Posts mit dem Label Malwida von Meysenbug werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Malwida von Meysenbug werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, 23. November 2017

Malwida von Meysenbug

Pfarrhaus "Unter der Wehme" in Detmold
In ein offenes Herz hatte er ein Jahr zuvor gesät. Die sechs Jahre ältere Malwida von Meysenbug hatte nicht vergessen, was der große junge Mann mit den langen dunklen Locken im April 1843 von der Kanzel der Detmolder Stadtkirche gepredigt hatte. Seine Botschaften hatten ihre aristokratisch geprägten Ansichten ins Wanken gebracht, Zweifel ausgeräumt, Fragen beantwortet und ihr den Impuls zu einer für eine junge Frau in ihren Kreisen ungewöhnliche Aktion gegeben. Sie gründete einen Verein für Arme, in dem Mädchen und junge Frauen der besser gestellten Gesellschaft sich zusammenfanden, um mit Hilfe von Sammlungen und Spenden arme Familien zu unterstützen, von denen es nicht wenige in Detmold gab.
Im Rahmen dieser Treffen entstand eine Freundschaft zwischen ihr und der siebzehnjährigen Elisabeth, der Schwester ihres Apostels, so nannte Malwida den verehrten Prediger insgeheim. Es blieb nicht aus, dass im vertrauten Gespräch hin und wieder über ihren Bruder und dessen Gedanken und Ideen geredet wurde.
Als Malwida von Meysenbug zusammen mit ihrer Schwester Laura eines Abends in die Althaus’sche Wohnstube eingeladen war, erfolgte die erste persönliche Begegnung mit Theodor Althaus. Beide fühlten sich sofort einer vom anderen angezogen und empfanden eine starke Übereinstimmung ihrer Gedanken in vielen Punkten.
Beim nächsten Treffen, das im Meysenbug’schen Palais stattfand, konnte die im Gedankenaustausch erlebte Nähe nicht intensiviert werden, weil Malwida in der elterlichen Umgebung eine seltsame Befangenheit spürte. Jedoch stellten beide eine weitere Gemeinsamkeit fest, ihre Zuneigung zu Theodors Schwester Elisabeth, die sie die „Kleine“ nannten.
Die Kleine war dann auch in den folgenden Sommerwochen immer dabei, wenn die beiden sich trafen. Sie war ihre Vertraute, nahm an den Gesprächen teil und spielte den Briefboten vom Pfarrhaus zum Palais der Meysenbugs in der Hornschen Straße.
Elisabeth war auch dabei, als Theodor den ersten Schritt auf seine Freundin zu ging, um ihr zu zeigen, wie sehr er sie mochte. Überraschend standen Bruder und Schwester eines frühen Morgens an der Post, um Malwida zu verabschieden, die sich auf den Weg in südliche Gegenden machte, um zusammen mit ihrer Schwägerin, deren Kindern und Dienstpersonal den Winter in angenehmem Klima zu verbringen. Theodor übergab ihr einen Blumenstrauß mit Briefanhang, auf dem ein Zitat aus einem Gedicht von Torquato Tasso zu lesen war: „I suoi pensieri in lui dormir non ponno.“ Die Botschaft war zwar in italienischer Sprache verfasst, jedoch klar. Er wollte der Angebetenen mitteilen, dass er immer an sie dachte und sie ihm schlaflose Stunden bereitete.



Dienstag, 25. Oktober 2016

26. Oktober 1822: Theodor Althaus wird in Detmold geboren




1822 Theodor Althaus wird am 26. Oktober 1822 in Detmold im Pfarrhaus Bruchstraße 2 geboren
1840 Abitur am Gymnasium Detmold.
1840  - 1844 Studium der Theologie in Bonn, Jena und Berlin, Gedichte für Malwida von Meysenbug
1844 - 1847 Als Kandidat der Theologie ohne Anstellung im Detmolder Elternhaus.
1847 - 1848 Literat in Leipzig
1848 Leitender Redakteur der Bremer Zeitung
1849 Leitender Redakteur der Zeitung für Norddeutschland
13. Mai 1849 Leitartikel mit einem Aufruf zur Bildung eines Landesauschuss zur Verteidigung der Reichsverfassung.
14. Mai 1849 Verhaftung wegen Staatsverrats.
20. Juli 1849 Verurteilung zu drei Jahren Staatsgefängnis. Aufenthalte im Staatsgefängnis vor dem Cleverthor in Hannover, Stadtgefängnis Hannover, Staatsgefängnis St. Godehard in Hildesheim.
15. Mai 1850 vorzeitige Entlassung aus dem Gefängnis,
1850 „Aus dem Gefängniß. Deutsche Erinnerungen und Ideale“ erscheint in Bremen.
1850 Kuraufenthalt in Ostende.
1851 Scheitern einer Lehrtätigkeit an der Hochschule für Frauen in  Hamburg, weil er von den Hamburger Behörden ausgewiesen wird.
1851 Kuraufenthalt in Stuer am Plauer See.
1852 Krankenhausaufenthalt in Gotha.
Besuche des Vaters und Malwida von Meysenbugs.
Schwere Krankheit, die man heute als Leukämie kennt.
2. April 1852 Tod in Gotha





Warum Theodor Althaus?



Mittwoch, 28. November 2012

Nordischer Wintergarten


Wie ein „Nordischer Wintergarten“ musste Theodor Althaus die kleine Welt in Detmold vorgekommen sein, als seine Freundin Malwida von Meysenbug im Herbst 1844 für einige Monate in die Provence reiste. Ohne berufliche Perspektive nach dem Abschluss seines Studiums waren die Gespräche mit ihr mehr als nur Lichtblicke gewesen. Er hatte sich verliebt in die Frau, die seit seiner ersten Predigt in ihm einen jungen Apostel sah. Poetische Abschiedsgrüße gab er ihr mit auf die Reise und schrieb weitere Gedichte in seiner einsamen Dichterstube. 

Widmung

Wie diese Lieder sind entsprungen.
Zu sagen weiß ich selbst es kaum;
In dunkler Zeit ward ich umschlungen
Von einem fesselnd holden Traum.

Mir waren weit in kranken Stunden
Die zarten Geister all’ entflohn;
Da fühlte sich das Herz gesunden
An deiner Stimme süßem Ton.

Als ich dich sah, da fühlt’ ich wieder,
Daß jung und reich noch ist mein Herz,
Daß ich noch Blüthen hab’ und Lieder,
Nicht bloß des Geistes schweres Erz.

Und wie die Frühlingsblüthen danken
Der Sonne, die sie rief zum Licht:
So gönn’ auch diesen frischen Ranken,
Daß um dein Haupt ihr Kranz sich flicht.


Sehnsucht

Ich fühle mich vom Kampf ermüden,
Von all dem Grübeln bleich und matt;
Mein Herz, du sehnst dich wohl nach Frieden,
Nach einer holden Ruhestatt?

Du wärst wohl gern in Südens Fernen
Von sanften Lüften eingewiegt?
Doch ach, du musstest oft schon lernen,
Daß nur der Wunsch hinüberfliegt.

Es fröstelt dich in deinem Norden
Mit seinem bleichen Schneegewand;
Sein Himmel ist so grau geworden,
So schwer, wie ich es nie empfand.

Mein armes Herz, was nun beginnen?
Natur ist bis zum Frühling todt,
Und  S e h n s u c h t  nur hast du von innen
Nach einem warmen Lebensroth.

Ja, wenn dir das erschiene, trieben
Die Blumenknospen vor der Zeit,
Du würd’st dich in den Schnee verlieben,
Und sängst des Winters Herrlichkeit!


Hyazinthe.

O herrlicher Frost, o Winterpracht,
Wie könnt ihr die Brust so schwellen!
Der ganze Himmel ist blau und lacht,
Und mir sprudeln die frischesten Quellen.

Eine Frühlingsblume hab’ ich gesehn,
Trotz Eis und rauhen Lüften,
Eine Hyazinthe roth und schön:
Ich bin wie berauscht von Düften!

Es ist alles vergessen, ist alles gut,
Und das Leben geht auf im Norden!
Mir ist als würde hellroth mein Blut,
Das so schwarz und trübe geworden.

Es strömt ins Herz und in die Wangen mir,
So oft ich sie nur sehe;
Ich hab’ keine Ruh, bin ich fern von ihr –
Und noch minder in ihrer Nähe!

Da umflimmern mich rothe Phantasien,
Und keine Stunden zähl’ ich;
Im Herzen spür’ ich ein Wachsen und Blühn
Und ein Singen so heimlich und selig. –

Ach,  e i n e n  Aerger hab’ ich nur!
Misanthropisch könnte ich werden,
Wenn ich sehe, wie sie mir sind auf der Spur,
Die Philisterinnengeberden;

Wenn es überall schon schwatzt und gafft –
Wohl- oder Uebelgesinnte  -:
Ueber meine romantische Leidenschaft
Für die schöne Hyazinthe!



zu:


Theodor Althaus - Revolutionär in Deutschland



erzählende Biografie von Renate Hupfeld

Taschenbuch bei  http://www.text-und-byte.de/