Dienstag, 25. Oktober 2016

26. Oktober 1822: Theodor Althaus wird in Detmold geboren




1822 Theodor Althaus wird am 26. Oktober 1822 in Detmold im Pfarrhaus Bruchstraße 2 geboren
1840 Abitur am Gymnasium Detmold.
1840  - 1844 Studium der Theologie in Bonn, Jena und Berlin, Gedichte für Malwida von Meysenbug
1844 - 1847 Als Kandidat der Theologie ohne Anstellung im Detmolder Elternhaus.
1847 - 1848 Literat in Leipzig
1848 Leitender Redakteur der Bremer Zeitung
1849 Leitender Redakteur der Zeitung für Norddeutschland
13. Mai 1849 Leitartikel mit einem Aufruf zur Bildung eines Landesauschuss zur Verteidigung der Reichsverfassung.
14. Mai 1849 Verhaftung wegen Staatsverrats.
20. Juli 1849 Verurteilung zu drei Jahren Staatsgefängnis. Aufenthalte im Staatsgefängnis vor dem Cleverthor in Hannover, Stadtgefängnis Hannover, Staatsgefängnis St. Godehard in Hildesheim.
15. Mai 1850 vorzeitige Entlassung aus dem Gefängnis,
1850 „Aus dem Gefängniß. Deutsche Erinnerungen und Ideale“ erscheint in Bremen.
1850 Kuraufenthalt in Ostende.
1851 Scheitern einer Lehrtätigkeit an der Hochschule für Frauen in  Hamburg, weil er von den Hamburger Behörden ausgewiesen wird.
1851 Kuraufenthalt in Stuer am Plauer See.
1852 Krankenhausaufenthalt in Gotha.
Besuche des Vaters und Malwida von Meysenbugs.
Schwere Krankheit, die man heute als Leukämie kennt.
2. April 1852 Tod in Gotha





Warum Theodor Althaus?



Mittwoch, 12. Oktober 2016

Leipzig 1847: Denkmal auf dem Monarchenhügel


Eine weitere Verbindung knüpfte er zu dem drei Jahre älteren Historiker Heinrich Wuttke, der an der Leipziger Universität Vorlesungen hielt. Am 19. Oktober 1847 wanderte er früh am Morgen zusammen mit ihm in südöstlicher Richtung aus der Stadt hinaus über Feldwege, vorbei an Gebüsch, durch stille Dörfer, dann durch eine lange Pappelallee hinauf zur höchsten Erhebung dieser Gegend. Auf diesem Hügel hatten vierunddreißig Jahre zuvor die verbündeten Monarchen Kaiser Franz I. von Österreich, Kaiser Alexander I. von Russland und König Wilhelm III. von Preußen gestanden, die Kampfhandlungen der Völkerschlacht verfolgt und am Abend des 19. Oktober 1813 die Nachricht vom Rückzug der Truppen Napoleons entgegen genommen. Zur Erinnerung an diesen wichtigen Sieg hatte man auf dem Monarchenhügel ein pyramidenförmiges Denkmal aus Sandstein errichtet, das an jenem Tage eingeweiht wurde.
Über das Ereignis verfasste Theodor Althaus einen Artikel für die Bremer Weser-Zeitung, in dem er die Organisation und vor allem die Rede von Superintendent Großmann heftig kritisierte. Die Feier sei nicht dazu angetan gewesen, die tausend Anwesenden anzusprechen und auf das Wichtigste zu lenken, nämlich dass es ein Sieg der Kämpfer auf dem Schlachtfeld war und nicht das Verdienst von drei Monarchen im Glauben an Gott, wie der Redner weismachen wollte. Mit Wuttke war Althaus einig, dass eine Rede von Robert Blum die richtigen Akzente gesetzt hätte. Ja, es hätte sogar schon seine Anwesenheit gereicht. Eine Feier für das Volk sei diese Einweihungsfeier nicht gewesen. Sein Fazit: Aber wenn an einem solchen Siegestage des Volks, das Volk nur wie das Publikum zum allerhöchsten Fest, nur wie Staffage um den Thron, den es doch allein wieder aufgerichtet hat, erscheint: dann wird es doch selbst im Herbste zu dumpf und schwül in der deutschen Luft. Fort, fort von hier!
Als der Artikel Das Denkmal auf dem Monarchenhügel in Leipzig am 24. Oktober 1847 im Sonntagsblatt zur Weser-Zeitung erschien, war Theodor die Aufmerksamkeit in der Stadt Leipzig gewiss. Die Empörung bei den Verantwortlichen war so groß, dass er schon fürchten musste, ausgewiesen zu werden. Seine Freunde im Museum und Café dagegen beglückwünschten ihn zu diesem klaren politischen Statement. Ignaz Kuranda war so begeistert, dass er auf ihn zukam mit der Bitte, unbedingt für die Grenzboten zu schreiben. Einige Tage später beim Schillerfest merkte er dann noch einmal, dass er sich in den oppositionellen Kreisen etabliert hatte. Seit 1840  wurde dieses Fest jährlich von Robert Blum und dem von ihm gegründeten Schillerverein organisiert. Als der Detmolder Querdenker abends den von Menschen dicht gefüllten Festsaal im Hôtel de Pologne in der Hainstraße betrat, wurde er mit stürmischem Beifall empfangen. Und wie zu besten Zeiten als Burschenschaftler, hielt er eine Rede vor hunderten Festgästen.

Donnerstag, 6. Oktober 2016

6. Oktober 1848: Trauerspiel in Wien


Der Umzug nach Hannover verzögerte sich und das politische Geschehen nahm unentwegt seinen Lauf, das hieß, die redaktionelle Arbeit ging weiter. In der Frankfurter Paulskirche hatten die Abgeordneten der Nationalversammlung auch bei zunehmender Fraktionsbildung noch immer ein gemeinsames Ziel, eine Reichsverfassung. Die Arbeit an den Grundrechten und einzelnen Passagen des Verfassungswerks ging voran. Man diskutierte in Ausschüssen, bearbeitete Texte und fasste Beschlüsse. Darüber und über den Ablauf der Sitzungen in der Paulskirche informierte die Bremer Zeitung ihre Leser regelmäßig und ausführlich, ebenso über Entwicklungen und Geschehnisse in den einzelnen Ländern.
Ruhe gab es nicht. In jenen Oktobertagen des Jahres 1848 sorgte die österreichische Hauptstadt für Schlagzeilen. Da die blaugelbe Habsburgermonarchie so viele verschiedene Volksstämme unter sich vereinigte, waren die revolutionären Zentren entsprechend weit gestreut. Neben Wien waren das zum Beispiel auch Prag, Mailand und vor allem Ungarn. Unter dem Titel  Revolution in Wien am 6. und 7. October ließ Althaus am 10. Oktober zwei Korrespondentenberichte vom Schauplatz des Geschehens in Wien abdrucken. Demnach gab es eine Meuterei von Angehörigen zweier Bataillone, die auf Anordnung des Kriegsministers Latour gegen die aufständischen Ungarn ausrücken sollten. Den Verweigerern schlossen sich Arbeiter und Studenten an und unterstützten sie mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. In der Nähe des Nordbahnhofs wurden Eisenbahngleise zerstört und die Taborbrücke durch Entfernen eines Jochs und den Bau einer stabilen Barrikade unpassierbar gemacht. Mit weiteren Barrikaden versuchten sie den Nachschub der Armee zu stoppen. Eine aufgebrachte Menge stürmte zum Kriegsgebäude. Dort wurde Latour aufgespürt und ermordet. Nach Eroberung des Zeughauses waren die Aufständischen bewaffnet. Auf beiden Seiten gab es Tote und Verletzte. Kaiser Ferdinand I. verließ mit seinem gesamten Hof das Schloss Schönbrunn und der Wiener Reichstag übernahm sowohl die konstituierende als auch die exekutive Gewalt. Fazit des Wiener Korrespondenten: Beim Schlusse dieses Berichtes war ganz Wien bewaffnet und, eine übrig gebliebene Aufregung abgerechnet, ruhig. Grund zum Jubeln? Nein, meinte der leitende Redakteur der Bremer Zeitung und erinnerte tags darauf an die gemeinsame Zugehörigkeit der Slaven und Magyaren zur Habsburger Dynastie und die Bedeutung dieses Mehrvölkerlandes für Deutschlands demokratische Entwicklung. Die sei weder in der slavischen Affinität zur Monarchie ausgeschlossen noch sei sie im magyarischen Unabhängigkeitsstreben garantiert. Die Kämpfe in Wien wertete er nicht als revolutionären Erfolg, sondern als beginnenden Bürgerkrieg mit gräulichen Bildern wie die Blutlachen im Stephansdom und den ermordeten Minister Latour aufgehängt an einer Laterne vor dem Kriegsgebäude. Wir sehen mit tiefem Schmerze und noch ohne versöhnende Hoffnung für die wahre deutsche Einheit, den Beginn des Bürgerkriegs und den Wiederausbruch der kaum versöhnten Völkerfeindschaft in den Octobertagen von Wien.
Dabei hatte das Trauerspiel Oesterreich so vielversprechend begonnen mit einem Frühlingsschauer von Liebe, Dank, Jubel und stolzer Freude, der Metternich, den verhassten Drahtzieher des Deutschen Bundes, verjagt hatte. Althaus dachte an seine vor der Knute Metternichs geflüchteten österreichischen Dichterfreunde in Leipzig und deren Erzählungen von jungen Märtyrern der Freiheit und von Klagelauten jenseits der schwarzgelben Schranken, die am 13. März 1848 gefallen waren. In diesem Wiener Frühling war sowohl der Zusammenhalt der österreichischen Volksgruppen als auch die Zugehörigkeit zu Deutschland in Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gegeben. Doch mit den Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Volksgruppen und der militärischen Einmischung der Deutschen war das gemeinsame Ziel völlig verwischt und für Althaus in weite Ferne gerückt.
Das Trauerspiel hatte den Höhepunkt noch nicht erreicht. Die Stadt Wien wurde von kaiserlichen Truppen unter Windischgrätz eingekesselt und am 31. Oktober 1848 zurückerobert. Zweitausend Todesopfer, viele Verletzte und schreckliche Verwüstungen hatte der Aufstand gekostet. Und die herrschenden Rächer wüteten gnadenlos mit Verhaftungen, Verhören und Todesurteilen.