathe, IT) meldete mir kapitelweise zurück, wenn Passagen schwer verständlich waren oder wenn der Verlauf der Handlung durch lange Zitate oder politische Schleifen zäh wurde. Diese Rückmeldungen halfen mir, den roten Faden konsequent zu verfolgen.
Dienstleistung
Für Korrektur, Layout und Konvertierung der Daten hatte ich fachliche Unterstützung, das Cover wurde von Tom Jay gestaltet.

Marketing Maßnahmen
Bereitstellung
- E-Books bei KDP zum Verkauf im Kindle Shop und im beam eBook Shop in den Formaten epub und mobipocket
- Taschenbücher in Kommission in Buchhandlungen und Museumsshops sowie über meine Plattform text-und-byte.de oder über mich direkt
 Buchvorstellung
- auf meiner Homepage www.renatehupfeld.de
- auf meiner Plattform 
www.text-und-byte.de
- Newsletter, Email und Infobrief an Freunde und Bekannte, historische und literarische Gesellschaften und Plattformen, historische Magazine, Universitätsbibliotheken, Museen, Archive, regionale Buchhandlungen, Buchblogger, regionale Presse
Flyer zum Buch
Der Flyer enthält eine Kurzbeschreibung, eine längere Leseprobe, Portraitbild von Theodor Althaus sowie Kurzbiografie, Autorenfoto und Kurzvita, Impressum und Hinweis zu weiteren Informationen auf meiner Homepage www.renatehupfeld.de
Blog zum BuchIm Blog zum Buch poste ich Leseproben, Zeitungsartikel des Protagonisten, Informationen zum historischen Hintergrund und Hinweise auf Jahrestage wie die Eröffnung des ersten deutschen Parlamentes in der Paulskirche oder die Verkündung der Grundrechte sowie Geburtstag, Verhaftung und Todestag: http://theodoralthaus.blogspot.de/
Lesungen
- Buchhandlung Akzente in Hamm (mit Musik Duo)
- Malwida von Meysenbug Gesellschaft in Kassel
- Grabbe Gesellschaft in Detmold
- historisches Museum Fünte in Mülheim an der Ruhr (mit Musik Duo
Presse
Gespräch mit dem Kulturredakteur der lokalen Presse als Vorbereitung zu einem längeren Artikel, der im WA Hamm erschien: http://goo.gl/qWsmWF
Social MediaAccounts und Fanseiten bei Facebook, Twitter und Google+ zur Information über Buchvorstellungen, Blogartikel, Aktionen, Lesungsankündigungen und –berichte
Fan- und Autorenseiten
- Facebookseite „Revolutionär in Deutschland“, auf der Hinweise zum Buch, zu Blogartikeln, Lesungstermine und Berichte über Lesungen, zu Shops und Rezensionen gepostet werden.
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Administration und Austausch in der Facebookgruppe „Deutsche Revolution 1848 / 49“
xtme.lesen
Textprobe als BlindDate mit einem eBook bei xtme.lesen eingestellt (Text Nr. 355)
Theodor Althaus Texte bei Beam
Im beam eBook Shop biete ich Texte von Theodor Althaus aus den Jahren 1845 bis 1850 zum kostenlosen Download an. Im kleinen Werbeteil am Schluss weise ich jeweils auf die Biografie „Theodor Althaus – Revolutionär in Deutschland“ und die als E-Book bei KDP und Beam erhältliche biografische Erzählung „Malwida und der Demokrat“ (Malwida von Meysenbug und Theodor Althaus) hin. Die Reihe wird fortgesetzt, als nächstes werden „Erinnerungen an Julius Fröbel“ erscheinen. Bisher stehen folgende Titel zum Download zur Verfügung:
- Ein Freiheitstanz (Satire auf die Affäre Königs Ludwig I. mit Lola Montez -1847)
- Nordischer Wintergarten – Gedichte für Malwida (1845)
- Rheinfahrt im August (1846)
- Robert Blum (1850)
- Erinnerungen an Gottfried Kinkel (1850)

Marketing Unterstützung
Unterstützung erfahre ich durch Freunde und Follower bei Facebook, Twitter und Google+, die das Buch sowie Blogartikel empfehlen bzw. meine Empfehlungen zu Blogartikeln und Shops teilen, außerdem in Buchvorstellungen und Rezensionen in Publikationen, auf Plattformen, Seiten, in Magazinen und Blogs:
Qindie Autorenkorrektiv: http://www.qindie.de/?attachment_id=7714
Gundel Limbergs Magazin Best of Indie - gute eBooks: http://goo.gl/Zo8kO3
Lutz Schafstädts eBook-Sonar: http://goo.gl/qeKu5
Bruder Lustigs Kopfnüsse: http://goo.gl/1C2Ko
Lena Glücks Blog: http://goo.gl/A1XWH

Elsa Riegers EBOOK-SALON: http://goo.gl/uuUY5
Wolfgang Schwerdts Kulturstrom: http://goo.gl/Hx1dH
Bruder Lustigs Mopsmaschine: http://goo.gl/LIIWYV
Jahrbuch Vormärz Forschung:  
http://goo.gl/VHN74
Grabbe Jahrbuch: http://goo.gl/JVEvg:

Marketing Erfolge
Verkäufe
Printbücher werden über meine eigene Plattform, in Buchhandlungen, Museumsshops und nach meinen Lesungen verkauft. Die fanden statt in der Buchhandlung Akzente in Hamm, bei der Malwida von Meysenbug Gesellschaft in Kassel, der Grabbe Gesellschaft in Detmold und im historischen Museum Fünte in Mülheim an der Ruhr. Es war ein schöner Erfolg, dass ich den Besuchern meinen Protagonisten, der ja weitgehend unbekannt ist, mit den politischen Hintergründen nahebringen konnte. Der E-Book Verkauf läuft im Kindle Shop und bei Beam, der könnte allerdings etwas zulegen. Ich betrachte die Publikation als Langzeitprojekt, werde sie warmhalten und denke, auch für dieses Genre ist das digitale Lesen die Zukunft.
Lesungen
Bei den Veranstaltungen in Hamm und in Mülheim hatte ich musikalische Unterstützung von zwei jungen Musikern (Gesang und Gitarre) mit inhaltlich fein ausgesuchten Songs. Dieses Arrangement kam sehr gut an und dürfte gerne weitere Einladungen von Veranstaltern nach sich ziehen.
Austausch
Durch den Blog zum Buch sowie die Seiten und Gruppe bei Facebook gibt es hin und wieder einen guten Austausch mit Lesern, die an der deutschen Revolution 1848/49 ein besonderes Interesse haben oder deren Interesse von meinen Maßnahmen geweckt wurden, auch mit Studierenden, die sich gerade mit dem Thema beschäftigen und in Theodor Althaus einen Gleichaltrigen entdecken, dem die politischen und gesellschaftlichen Umstände das Leben verdammt schwer gemacht haben.
Rezensionen
Das Buch wurde, außer bei Amazon, im Jahrbuch Vormärz Forschung und im Grabbe Jahrbuch, im Blog zur Lebensgeschichte von Theodor Althaus nachzulesen, sowie in den Blogs „Bruder Lustigs Mopsmaschine“ und im „Kulturstrom“ von Wolfgang Schwerdt rezensiert und besprochen. Hier mal zwei Kommentare, die mich ganz besonders gefreut haben:
- Jahrbuch Vormärz Forschung (Aisthesis Verlag)  http://goo.gl/VHN74:
"Man kann es der Autorin nicht hoch genug anrechnen, wie sachkundig und informativ sie den Konflikt um die Bildung der provisorischen Zentralgewalt in der Paulskirchenversammlung darlegt und die Haltung der Demokraten, die vor allem durch Robert Blum repräsentiert wurde ..." (Wolfgang Obermaier)
-  Grabbe Jahrbuch (Aisthesis Verlag)  http://goo.gl/JVEvg:
"In einer gelungenen Mischung zwischen Roman und Information ist Frau Hupfeld [...] ein Spagat zwischen Publizität und Wissen gelungen." (Hans Hermann Jansen)
Theodor Althaus Texte bei Beam
Als Erfolg betrachte ich auch die Tatsache, dass die von mir im Beam eBook Shop bereitgestellten Gratis Downloads von bisher 5 E-Books mit Texten von Theodor Althaus aus den Jahren 1845 bis 1850 geladen werden (900 in 2013 und bereits 60 im Januar 2014).

Autorin
Ich wohne in Hamm in Westfalen. Mein Schreiben begann mit Tagebuch, lyrischen Notizen und Kurzgeschichten. Das historische Setting wurde für mich interessant mit der Entdeckung, dass ein Vorfahre namens Friedrich Wilhelm Hupfeld im Jahre 1845 sein idyllisches Dorf am Meißner verlassen hatte und nach Australien ausgewandert war. Er hatte zahlreiche Nachkommen, die auf der Suche nach ihren Wurzeln über meine Homepage den Kontakt fanden zu den deutschen Hupfelds, also unserer Familie, der in gegenseitigen Besuchen intensiviert wurde und den ich in meinem Australien Reisebericht (E-Book) dokumentiert habe. Der Hupfeld aus Hessen war ja kein Einzelfall und so beschäftigte mich die Frage: Was war eigentlich in Deutschland los, wenn so viele Menschen ihr Heimatland verließen? Es wurde richtig spannend, als ich einigen Protagonisten des Vormärz und der deutschen Revolution von 1848 begegnete. Und was war mit den Frauen? Ich entdeckte Malwida von Meysenbug und ihren Freund, den Revolutionär Theodor Althaus, eine faszinierende Persönlichkeit, dessen kurzer schicksalhafte Lebensweg mich in besonderer Weise berührte. Obwohl er der Nachwelt eine Fülle von Erzählungen, Gedichten, Essays, Zeitungsartikel, Briefen und Tagebuchnotizen  hinterlassen hat, ist er weitgehend unbekannt. Seinen Spuren folgte ich in seinem Heimatort Detmold und seinen Wirkungsstätten Bonn, Berlin, Jena, Leipzig, Bremen, Hannover und Gotha, wo er nach schicksalhaften Verwicklungen in den Wirren der Revolution und Reaktion knapp dreißigjährig starb. Für einen wie ihn, der sich nicht verbiegen ließ und überaus wortstark sagte und schrieb, was er dachte, gab es keinen Platz im Deutschland des 19. Jahrhunderts. Mich haben seine Botschaften erreicht und ich habe seine Lebensgeschichte aufgeschrieben.
Informationen zum Buch, zur längeren Erzählung „Malwida und der Demokrat“, zu Reiseberichten und Sammlungen von Kurzgeschichten sowie weiteren Projekten gibt es auf meiner Homepage www.renatehupfeld.de

Informationen zum Buch und Marketing am 22. Januar 2014 beim Indie Autor Wettbewerb.


... und auf der Shortlist 


Sonntag, 12. Januar 2014

Erinnerungen an Gottfried Kinkel



Theodor Althaus war 18 Jahre alt, als er an einem Oktobertag des Jahres 1840 die Wohnstube des Pfarrhauses Unter der Wehme in Detmold verließ, zu Fuß nach Paderborn ging und von dort mit der Postkutsche an den Rhein fuhr. Der älteste Sohn des lippischen Generalsuperintendenten hatte ein glänzendes Abiturexamen abgelegt und wollte an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn Theologie zu studieren. Und es war schon etwas Besonderes, von einer der ersten Amtshandlungen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. zu profitieren und bei der Einschreibung vom gerade rehabilitierten Rektor Ernst Moritz Arndt persönlich begrüßt zu werden. Berechtigte Hoffnung auf ein einheitliches, freies und demokratisches Deutschland lag in der Luft. Doch in den beiden Vertretern der theologischen Fakultät, den Professoren Nitzsch und Bleek, sah der junge Stürmer aus dem Fürstentum Lippe diese Hoffnungen nicht erfüllt. Das sah er lediglich in den überzeugenden Vorträgen des fünfundzwanzigjährigen Dozenten Gottfried Kinkel.  Bei ihm hörte er Kirchengeschichte und das mit Begeisterung und großem Respekt. Später gehörte er zum studentischen Kreis der wöchentlichen Kränzchen, zu denen Kinkel eine kleine Anzahl seiner Schüler in das Poppelsdorfer Schloss einlud. Die Verehrung des Theologiestudenten aus Detmold ging so weit, dass er seinem Dozenten bei bestimmten Themen seines Unterrichtsfaches inhaltlich zuarbeitete. So entwickelte sich über die Kränzchenabende hinaus eine Freundschaft, die auch nach Beendigung des Studiums anhielt.
Im Sommer des Jahres 1846 trafen sie wieder zusammen. Drei Jahre nach Beendigung des Theologiestudiums hatte sich für den Kandidaten Theodor Althaus keine berufliche Perspektive ergeben. Als Schriftsteller und Journalist  lebte er im Detmolder Elternhaus und hatte gerade eine längere Schrift über die Zukunft des Christenthums verfasst. Während einer Wanderreise an den Rhein besuchte er seinen ehemaligen Dozenten Gottfried Kinkel in Bonn. Der war nach seiner Heirat mit der geschiedenen Johanna Mockel umhabilitiert worden und unterrichtete inzwischen das Fach Kunstgeschichte. Im vertrauten Gespräch stellten die beiden fest, wie wenig sich die Hoffnungen auf ein einheitliches demokratisches Deutschland erfüllt hatten. Deutschland war nach wie vor zersplittert in 36 Einzelstaaten, in denen der jeweilige König, Fürst  oder Großherzog auf dem Hintergrund der Karlsbader Beschlüsse mehr oder weniger despotisch gegen seine Untertanen regierte.  Wenige besaßen viel und weite Teile der Bevölkerung litten Not und hungerte.

In ihren jeweiligen Zusammenhängen kämpften Kinkel und Althaus gegen diese Ungerechtigkeiten. Unabhängig voneinander wurden sie im Strom des Revolutionsjahres 1848 mitgerissen und gehörten zu denjenigen, deren Laufbahn im Zusammenhang mit den Reichsverfassungskämpfen im Mai 1849 schicksalhaft endete. Kinkel landete nach der Teilnahme am Sturm auf das Siegburger Zeughaus sowie am badischen Aufstand im pommerschen Zuchthaus Naugard und Althaus als Redakteur der Zeitung für Norddeutschland wegen eines Artikels mit Aufruf zur Bildung eines Ausschusses zur Durchführung der in Frankfurt vollendeten Reichsverfassung im Staatsgefängnis St. Godehard in Hildesheim. Hier schrieb er im Jahre 1850 seine persönlichen Erinnerungen Aus dem Gefängniß, in denen er neben Robert Blum, Heinrich von Gagern und Julius Fröbel seinem Freund Gottfried Kinkel ein Kapitel widmete. 

Gratis Download im Beam eBook Shop:




Mittwoch, 1. Januar 2014

Zeitung für Norddeutschland am 1. Januar 1849





Am 1. Januar 1849 erschien die erste Ausgabe der Zeitung für Norddeutschland. Ihren Lesern stellte sie sich als überregionales demokratisches Blatt vor. Hier ist der erste Artikel des leitenden Redakteurs Theodor Althaus:

Am Jahreswechsel

*Der Rückblick und das Vorwärtschauen zu dem uns beim Uebergange vom alten in das neue Jahr die  S i t t e  auffordert, erscheint uns heute als  eine selten so sehr empfundene  N o t h w e n d i g k e i t. Die Weltbewegung des großen Jahres löste in den Geistern die alte Ordnung der Gedanken, und wechselnd gewann einer nach dem andern von ihnen die ungemessene Herrschaft; die Arbeit an dem allgemeinen Werke der Erneuung forderte einen so rastlosen Dienst, daß die Parteien oft ohne viel Besinnen die Werkzeuge wählten und die wahren Mittel und Kräfte wiederholt verkannten. Diese Rastlosigkeit, dieses Ueberstürzen von ungeahnten Entwicklungen und Ereignissen Schlag auf Schlag, ließ mehr als einmal das Ziel aus den Augen verlieren, wenn von den erschütternden Stimmen der Revolution Herzen und Geister überwältigend bewegt wurden.
Für diesen Blick auf das große Ganze der nächsten Vergangenheit und Zukunft unsers Vaterlandes ist es jetzt, wo die letzten Entscheidungen auf eine Weile vertagt und die Gemüther zu einer Art von Erbebung in die Macht der Verhältnisse zurückgekehrt sind, ein günstiger Zeitpunkt. Die Ruhe fördert die gute Sache nicht weniger als die Leidenschaft, die Klarheit arbeitet für sie nicht schlechter, als die aufgeregte Begeisterung. Die Schüler und Meister der alten Diplomatie haben nur dadurch den alten Bau wieder zusammenfügen und die kühnen Pläne zum neuen zerstören können, weil sie, niemals von eignem Herzensdrang beirrt, und stets ungläubig an eine nachhaltige Macht der Geistesbewegungen, ruhig die bestehenden Verhältnisse berechneten und mit den organisirten, disciplinirten Kräften wirkten. Und darum, weil diese Umschau und ein  R e s u l t a t  bringen soll zur Kräftigung und Sammlung unserer Politik, versagen wir es uns, die Stimmen aus allen Höhen und Tiefen, die Schlachtrufe, die Triumphlieder und Grabgesänge aus der deutschen und europäischen Geschichte dieses Jahres in einen ergreifenden Chor zu sammeln. Wir glauben zu der  E r k e n n t n i ß  mitwirken zu müssen, welche jetzt mächtiger ist, als Schmerz und Hoffen. –
Eine neue Welt ging uns Deutschen auf; es war natürlich, daß wir zu viel auf das Allgemeine, auf alle höchsten Güter der Menschheit blickten; aber das Viele, was wir erfassen wollten, konnten wir nicht zugleich festhalten. Die edle menschliche Theilnahme an den verwandten Völkerschicksalen ließ uns die ganze Bewegung zu sehr als eine überall gleiche und dieselbe erscheinen. Wir vergaßen darüber das  E i g e n t h ü m l i c h e  und  U n t e r s c h e i d e n d e  der  d e u t s c h e n  Bewegung stets im Auge zu behalten, aber gerade  d i e s  müssen wir jetzt erkennen, weil nur aus diesem  e i g e n s t e n  Charakter die neuen Kräfte zu entwickeln sind, deren wir nach so bittern Niederlagen bedürfen.
Uns erschien nach der Schmach unserer politischen Zustände die  F r e i h e i t  als das wesentliche Ziel und der eigentliche Charakter der deutschen Revolution. Sie war und ist uns freilich so nothwendig wie die Lebenslust, und immer bleibt die Ausbildung der Demokratie ein wesentliches Ziel. Aber – in einem demokratischen Blatte dürfen wir es ohne Furcht vor Missverständnissen sagen: - es war ein theilweiser Irrthum, wenn man in der Freiheit das  E i g e n t h ü m l i c h e  dieser Bewegung vorherrschend erkennen wollte. Sie war es vielmehr, die Deutschland mit allen Völkern  g e m e i n s a m  hatte; nicht die deutsche, sondern die französische Revolution des vorigen Jahrhunderts hat die Prinzipien der Freiheit und Gleichheit, und diese allein, den Mächten der alten Welt blutig abgerungen. Wir kannten sie, wir hatten sie allen liberalen Glaubensbekenntnissen; und ohne große Kämpfe, ohne kräftigen Widerstand haben wir diese Fahnen zum Siege getragen. Die demokratischen Institutionen , in den Grundrechten der conservativen Reichsversammlung festgestellt, in die meisten Einzelverfassungen schon übergegangen, ja selbst von der monarchischen Gewalt in Preußen octroyirt,  s i n d  e r r u n g e n  für Deutschland. Wir haben in ihnen die Mittel, diesen Geist im ganzen Umfang der politischen  F o r m e n  von einer Stufe zur andern, und vom Mittelpunkt bis in alle Spitzen des Lebens durchzubilden, und wer mit freiem Blick an der Schwelle des neuen Jahres die großen Züge des Ganzen erfasst, wird diese Kräfte zu stolz empfinden, als daß er dem Fastnachtsspiel des Belagerungszustandes, den Chicanen der Processe, und allen widerwärtigen Kämpfen, in denen die alten Gewalten einen Scheinconstitutionalismus zurückzuerobern suchen, noch die Ehre anthäte, ihre Besiegung für das wesentliche und hauptsächliche Ziel unsers Strebens zu halten. Diesen Unwürdigkeiten werden die ersten Worte in den preußischen Kammern ein Ende machen. Was an jenen Grundmauern der Demokratie noch fehlt, wird bald vollendet sein; und dahin blickt kein banges und zweifelndes Auge.
Noch im alten Jahre sind diese Grundrechte als Reichsgesetz verkündet, und wo sie Widerstand finden, richtet er sich nicht gegen die Bestimmungen, in denen freie Völker die genügende Gewähr der Freiheit erkennen. Aber lasst sie eingeführt sein, lasst in ihrem Sinne die gesetzgebende Arbeit in den Einzelstaaten beginnen: damit ist unsere Aufgabe nicht geschlossen und unser Ziel nicht erreicht. Mit diesen Freiheiten sind die Schranken noch nicht gefallen, die uns gehemmt und eingeengt haben; mit ihnen hat Deutschland noch keine Macht, in die große Arbeit der Völkerbefreiung, der internationalen Verbrüderung und Gerechtigkeit ebenbürtig einzutreten; mit ihnen mag der Preuße wie der Baier frei sein, - aber  D e u t s c h l a n d  ist noch keine  N a t i o n. Das volle Gefühl unserer Selbstständigkeit, das hohe Ziel unseres eigensten Berufs, und endlich die von Geist zu Geist entzündete, von Hand zu Hand verbundene Kraft zum öffentlichen Leben und großen Schaffen -  f e h l t  uns, so lange uns die  E i n h e i t  fehlt!
Die Einheit Deutschlands! Sie war es, gegen die der Haß am tiefsten wurzelte, für die die Liebe am nachhaltigsten gedauert hat. Sie ist das Wort unserer Zukunft, das wir nicht ererbt noch gelernt haben und deren Gesetze wir aus keiner Constitution herübernehmen können wie die andern, --- weil ihre Erscheinung die  n e u e  Gestalt des Jahrhunderts, eine neue Form im Völkerleben sein wird, wie weder Amerika noch Frankreich sie gebildet haben. Was Deutschlands  e i n i g e r  G e i s t  für Europas Bildung geleistet hat, das hat bis heute Deutschlands  p o l i t i s c h e  U n e i n i g k e i t  an der  F r e i h e i t  gesündigt; und wie ein getheiltes Deutschland das Ziel und Mittel des europäischen Despotismus war, so wird nur ein einiges Deutschland das Schwerdt und Schild der europäischen Freiheit und Gerechtigkeit sein.
Wir werden daran zu Schanden werden, wenn wir noch länger kurzsichtig, wie oft die Besten, diesen Kern unserer Revolution und unserer Zukunft zerrütten lassen durch den Kampf um  F o r m e n  der Freiheit, die sich doch unfehlbar in ihrer Entwickelung gleichmäßig demokratisch ausbilden werden. Diese Gleichmäßigkeit der inneren Verfassung hat höchstens in freier Uebereinstimmung ihren Werth, aber sie ist keine Nothwendigkeit. Lassen wir der Zeit, was langsam wächst und für den Moment zu entbehren [ist?] aber  s c h a f f e n  wir um  j e d e n  P r e i s, was nur durch die unbeugsame Energie gegen die noch widerstrebenden Kräfte geschaffen oder  g e z w u n g e n  werden muß, weil es  n i c h t  zu entbehren ist. Das ist der  B u n d e s s t a a t, in welchem es nur  e i n  Ministerium des Kriegs und nur  e i n  Ministerium des Auswärtigen giebt, und in dem nur  e i n e  Gewalt,  e i n  Wille an der Spitze steht. Einzig, geschlossen, fest, daß keine fremde Macht an den Interessen von Staaten oder Dynastien  i n n e r h a l b  Deutschlands Handhaben finde, um Deutschland  s e l b s t  zu zerreißen zum Vortheil des Egoismus oder des Wehrgeizes andrer Nationen.
Wer soll dieß Deutschland schaffen? Die souveraine Nationalversammlung hat noch heute wie damals die Vollmacht dazu durch die Schwierigkeit oder Unmöglichkeit, daß es  a n d e r s  zu Stande komme. Ist das so, dann müssten wir demnach mit Verzagen die Umkehr der Verhältnisse sich vollenden sehn, durch welche alle Einzelstaaten erstarkt sind und Frankfurt geschwächt ist?
Nein, wir schließen nicht mit dieser Furcht. Was dem Reichstage nicht glücken könnte, das würden die Landtage wieder aufnehmen, und wenn er Hülfe braucht, so werden diese organisirten öffentlichen Kräfte, in edlem Wetteifer verbündet, das zu Ende führen, was aus den kleinen Zusammenkünften von Hallgarten und Heidelberg in wenig Monaten zu einer Macht gewachsen ist, mit der zu brechen doch selbst den Uebermüthigen der Muth fehlt. –
So mögen denn die, deren letzte Ziele noch weit über die Resultate dieses Jahres hinausliegen, sich jetzt mit uns zu denen stellen, die eine solche Einheit gründen wollen. Wir verlangen diese Entsagung und Selbstbeherrschung von unsren Freunden, wie wir sie selbst auch ferner üben werden. Und wie man am Menschen nicht das stets bewegliche Herz achtet, sondern den Charakter: so wird die einzig  d a u e r n d e  Empfehlung für eine Zeitung darin liegen, wenn sie durch ihre Vergangenheit bewährt hat, daß das Vaterland ihr höher als die Parteien, und die Ueberzeugungstreue mehr als Freundschaft und Feindschaft gilt. Zu einem jubelnden „Glückauf“! ist es nicht die Zeit, aber einen Gruß und Handschlag bringen wir Allen entgegen, die uns in der ernsten Arbeit begleiten und fördern wollen!

(Die zeittypische Rechtschreibung wurde beibehalten.)