Dienstag, 6. Januar 2015

1. Januar 1849: Am Jahreswechsel





*Der Rückblick und das Vorwärtschauen zu dem uns beim Uebergange vom alten in das neue Jahr die  S i t t e  auffordert, erscheint uns heute als  eine selten so sehr empfundene  N o t h w e n d i g k e i t. Die Weltbewegung des großen Jahres löste in den Geistern die alte Ordnung der Gedanken, und wechselnd gewann einer nach dem andern von ihnen die ungemessene Herrschaft; die Arbeit an dem allgemeinen Werke der Erneuung forderte einen so rastlosen Dienst, daß die Parteien oft ohne viel Besinnen die Werkzeuge wählten und die wahren Mittel und Kräfte wiederholt verkannten. Diese Rastlosigkeit, dieses Ueberstürzen von ungeahnten Entwicklungen und Ereignissen Schlag auf Schlag, ließ mehr als einmal das Ziel aus den Augen verlieren, wenn von den erschütternden Stimmen der Revolution Herzen und Geister überwältigend bewegt wurden.
Für diesen Blick auf das große Ganze der nächsten Vergangenheit und Zukunft unsers Vaterlandes ist es jetzt, wo die letzten Entscheidungen auf eine Weile vertagt und die Gemühter zu einer Art von Erbebung in die Macht der Verhältnisse zurückgekehrt sind, ein günstiger Zeitpunkt. Die Ruhe fördert die gute Sache nicht weniger als die Leidenschaft, die Klarheit arbeitet für sie nicht schlechter, als die aufgeregte Begeisterung. Die Schüler und Meister der alten Diplomatie haben nur dadurch den alten Bau wieder zusammenfügen und die kühnen Pläne zum neuen zerstören können, weil sie, niemals von eignem Herzensdrang beirrt, und stets ungläubig an eine nachhaltige Macht der Geistesbewegungen, ruhig die bestehenden Verhältnisse berechneten und mit den organisirten, disciplinirten Kräften wirkten. Und darum, weil diese Umschau und ein  R e s u l t a t  bringen soll zur Kräftigung und Sammlung unserer Politik, versagen wir es uns, die Stimmen aus allen Höhen und Tiefen, die Schlachtrufe, die Triumphlieder und Grabgesänge aus der deutschen und europäischen Geschichte dieses Jahres in einen ergreifenden Chor zu sammeln. Wir glauben zu der  E r k e n n t n i ß  mitwirken zu müssen, welche jetzt mächtiger ist, als Schmerz und Hoffen. –
Eine neue Welt ging uns Deutschen auf; es war natürlich, daß wir zu viel auf das Allgemeine, auf alle höchsten Güter der Menschheit blickten; aber das Viele, was wir erfassen wollten, konnten wir nicht zugleich festhalten. Die edle menschliche Theilnahme an den verwandten Völkerschicksalen ließ uns die ganze Bewegung zu sehr als eine überall gleiche und dieselbe erscheinen. Wir vergaßen darüber das  E i g e n t h ü m l i c h e  und  U n t e r s c h e i d e n d e  der  d e u t s c h e n  Bewegung stets im Auge zu behalten, aber gerade  d i e s  müssen wir jetzt erkennen, weil nur aus diesem  e i g e n s t e n  Charakter die neuen Kräfte zu entwickeln sind, deren wir nach so bittern Niederlagen bedürfen.
Uns erschien nach der Schmach unserer politischen Zustände die  F r e i h e i t  als das wesentliche Ziel und der eigentliche Charakter der deutschen Revolution. Sie war und ist uns freilich so nothwendig wie die Lebenslust, und immer bleibt die Ausbildung der Demokratie ein wesentliches Ziel. Aber – in einem demokratischen Blatte dürfen wir es ohne Furcht vor Missverständnissen sagen: - es war ein theilweiser Irrthum, wenn man in der Freiheit das  E i g e n t h ü m l i c h e  dieser Bewegung vorherrschend erkennen wollte. Sie war es vielmehr, die Deutschland mit allen Völkern  g e m e i n s a m  hatte; nicht die deutsche, sondern die französische Revolution des vorigen Jahrhunderts hat die Printzipien der Freiheit und Gleichheit, und diese allein, den Mächten der alten Welt blutig abgerungen. Wir kannten sie, wir hatten sie allen liberalen Glaubensbekenntnissen; und ohne große Kämpfe, ohne kräftigen Widerstand haben wir diese Fahnen zum Siege getragen. Die demokratischen Institutionen , in den Grundrechten der conservativen Reichsversammlung festgestellt, in die meisten Einzelverfassungen schon übergegangen, ja selbst von der monarchischen Gewalt in Preußen octroyirt,  s i n d  e r r u n g e n  für Deutschland. Wir haben in ihnen die Mittel, diesen Geist im ganzen Umfang der politischen  F o r m e n  von einer Stufe zur andern, und vom Mittelpunkt bis in alle Spitzen des Lebens durchzubilden, und wer mit freiem Blick an der Schwelle des neuen Jahres die großen Züge des Ganzen erfasst, wird diese Kräfte zu stolz empfinden, als daß er dem Fastnachtsspiel des Belagerungszustandes, den Chicanen der Processe, und allen widerwärtigen Kämpfen, in denen die alten Gewlaten einen Scheinconstitutionalismus zurückzuerobern suchen, noch die Ehre anthäte, ihre Besiegung für das wesentliche und hauptsächliche Ziel unsers Strebens zu halten. Diesen Unwürdigkeiten werden die ersten Worte in den preußischen Kammern ein Ende machen. Was an jenen Grundmauern der Demokratie noch fehlt, wird bald vollendet sein; und dahin blickt kein banges und zweifelndes Auge.
Noch im alten Jahre sind diese Grundrechte als Reichsgesetz verkündet, und wo sie Widerstand finden, richtet er sich nicht gegen die Bestimmungen, in denen freie Völker die genügende Gewähr der Freiheit erkennen. Aber lasst sie eingeführt sein, lasst in ihrem Sinne die gesetzgebende Arbeit in den Einzelstaaten beginnen: damit ist unsere Aufgabe nicht geschlossen und unser Ziel nicht erreicht. Mit diesen Freiheiten sind die Schranken noch nicht gefallen, die uns gehemmt und eingeengt haben; mit ihnen hat Deutschland noch keine Macht, in die große Arbeit der Völkerbefreiung, der internationalen Verbrüderung und Gerechtigkeit ebenbürtig einzutreten; mit ihnen mag der Preuße wie der Baier frei sein, - aber  D e u t s c h l a n d  ist noch keine  N a t i o n. Das volle Gefühl unserer Selbstständigkeit, das hohe Ziel unseres eigensten Berufs, und endlich die von Geist zu Geist entzündete, von Hand zu Hand verbundene Kraft zum öffentlichen Leben und großen Schaffen -  f e h l t  uns, so lange uns die  E i n h e i t  fehlt!
Die Einheit Deutschlands! Sie war es, gegen die der Haß am tiefsten wurzelte, für die die Liebe am nachhaltigsten gedauert hat. Sie ist das Wort unserer Zukunft, das wir nicht ererbt noch gelernt haben und deren Gesetze wir aus keiner Constitution herübernehmen können wie die andern, --- weil ihre Erscheinung die  n e u e  Gestalt des Jahrhunderts, eine neue Form im Völkerleben sein wird, wie weder Amerika noch Frankreich sie gebildet haben. Was Deutschlands  e i n i g e r  G e i s t  für Europas Bildung geleistet hat, das hat bis heute Deutschlands  p o l i t i s c h e  U n e i n i g k e i t  an der  F r e i h e i t  gesündigt; und wie ein getheiltes Deutschland das Ziel und Mittel des europäischen Despotismus war, so wird nur ein einiges Deutschland das Schwerdt und Schild der europäischen Freiheit und Gerechtigkeit sein.
Wir werden daran zu Schanden werden, wenn wir noch länger kurzsichtig, wie oft die Besten, diesen Kern unserer Revolution und unserer Zukunft zerrütten lassen durch den Kampf um  F o r m e n  der Freiheit, die sich doch unfehlbar in ihrer Entwickelung gleichmäßig demokratisch ausbilden werden. Diese Gleichmäßigkeit der inneren Verfassung hat höchstens in freier Uebereinstimmung ihren Werth, aber sie ist keine Nothwendigkeit. Lassen wir der Zeit, was langsam wächst und für den Moment zu entbehren [ist?] aber  s c h a f f e n  wir um  j e d e n  P r e i s, was nur durch die unbeugsame Energie gegen die noch widerstrebenden Kräfte geschaffen oder  g e z w u n g e n  werden muß, weil es  n i c h t  zu entbehren ist. Das ist der  B u n d e s s t a a t, in welchem es nur  e i n  Ministerium des Kriegs und nur  e i n  Ministerium des Auswärtigen giebt, und in dem nur  e i n e  Gewalt,  e i n  Wille an der Spitze steht. Einzig, geschlossen, fest, daß keine fremde Macht an den Interessen von Staaten oder Dynastien  i n n e r h a l b  Deutschlands Handhaben finde, um Deutschland  s e l b s t  zu zerreichßen zum Vortheil des Egoismus oder des Wehrgeizes andrer Nationen.
Wer soll dieß Deutschlandschaffen? Die souveraine Nationalversammlung hat noch heute wie damals die Vollmacht dazu durch die Schwierigkeit oder Unmöglichkeit, daß es  a n d e r s  zu Stande komme. Ist das so, dann müssten wir demnach mit Verzagen die Umkehr der Verhältnisse sich vollenden sehn, durch welche alle Einzelstaaten erstarkt sind und Frankfurt geschwächt ist?
Nein, wir schließen nicht mit dieser Furcht. Was dem Reichstage nicht glücken könnte, das würden die Landtage wieder aufnehmen, und wenn er Hülfe braucht, so werden diese organisirten öffentlichen Kräfte, in edlem Wetteifer verbündet, das zu Ende führen, was aus den kleinen Zusammenkünften von Hallgarten und Heidelberg in wenig Monaten zu einer Macht gewachsen ist, mit der zu brechen doch selbst den Uebermüthigen der Muth fehlt. –
So mögen denn die, deren letzte Ziele noch weit über die Resultate dieses Jahres hinausliegen, sich jetzt mit uns zu denen stellen, die eine solche Einheit gründen wollen. Wir verlangen diese Entsagung und Selbstbeherrschung von unsren Freunden, wie wir sie selbst auch ferner üben werden. Und wie man am Menschen nicht das stets bewegliche Herz achtet, sondern den Charakter: so wird die einzig  d a u e r n d e  Empfehlung für eine Zeitung darin liegen, wenn sie durch ihre Vergangenheit bewährt hat, daß das Vaterland ihr höher al die Parteien, und die Ueberzeugungstreue mehr als Freundschaft und Feindschaft gilt. Zu einem jubelnden „Glückauf“! ist es nicht die Zeit, aber einen Gruß und Handschlag bringen wir Allen entgegen, die uns in der ernsten Arbeit begleiten und fördern wollen!



1848/49 "Grundrechte des deutschen Volkes"




Trotz der Bedenken des Hannoverschen Ministeriums waren die „Grundrechte des Deutschen Volkes“ mit Einführungsgesetz, datiert am 27. Dezember 1848 und unterschrieben vom Reichsverweser Erzherzog Johann sowie von den Reichsministern H. v. Gagern, v. Peucker, v. Beckerath, Duckwitz und R. Mohl, in Frankfurt verkündet worden. Die Bestimmungen in den acht Artikeln bildeten die Grundlage für das Zusammenleben im demokratischen Staatengebilde, vor allem die Freiheit der Person, Aufhebung der Standesunterschiede, Freiheit der Meinungsäußerung, der Presse, des Glaubens, der Wissenschaft und Lehre, Versammlungsfreiheit und nicht zuletzt die Unabhängigkeit der Gerichte.
In den Druckereien der verschiedenen deutschen Länder, u.a.  bei J. G. Heyse in Bremen und bei Lehnhardt in Mainz, war der Gesetzestext in aufwändiger Gestaltung verlegt  und in den Ländern verteilt worden. Die Abonnenten der „Zeitung für Norddeutschland“ erhielten als Gratisbeilage ein schön gestaltetes Plakat mit Wappenvogel und Zierrahmen, gedruckt bei den Gebrüdern Jänecke. Dieses Schmuckstück wurde zu Hunderten in den Buchhandlungen verkauft und hing nun in Hannover an allen öffentlichen Orten aus. Auch in dem Café, in dem Althaus seit den Ermahnungen der Schwester jeden Abend nach Fertigstellung der Ausgabe für den nächsten Tag ein Ruhestündchen verbrachte, war es an der Wand angebracht. Mit Genugtuung stellte er fest, dass es ständig abgehängt und studiert wurde und von Hand zu Hand ging. Es war nun Sache der einzelnen Regierungen, das gesamtdeutsche Gesetzeswerk in den jeweiligen Ländern zu publizieren und umzusetzen.
Der 21. Januar 1849 war ein Sonntag. Nicht nur wegen des strahlenden Winterwetters war es ein ganz besonderer Tag. Nach einem Aufruf Adolf Menschings vom Hannoveraner Volksverein, der nach dem März 1848 aus den wöchentlichen Versammlungen im Ballhof hervorgegangen war, sollte in der Stadt die Anerkennung der Grundrechte des deutschen Volkes gefeiert werden. Theodor berichtete seiner Schwester von dem „herrlichen politischen Sonnenschein“, den Hannover an dem Tage erlebte. Am liebsten hätte er ihr die helle Morgensonne mit dem Brief hinüber nach Detmold geschickt. Und noch viel lieber hätte er Elisabeth dabei gehabt, als er nachmittags losging auf den Marktplatz, wo sich Menschen aus allen Bevölkerungsgruppen versammelten, um für die Verkündung und Publizierung des Reichsgesetzes im Königreich Hannover zu demonstrieren. Er war auch dabei, als an die dreitausend Menschen vom Rathaus durch die Kramerstraße über den Holzmarkt zum Neustädter Markt zogen, wo die Grundrechte für das deutsche Volk öffentlich verlesen wurden.
Dieses eindrucksvolle Votum der Hannoverschen Bevölkerung führte jedoch keineswegs dazu, dass die gesamtdeutschen Grundrechte von der Regierung des Königreichs Hannover anerkannt und publiziert wurden.
Auch die Presse kämpfte für das Reichsgesetz, mit Ausnahme der „Hannoverschen Zeitung“, die als Sprachrohr der Regierung galt. Innenminister Stüve selbst verfasste regelmäßig Artikel für dieses Organ. Er hielt nach wie vor an seinen Bedenken fest und wartete, wie in den Aktenstücken vom Dezember 1848 angekündigt, auf die Entscheidung der Ständemitglieder, deren Wahl in diesen kalten und schneereichen Januartagen in vollem Gange war.

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Samstag, 13. Dezember 2014

1848: Neubeginn in Hannover


Theodor war zuversichtlich, als er am Freitag, dem 22. Dezember 1848 das großzügig angelegte Bahnhofsgebäude von Hannover verließ und ein Zimmer im nahe gelegenen Hotel Royal bezog. So wenige Abschiedsbesuche wie in Bremen hatte er in keiner Stadt vorher gemacht. Er hoffte sehr, die Menschen in dieser Stadt weniger zugeknöpft vorzufinden. Weil er wusste, dass sich seine Mutter nach den Bremer Rückschlägen um ihn sorgte, schrieb er ihr gleich einen Brief, in dem er sich einerseits optimistisch gab, ihr andererseits jedoch ankündigte, dass er weiterhin in seinen Leitartikeln schreiben müsse, was er denke, schon allein angesichts der reaktionären Entwicklungen in Österreich und Preußen, die er sarkastisch sanfte preußisch-österreichische Sonnenwärme nannte und die eine Rückkehr monarchischer Strukturen befürchten ließen.
Nach einem winterlichen Rundgang vorbei an Bauernhäusern in den Randbereichen, Militärgebäuden am Waterloo Platz, Fabrikanlagen und durch Bereiche mit aristokratischen Prachtbauten fand er den Weg zum Druck- und Verlagshaus der Gebrüder Jänecke in der Osterstraße. Dort sollte seine Zeitung verlegt und gedruckt werden. In dem einundzwanzigjährigen Georg, dem Sohn von Christian Jänecke, hatte er einen Ansprechpartner, der die Revolution in Wien erlebt hatte und politisch in die gleiche Richtung dachte wie er. Im Übrigen waren die Jäneckes überaus innovationsfreudige und grundsolide Unternehmer, die mit gutem Geschäftssinn für Verbesserungen und Erweiterungen in die Zukunft planten. Um das Verlegen einer Tageszeitung hatten sie sich bei den hannoverschen Ämtern seit Jahren vergeblich bemüht. Nach Erlangen der Pressefreiheit im März 1848 konnten sie das Projekt nun endlich angehen. So kamen ihnen die geschäftlichen Probleme des Heyse’schen Verlages sogar gelegen. In ihrem Hause sollte die „Bremer Zeitung“ weitergeführt werden und ab 1. Januar 1849 als „Zeitung für Norddeutschland“ erscheinen. Theodor Althaus wurde als leitender Redakteur mit seinen Mitarbeitern übernommen.
Nach der ersten Orientierung im neuen Wirkungskreis begann er schon bald, in den entsprechenden Stellen erste Kontakte zu knüpfen und sich als neuer Redakteur in Hannover vorzustellen. Einer seiner ersten Besuche galt Innenminister Stüve aus Osnabrück, der nach den Märzereignissen das Ministerium übernommen hatte. Der Empfang war alles andere als freundlich. Stüve schien das Erscheinen einer neuen Tageszeitung in der Hauptstadt des Königreichs Hannover nicht sonderlich zu interessieren. Jedenfalls gab er sich anderweitig beschäftigt und war äußerst abweisend. Der tiefere Grund dafür waren seine Vorbehalte gegenüber dem engagierten Zeitungsmann. Stüves Bemerkung, die Redakteure der Bremer Zeitung hätten den norddeutschen Charakter auf die Probe gestellt, wies darauf hin, dass er über die Vorgänge in Bremen informiert war.  Er selbst hatte nach der Übernahme des Amtes im Märzministerium einen Rechtsruck gemacht und vermittelte den Eindruck, als sei es ihm am liebsten, wenn das bestehende System beibehalten würde. In seiner gewohnten Art, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, scheute Althaus nicht davor zurück, das brisante Thema Reichsverfassung direkt anzusprechen. Stüve wehrte das Gespräch ab. Der fünfzigjährige Minister des Königreichs Hannover und der ungestüme Redakteur der Zeitung für Norddeutschland brachten es nicht fertig, sich sachlich auseinanderzusetzen. Es klang zugleich trotzig und zynisch, wenn Theodor seiner Schwester versicherte: Ich bin für mein Theil sehr zufrieden, denn ich habe Alles, was ich erwarten konnte: ihn nämlich kennen gelernt und einigen Stoff für meine Combinationen.  
Nachdem er in die unmittelbare Nachbarschaft des Druckhauses in die Osterstraße Nr. 89 umgezogen war, ging die Zeitungsarbeit erst richtig los. Bis zum Erscheinen der ersten Ausgabe war noch jede Menge vorzubereiten und nicht alle technischen und organisatorischen Gegebenheiten in Druckerei und Büro waren fertig gestellt. Letzteres war vorerst nur provisorisch eingerichtet und außerdem ungemütlich kalt, was der vorweihnachtlichen Stimmung nicht gerade zuträglich war.
Nach dem Weihnachtsfest mit morgendlichem Besuch der Wohlbrücks und der Setzer sowie einem nachmittäglichen seinerseits bei den Jäneckes war dann am letzten Tag des Jahres 1848 das zukunftsweisende neue Projekt startfertig. Die erste Ausgabe der Zeitung für Norddeutschland ging in den Druck. Doch genau an dem Tage erreichte Theodor Althaus die Nachricht von der plötzlich aufgetretenen schweren Erkrankung seiner Mutter. So erschütternd diese Botschaft auch war, so konnte er doch nicht alles liegen lassen und Knall auf Fall nach Detmold fahren.
Es kam noch schlimmer. Zwei Tage später erfuhr er, dass seine liebste kleine Mama gestorben war. Das war ein Schlag, der ihm fast das Herz brach. Mit äußerster Beherrschung und Mühe machte er noch einen Leitartikel druckfertig und fuhr die ganze Nacht hindurch, um morgens bei der Beerdigung dabei zu sein.

Leseprobe aus: 



Donnerstag, 13. November 2014

Robert Blum

Leitartikel von Theodor Althaus in der von ihm redigierten "Bremer Zeitung" vom 14. November 1848 zum Tode von Robert Blum: 




R o b e r t  B l u m.


* Die Männer, die das Volk zu Wortführern und Kämpfern … seine Freiheit und des Vaterlandes Ehre gewählt, sind das …. Ziel der feindlichen Macht. In Frankfurt sind sie im Verhör, …  in Berlin ist ihre Versammlung des Hochverraths angeklagt, in Wien ist Robert Blum, der Führer und der Abgesandte der Partei, der das Vertrauen des Volkes hat, standrechtlich verurtheilt, erschossen. Nach dem Flügelschlag der Revolution vom Süden bis zum Norden, schließt der Belagerungszustand einen Heerd der ….heit nach dem andern ein, und dieser letzte erschütternde Schlag ist das Aeußerste der Rechtlosigkeit, der Niederlagen, von denen wir in unaufhaltsamer Folge gebeugt sind. Wer noch nicht glauben wollte, daß um Tod und Leben in diesen Tagen gerungen wird, den werden die Schüsse aus der Brigittenau durchbeben, daß er ….: Es wird Ernst, der fürchterliche Ernst der Contrerevolution! Und wenn die Freiheit jetzt  u n t e r l i e g t, so wird sie auch in den Staub  z e r t r e t e n  werden!
Sie unterliegt nicht! wir sind nur in einer sinkenden Welle in dem wogenden Meerstrom des Jahrhunderts, und die nächste wird gewaltiger steigen als die ersten. Die Brust senkt sich einen Moment, aber der Athem der Revolution ist nicht erstickt  u n d  sie rudert die neuen Lasten um so wilder ab, je unerträglicher sie aufgebürdet wurden.
Sie schafft sich ihre Männer selbst, und in diesem unerschütterlichen Glauben wird Robert Blum mit festem Blick seine Brust den …..geln geboten haben; vielleicht mit dem letzten Gedanken an die Worte seines Gefährten Julius Fröbel, unseres edlen Freundes, um dessen Schicksal wir noch in Sorge schweben, - an die Worte:
                   Die Freiheit ist des Blutes werth,
                   Und fällt für sie ein starkes Haupt, so richten
                   Begeistert neue Häupter sich empor! –
Nur einen Moment haben wir, ihm nachzublicken; einen Moment, in dem noch Keiner weiß, ob er den Gefallenen beklagen oder glücklich preisen soll, die Tage der nächsten Zukunft nicht mehr gesehen zu haben.
Vor einem Jahr in diesen Novembertagen sahen wir ihn auf dem Fest des deutschen Freiheitsdichters, das Leipzig feiert, das er mitbegründet hat. Wie viele sind, die ihn von Ministern und Kammern, von Reaction und Revolution reden gehört! Und Andere verstanden das so gut wie er. Aber wer vergisst dieses Fest, wo er draußen im niedrigen Saal zu den Bauerkindern sprach, wo er … der Schule und den Büchern in einfachster Weise die jungen ….stellungen heraufleitete bis zur Ordnung in der Gemeinde, bis zum Gesetz im Staat, zur Freiheit und Liebe im Vaterland; wie samt der inneren Lust, die stets sein Reden und Wirken begleitete, die Keime des Hohen und Edlen, die unser Dichter und Prophet hier ausgestreut, hier jedes Jahr von neuem den Kindern des Volks in die Herzen legte! Die unermüdete Treue, mit der er im kleinsten Kreise wirkte, wie er ja auch gedient und gearbeitet hatte von unten auf, wird sein bleibender Ruhm sein; aber wer ihn nicht kannte – und sehr wenige haben ihn ganz gekannt – ahnte weder in diesen gemüthlichen Reden, noch in der Ruhe, die er im …. Leben stets bewahrte, die gewaltigen Leidenschaften, die seine Seele gebändigt hatte.
Von ihnen war sein Inneres stärker als je bewegt in jener Märznacht, nach den Tagen von Berlin, als in einem engen Kreise der politischen Freunde der Feldzugsplan zum Vorparlament berathen wurde. Die kleine Gesellschaft war bei ihm versammelt; manche von weiter her eben angekommen; die Erregtheit stieg, der revolutionäre Ungestüm brach aus den Tiefen hervor und in den …igen Forderungen und Entgegnungen verlor sich die Debatte mehr als einmal aus ihren Gränzen und stürmte über ihren Zweck hinaus. Es verstand sich von selbst, daß Blum präsidirte; er war es, der jedesmal im rechten Moment die Zügel ergriff, das Hauptziel ins Auge faßte und frisch blieb bis zuletzt, als seine Rede wie  …te eines Feldherrn klang, und seine junge Schwester, die neben seinem Stuhle stand, so stolz auf ihren Bruder sah!
Die Zeiten hatten sich erfüllt; Blum war der Führer der Linken in der Nationalversammlung geworden. Noch waren die Spaltungen nicht so unversöhnlich weit wie jetzt gerissen, die Hoffnungen noch stark, das Vertrauen größer, der Haß ungewisser, und mit neuem Muth sah die große Mehrzahl der neuen Macht, der Centralgewalt entgegen. Damals war Blum fast der Einzige, der unbeirrt von dem Lächeln und Schweigen der „ehrlichen Freiheitsfreunde“, den Charakter der neuen Macht erkannte und sich nicht scheute, seine Rede leidenschaftlich zu enden: „Wollen Sie das Himmelsauge der Freiheit brechen sehen und die alte Macht heraufführen:  s c h a f f e n  Sie Ihre  D i c t a t u r!“
Damals wurde er verlacht wegen der „Phrase.“ Vier Monat später, am Morgen des neunten November, hat er vielleicht an sie zurückgedacht, einst als er, so oft von Tausenden begleitet und begrüßt, nun allein, verlassen, preisgegeben, ohne Freunde, ohne Volk, in der Brigittenau draußen vor Wien den letzten Gang gethan zwischen den czechischen und polnischen Bajonetten! – Ein sehr naher Gedanke!
Oder ist nicht etwa die Centralgewalt in der That zur Dictatur geworden? Ist nicht von  F r a n k f u r t  der Belagerungszustand nach Wien gekommen, und haben nicht die Minister der Centralgewalt in diesen Tagen aus vollem Herzen das Lob des Standrechts und des Generals verkündigt, von denen über Blum das Todesurtheil gesprochen wurde? Und erleben wir es nicht, daß in Berlin der Hochverrath der Krone gegen das Volk „eine zweckmäßige Maßregel“ genannt wird von dem Reichscommissar, den die Centralgewalt dahin gesandt?
Ist zwischen Olmütz und Potsdam, ist zwischen Windischgrätz und Wrangel ein Unterschied?
Was kann Bassermann nach dieser Erklärung anders, als in die Fußstapfen der wiener Commissare treten, die einzig noch zu sorgen übrig hatten, „daß die Entscheidung nicht  a l l z u  b l u t i g  werde“?!
Nein, es ist  k e i n  U n t e r s c h i e d  zwischen Wien und Berlin, es sind die Kämpfe der Freiheit im  e i n i g e n  D e u t s c h l a n d, ihre Niederlagen und ihre Siege zucken elektrisch durch das ganze Land.
Das fühlt das Volk, und das wird ein Trost sein, denn aus diesem Bewußtsein werden Thaten und ein einiger Aufschwung der Revolution hervorgehen. Wir bedürfen dieses Trostes, denn der Schmerz über unsre Schmach ist zu groß. Einen Mann, von dem der Haß nicht läugnen kann, daß er für Volk und Freiheit alle Kräfte aufgeboten, - einen von den Vertretern der deutschen Nation haben sie gerichtet ohne Recht, haben ihn erschossen und begraben ohne Sang und Klang, und ein trotziger Soldat schleudert dem schützenden Gesetz der Nationalversammlung diesen Hohn entgegen, während im Vaterlande der Mann, der für die Freiheit treu hinter seiner Barrikade ausgehalten hat, von der hohen und niedern Pöbelpresse mit Schimpf und Schande zu Grab geleitet ist. Erst höhnten ihn die Weisen als einen Mann der vulgären Phrasen; dann fiel ihn das Gezücht seiner heimlichen und offenen Feinde mit hämischen Verläumdungen an, verkündete mit Triumph: er sei feige entflohn; und endlich, da sie ihm die Ehre des Muths und der Todesverachtung nicht rauben konnten, suchten sie ihn wenigstens als Bluthund zu brandmarken; voran, wie immer, das Organ der Centralgewalt, und der Chor hintendrein. – J e t z t  werden sie heulen, denn sie  f ü r c h t e n. Wie Simson kann er in seinem fall die letzte gelobte „Säule des Staats“ mit umreißen.
Denn wenn seine Freunde in Frankfurt noch ihre Ehre waren und die Gesetze der Nationalversammlung nicht verhöhnen lassen wollen, so müssen sie den zur Strafen ziehenm der sie verhöhnt hat. „Wir werden es, er trage eine Blouse oder eine Krone“! jubelte einst das ganze Parlament. Wohlan, auch jetzt denn, da er einen  F e l d h e r r n s t a b  trägt!
Die Volkspartei muß verlangen:  d a ß  W i n d i s c h g r ä t z,  d e r  a u f  d e u t s c h e m  B o d e n  e i n e n  d e u t s c h e n  V o l k s v e r t r e t e r  p o l i t i s c h  g e m o r d e t  u n d  a n  e i n e m  d e u t s c h e n  R e i c h s g e s e t z  d o p p e l t  u n d  d r e i f a c h  g e f r e v e l t  h a t,   s o f o r t  v o n  s e i n e m  C o m m a n d o  e n t h o b e n  u n d  z u r  V e r a n t w o r t u n g  u n d  S t r a f e  g e z o g e n  w i r d. 
Windischgrätz aber ist die Säule des Reichsministeriums, und die Nationalversammlung will das Reichsministerium nicht fallen lassen?
Dann kann ein letzter Schritt geschehen, und wenn die Angst und Muthlosigkeit jammernd fragt: was wollt Ihr machen? – so wird die Antwort kommen, die jener Bursch hinter der Barrikade in Frankfurt gab:
„Was wir machen wollen?  E i n  P a r l a m e n t,  d a s  E h r e  i m  L e i b  h a t!“


A u f f o r d e r u n g.

Robert Blum hinterläßt eine Frau und mehrere unerwachsene Kinder. Mögen Alle, die in den Jahren des Druckes und in den Tagen der Erhebung die freien und beredten Worte des Mannes gerühmt haben, ihm jetzt die letzte Ehre erweisen, und durch die Sorge für seine Familie ihm den Dank abstatten, den das Volk ihm schuldig ist.
Wir erklären uns zur Annahme und Weiterbeförderung von Beiträgen bereit.

                                               D i e  R e d a k t i o n  d e r  B r e m e r  Z e i t u n g.


Montag, 10. November 2014

Die Deutsche Einheit und die Parteien der Gegenwart

Leitartikel von Theodor Althaus in der Bremer Zeitung am 10. November 1848



* In der Geschichte der deutschen Einheit sind wir seit einiger Zeit auf einem Wendepunkte angelangt, wo eine Orientirung zur Nothwendigkeit wird. Rasch ändern mit den fortschreitenden revolutionären Begebenheiten die Worte ihre Bedeutung, und so verwirren sich die alten und neuen Leidenschaften in deren Anwendung. Je beweglicher die öffentliche Meinung und die Herzen des Volks dem Einfluß der großen einfachen Gedanken, der weitschallenden Losungsworte hingegeben sind, desto schärfer muß man stets von neuem untersuchen, ob der Inhalt des Gedankens, die Bedeutung des Wortes noch dieselbe geblieben ist, ob der alte Kampfruf noch gegen denselben Feind, die alte begeisternde Losung noch zu demselben Ziele führt.
Ein Blick in die Gegenwart zeigt uns, daß die  „d e u t s c h e  E i n h e i t“, wie sie jetzt im Kampf als Waffe gilt, nicht mehr dieselbe Bedeutung hat wie im Anfang der Revolution. Das Ziel, für welches die absolutistische Rechte in Berlin schwärmt, für welches die preußische Camarilla und das Ministerium der bewaffneten Reaction dieselben preußischen Truppen zur Disposition stellen, mit denen sie die Conterrevolution zerschmetternd einführen wollen, kann unmöglich dasselbe sein, nach welchem die Demokraten streben. Jene Losung passt für uns nicht mehr von dem Augenblicke an, wo unsere Feinde sie in den Mund genommen und uns damit den offenbarsten Beweis gegeben haben, daß sie nur ein  M i t t e l  für andere  Z w e c k e  ist.
In der ersten Periode unserer Revolution war die  w i r k l i c h e  Einheit das Ziel der Patrioten und zugleich das  M i t t e l  der  D e m o k r a t e n; in der gegenwärtigen zweiten Periode ist die  f o r m e l l e  Einheit das  M i t t e l  der  R e a c t i o n, während die Sache noch immer das Ziel der Demokraten geblieben ist. Sie haben sich nur augenblicklich gegen die Form gewendet, eben weil diese Form grade von der Reaction mit Erfolg als Mittel benutzt wird. Die  V e r w i r r u n g, wo man Freund und Feind nicht mehr erkennt, entsteht dadurch, daß man die  S a c h e  nicht von der  F o r m  unterscheidet. Es ist im Interesse der Reaction, diese Verwirrung zu erhalten, um die Demokraten in der öffentlichen Meinung und in den patriotischen Herzen der Menge zu ruiniren; eben darum ist es in  u n s t e m  höchsten Interesse, diese Verwirrung aufzuklären, um die Reaction zu entlarven und die Demokraten zu vertheidigen.
Die  w i r k l i c h e  Einheit Deutschlands besteht darin, daß in der definitiven Verfassung des Bundesstaats die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten, die Handelspolitik und Zollgesetzgebung, Krieg und Frieden, Verwendung des Heers und der Flotte von einer souveränen Reichsgewalt abhängen, ohne irgendwelche Vereinbarung mit den Einzelstaaten. Das sind die wesentlichen Lebensbedingungen für Deutschland, das ist die Sache, um die es sich bei der deutschen Einheit handelt; und der  w i r k l i c h e, unter allen Umständen zu vernichtende  P a r t i k u l a r i s m u s  ist nur das Bestreben, den Einzelstaaten eine Selbstständigkeit zu erhalten, welche diese Einheit irgendwie beeinträchtigen kann.
Gegen diesen Partikularismus richtete sich der Kampf zweier in Bezug auf Freiheitsfragen sehr getrennter Parteien in der ersten Periode unserer Revolution; ein Kampf gegen die Regierungen und die Conservativen. Der einen der beiden damals verbundenen Parteien war es um die  E i n h e i t – und Freiheit, der anderen um  D e m o k r a t i e  -  und Einheit zu thun.
Diesen Kampf dürfen wir in dem nichtösterreichischen Deutschland wohl getrost als einen siegreich  b e e n d i g t e n  bezeichnen; die Verfassungsdebatten in Frankfurt geben Zeugniß davon, daß nur eine geringe Minorität im sinne des Particularismus noch hier und da ein kleines Recht zu retten sucht; die Sache der wirklichen Einheit wird von einer weit überwiegenden Majorität geführt,“ in deren Reihen die Republikaner überall voran sind.
Ihnen also wirklichen Particularismus vorzuwerfen, ist eine bloße Parteioperation. Auch gebraucht man gegen sie nur das  W o r t, weil es aus seiner Zeit noch einen gehässigen Klang hat; aber selbst die feindseligsten Blätter haben ihnen niemals den Vorwurf machen können, daß sie auf eine definitive Bundesverfassung hinarbeiteten, in welcher die doch nothwendige Souveränetät der Reichsgewalt des einen Deutschland durch die Selbstständigkeit der Einzelstaaten beeinträchtigt werden könnte, und nur  d a s  wäre  w i r k l i c h e r  Particularismus.
Vielmehr beziehn sich diese Vorwürfe alle nicht auf die  d e f i n i t i v e  Verfassung, sondern auf den   p r o v i s o r i s c h e n  Zustand; nicht auf die  w i r k l i c h e, sondern auf die  f o r m e l l e  Einheit, und endlich weit weniger auf  G e s e t z e  der  N a t i o n a l v e r s a m m l u n g, als vielmehr auf  M a ß r e g e l n  des  R e i c h s m i n i s t e r i u m s.
Die  f o r m e l l e  Einheit besteht gegenwärtig erstens darin, daß die Einzelstaaten die in Frankfurt beschlossene Reichsverfassung ohne weiteres annehmen, und zweitens, sich allen Maßregeln und Beschlüssen des Reichsministeriums unbedingt fügen sollen.
W a r u m  nun die demokratische Partei, vor allem in der berliner Versammlung, gegen diese Form aufgetreten ist, warum in Sachsen die Linke sich mit den „gewissenhaften“ Ministern in diesem Sinne vereinigt hat: das liegt doch sonnenklar vor jedem Blick, der nur die Wahrheit sehen  w i l l. die Demokraten haben es gethan, weil sie am Centralsitz dieser Einheit sehr oft schlecht für die  F r e i h e i t  gesorgt sahen; sie wollten ein eventuelles Veto gegen die Reichsverfassung sich vorbehalten, weil sie Grund zu dr Furcht hatten, daß diese Verfassung nicht demokratisch sondern altconstitutionell ausfallen würde; sie protestirten gegen die Maßregeln der Centralgewalt, weil sie Maßregeln der Reaction darin sahen, - mit einem Wort: sie nahmen  f ü r  d e n  A u g e n b l i c k  Position gegen die  p r o v i s o r i s c h e  f o r m e l l e  E i n h e i t, weil sie nicht wie es schon einmal geschah, mit diesem Losungsworte das Vaterland um die  w i r k l i c h e  u n d  d e f i n i tt i v e  F r e i h e i t  gebracht sehn wollten. Es war und ist nicht der zähe Geiz des herzlosen Particularismus, sondern die schmerzliche Nothwehr des Lebens und der Freiheit. Und ebenso war bei den Conservativen die plötzliche Parteinahme gegen den sogenannten souveränen Nationalwillen, sondern die hämische Berechnung, der Demokratie mit ihren eignen früheren Waffen den Todesstreich zu versetzen; ihre Gemeinschaft in der deutschen Einheit war nichts als ihr Complott zu Gunsten der Reaction, für die ihnen die Centralgewalt äußerst brauchbar schien.
S o  liegen die Sachen, und diese Sachlage muß man um so kräftiger darstellen und wiederholen, je mehr sie mit Treulosigkeit verdreht, je mehr die politische und gegenwärtige Bedeutung des Einheitsgedankens durch die juristische Form verhüllt werden soll.
Wem das noch nicht klar geworden ist, den weisen wir auf den Conflict zwischen  F r a n k f u r t  und  B e r l i n. Jeder weiß, daß wir den über die  p o s e n s c h e  Angelegenheit meinen.
Sollen wir in ihr die Fehler und die Schuld auf beiden Seiten finden oder müssen wir es ein  V e r h ä n g n i ß  nennen, daß auf diesem Gipfelpunkt die Einheit und die Freiheit sich zum verderben begegnen! Fast unvermeidlich scheint es.
In Frankfurt ward – um der deutschen Einheit willen – beschlossen, Posen zu theilen. In Berlin geben die Freiheitssympathien für die Posen den letzten (nicht den einzigen) Ausschlag zu dem Beschluß: Posen soll ungetheilt bleiben.
Daß die Nationalversammlung – wenn auch nur durch motivirte Tagesordnung – nun den berliner Beschluß für ungültig erklärt hat, war eine Nothwendigkeit; sie konnt ihre Souveränetät, zumal sie kein gutes Gewissen gegen Oesterreich hatte, nicht selbst morden. Daß sie dieß aber  j e t z t  beschloß, ist ein Verhängniß, daß sie vielleicht nur zu bald bitter bereuen wird als eine schwere Schuld.
J e t z t, wo jede Stunde das Wort zur Contrerevolution in Potsdam reifen kann; j e t z t, wo der Absolutismus von Gottes Gnaden, der nicht geradezu mit seiner Willkür der Volksvertretung entgegentreten mag, nur auf einen  p o p u l ä r e n  Anlaß, nur auf eine  G e l e g e n h e i t wartet, das kaum verhaltene Wort: ich sanctionire nicht! Zum erstenmal zu sprechen! – j e t z t  giebt die Nationalversammlung den Reiz und Anlaß, unter dem edlen revolutionär gesetzlichen Schild der deutschen Einheit – den Stoß zu führen, der die Demokratie ins Herz treffen soll!
Ihr Beschluß lockt, das erste protestirende Wort zu sprechen, dem nur der Geschützdonner des Bürgerkriegs den vollen Klang und nur der Belagerungszustand von Berlin die Unverletzlichkeit verschaffen kann! Und wenn  o h n e  diese Mittel, dann desto schlimmer, dann ist es eine  m o r a l i s c h e  Niederlage der demokratischen Partei.
So oder so! dem Absolutismus ist nun weit das Thor geöffnet, durch das er heuchlerisch als Diener des Gesetzes, als Beschützer der deutschen Einheit, den langersehnten Triumphzug an der Spitze seiner treuen Garden halten kann.
Was im Namen der  F r e i h e i t  geschah, pflegt man an Frankreich zu lernen; für Deutschland scheint das Blatt der Geschichte vorbehalten: was alles im Namen der  E i n h e i t  geschah.


Sonntag, 5. Oktober 2014

Oktober 1848: Trauerspiel in Wien



[...]


Ruhe gab es nicht. In jenen Oktobertagen des Jahres 1848 sorgte die österreichische Hauptstadt für Schlagzeilen. Da die blaugelbe Habsburgermonarchie so viele verschiedene Volksstämme unter sich vereinigte, waren die revolutionären Zentren entsprechend weit gestreut. Neben Wien waren das zum Beispiel auch Prag, Mailand und vor allem Ungarn. Unter dem Titel  Revolution in Wien am 6. und 7. October ließ Althaus am 10. Oktober zwei Korrespondentenberichte vom Schauplatz des Geschehens in Wien abdrucken. Demnach gab es eine Meuterei von Angehörigen zweier Bataillone, die auf Anordnung des Kriegsministers Latour gegen die aufständischen Ungarn ausrücken sollten. Den Verweigerern schlossen sich Arbeiter und Studenten an und unterstützten sie mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. In der Nähe des Nordbahnhofs wurden Eisenbahngleise zerstört und die Taborbrücke durch Entfernen eines Jochs und den Bau einer stabilen Barrikade unpassierbar gemacht. Mit weiteren Barrikaden versuchten sie den Nachschub der Armee zu stoppen. Eine aufgebrachte Menge stürmte zum Kriegsgebäude. Dort wurde Latour aufgespürt und ermordet. Nach Eroberung des Zeughauses waren die Aufständischen bewaffnet. Auf beiden Seiten gab es Tote und Verletzte. Kaiser Ferdinand I. verließ mit seinem gesamten Hof das Schloss Schönbrunn und der Wiener Reichstag übernahm sowohl die konstituierende als auch die exekutive Gewalt. Fazit des Wiener Korrespondenten: Beim Schlusse dieses Berichtes war ganz Wien bewaffnet und, eine übrig gebliebene Aufregung abgerechnet, ruhig. Grund zum Jubeln? Nein, meinte der leitende Redakteur der Bremer Zeitung und erinnerte tags darauf an die gemeinsame Zugehörigkeit der Slaven und Magyaren zur Habsburger Dynastie und die Bedeutung dieses Mehrvölkerlandes für Deutschlands demokratische Entwicklung. Die sei weder in der slavischen Affinität zur Monarchie ausgeschlossen noch sei sie im magyarischen Unabhängigkeitsstreben garantiert. Die Kämpfe in Wien wertete er nicht als revolutionären Erfolg, sondern als beginnenden Bürgerkrieg mit gräulichen Bildern wie die Blutlachen im Stephansdom und den ermordeten Minister Latour aufgehängt an einer Laterne vor dem Kriegsgebäude. Wir sehen mit tiefem Schmerze und noch ohne versöhnende Hoffnung für die wahre deutsche Einheit, den Beginn des Bürgerkriegs und den Wiederausbruch der kaum versöhnten Völkerfeindschaft in den Octobertagen von Wien.
Dabei hatte das Trauerspiel Oesterreich so vielversprechend begonnen mit einem Frühlingsschauer von Liebe, Dank, Jubel und stolzer Freude, der Metternich, den verhassten Drahtzieher des Deutschen Bundes, verjagt hatte. Althaus dachte an seine vor der Knute Metternichs geflüchteten österreichischen Dichterfreunde in Leipzig und deren Erzählungen von jungen Märtyrern der Freiheit und von Klagelauten jenseits der schwarzgelben Schranken, die am 13. März 1848 gefallen waren. In diesem Wiener Frühling war sowohl der Zusammenhalt der österreichischen Volksgruppen als auch die Zugehörigkeit zu Deutschland in Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit gegeben. Doch mit den Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Volksgruppen und der militärischen Einmischung der Deutschen war das gemeinsame Ziel völlig verwischt und für Althaus in weite Ferne gerückt.
Das Trauerspiel hatte den Höhepunkt noch nicht erreicht. Die Stadt Wien wurde von kaiserlichen Truppen unter Windischgrätz eingekesselt und am 31. Oktober 1848 zurückerobert. Zweitausend Todesopfer, viele Verletzte und schreckliche Verwüstungen hatte der Aufstand gekostet. Und die herrschenden Rächer wüteten gnadenlos mit Verhaftungen, Verhören und Todesurteilen.

Leseprobe aus:



Hier der Leitartikel von Theodor Althaus zur Wiener Tragödie in der Bremer Zeitung vom 16. Oktober 1848

Trauerspiel Österreich

* Oesterreich war von uns getrennt, so lange die Freiheitskräfte der deutschen Welt in unruhigem Schlummer dem Erwachen entgegenrangen. Wien war die bittere Erinnerung an die geraubten Früchte des Freiheitskrieges, Wien war das Centrum der eisernen Fäden die uns nach jedem halbgelungenem Aufschwung von neuem umspannten und zu Boden hielten. Wir hörten die Klagelaute von jenseits der schwarzgelben Schranken her, wir begrüßten die flüchtigen Dichter, die jugendlichen Mätirer der Freiheit – und eine bittere Verwünschung klang nach, über das Volk des feigen Wohllebens und des gemüthlichen Slaventhums.
Als aber dies Volk sich im März erhob und gegen seinen alten Tyrannen zusammenströmte, als es vor den angeschlagenen Gewehren rief: „stehen, stehen bleiben!“ und stand, bis die Freiheit gewahrt, der Mann des allgemeinen Hasses verjagt war; da brach ein Frühlingsschauer von Liebe, Dank, Jubel und stolzer Freude über unsere deutschen Brüder in Oesterreich los. Der Anschluß verstand sich von selbst, Oesterreich mußte eins sein mit uns – so weit die deutsche Zunge klingt, das soll es sein! Was that’s, daß nur zwei von seinen Söhnen mit ihm Vorparlamente tagten? Die Wahlen zur deutschen Nationalversammlung wurden ausgeschrieben, österreichische Abgeordnete erschienen in Frankfurt, die Souveränetät der Nation ward proclamirt, der erste Beschluß der Einheit gefaßt: die Verfassung, die in Frankfurt gegeben wird, soll das höchste Gesetz für alle Einzelstaaten sein!
Das alles war wie im Taumel geschehen, die  g e r m a n i s c h e  W e l t  erschien gegründet und zzsammengeschlossen in  e i n  Reich. Das politische Losungswort dieses Reichs in Europa war: Feindschaft mit Rußland! Und worin wurzelte Rußlands Macht, als in seiner  s l a v i s c h e n  Nationalität, mit deren Anziehungskraft es alles gleichartige zu vereinen und als eine  s l a v i s c h e  Welt der deutschen gegenüber zu treten drohte! Seit Jahren sahen wir wie ein dunkel schwankendes Gespenst den Gedanken des  P a n s l a v i s m u s  im Osten sich regen; und wenn das Slaventhum genannt wurde, dachten wir nur an Feindschaft auf Tod und Leben gegen Deutschland, gegen den Geist, die Bildung, die Völkerfreiheit. Unser  H a ß  nahm  d i e s e n  Namen zum Symbol, und je weiter nach Osten, desto inniger ward diese Verbindung; wer die Freiheit liebte in Wien, glühte von  H a ß  gegen das Slaventhum. Unsere Jahrtausendlange Bildung und unsere einen Frühling junge Freiheit gaben uns ein Recht zu diesem Hasse, der jetzt das  V e r h ä n g n i ß  Deutschlands geworden ist.
Denn als in Wien Freiheit und Constitution proclamirt war: da regte sich die slavische Welt, da tauchte es wie eine Entdeckung einer unerhörten Thatsache auf, daß von Oesterreichs Völkern die überwiegende Zahl nicht deutsch, sondern slavisch war. Die Slaven ….en das Haupt der neuen Erlösung entgegen, sie fühlten sich als Nation wie wir, sie berauschten sich an dem ersten Freiheitstrank nach dem langen Schmachten, wie wir. In Prag tagte ihr Slavencongreß, wie unser Vorparlament in Frankfurt, und dort wie hier kam alles Neue, Gährende, Ungewisse und Ueberschwängliche zu leidenschaftlichen Worten und Beschlüssen, denen die ungestümen Thaten folgten, wie in Baden der Republikanerzug, so die Insurrection in Prag.
Aber wie ein Wunder und ein Triumph der Freiheit trat bald aus diesen panslavistischen Herrschaftsgelüsten ein andrer Charakter hervor; mit aller Glut des ersten Enthusiasmus umfassten die slavischen Völker den Freiheitsgedanken; eine Provinz um die andere erhob ihre fordernde Stimme für das, was sie Deutschen in Wien errungen hatten; Gleichberechtigung der Nationalitäten war das letzte Wort, die Bürgschaft, die sie hinzusetzten. „E i n  e i n i g e s  O e s t e r r e i c h,  i n  F r e i h e i t,  G l e i c h h h e i t  u n d  B r ü d e r l i c h k e i t  aller seiner Völker!“
Ja,  d i e s e n  Gedanken durften die kroatisch-slavonischen Deputirten vor dem Erzherzog Johann in Wien damals mit Recht „einen erhabenen Gedanken“ nennen, „der uns begeistert, fügten sie hinzu, und der nach unsrer Ueberzeugung allein werth ist, sich an die Seite der weltgeschichtlichen Ereignisse in Frankfurt zu stellen.“
So gelang; der souveräne Reichstag Oesterreichs kam zusammen in Wien; die Slaven wählten als ein Zeichen ihrer Freundschaft zum ersten Präsidenten einen Deutschen; die deutsche Sprache, die natürliche Vermittlerin der Nationalitäten, fand keinen Widerspruch.
Vor uns schien eine glückliche Zukunft ihre Thore zu öffnen. Wenn es gelang, die Verheißuungen zu constituiren und mehr als achtzehn Millionen Slaven durch das letzte und stärkste Band der Freiheit und Gleichberechtigung an das deutsche Oesterreich zu knüpfen, dann waren sie durch die Macht des deutschen Geistes, durch unsere Bildung, durch ein enges völkerrechtliches Bündniß mit Deutschland unwiederbringlich von dem Zuge nach Russland losgerissen; nicht nur hatten wir kein verstärktes Russland, sondern nicht einmal ein von Deutschland ganz getrenntes selbstständiges Slavenreich zu fürchten; durch Oesterreich und die Freiheit wuchsen wir mit diesen slavischen Elementen zu einer unerschütterlichen Macht in Europa’s Mitte zusammen; und wenn Oesterrreich constituirt war, konnte jener kühne Gedanke seines  G e s a m m t a n s c h l u s s e s  an Deutschland stets näher der Wirklichieit kommen.
Das alles war so neu, so überraschend,; der Einritt in die Civilisation und die Freiheit und die Erlangung eines Mittelpunktes für ihre Nationalität schien den Slaven noch so wenig gesichert, daß sie festhalten mussten an dem, was die einige  B ü r g s c h a f t  dafür schien. Dies zerrissene zusammengewürfelte, bedrohte Oesterreich fand seine Einheit nur in der  D y n a s t i e, und nur in dem  e i n i g e n  O e s t e r r e i c h  fanden die Slaven ihre Freiheit und Nationalität.
Sie hatten ein Recht dazu; der Kaiser hatte ihnen die Freiheit und das einige Oesterreich; die Berechtigung ihrer Nationalität, die politische Vereinigung ihrer Stämme gegeben.  D a ß  d i e  D y n a s t i e  u n d  d i e  G e s a m m t m o n a r c h i e  den Slaven das  L o s u n g s w o r t  für die höchsten Güter ihres jungen Volkslebens sein mußten und müssen, ist das  V e r h ä n g n i ß,  welches den fürchterlichen Zusammenstoß vorbereitete.
Denn die Partei der  R e a c t i o n, die aus der Umgebung des alten blödsinnigen Monarchen nie verterieben war, bemächtigte sich dieser Losungsworte, um mit der Einheit Oesterreichs – gerade wie jetzt eine Partei in Frankfurt mit der  E i n h e i t  Deutschlands – Oesterreich um die  F r e i h e i t  zu betrügen, um unter dem Schilde der  M o n a r c h i e  den Todesstoß der  D e m o k r a t i e  zu versetzen. So verstärkte sie ihre an sich sehr schwache Paertei; in dies Lügennetz lockten die Stadion’s die slavischen Bauern und flüsterten ihnen zu: wenn ihr für die Souveränetät des Reichstags stimmt, jagt ihr den Kaiser fort! den Kaiser, der Euch die  F r e i h e i t  gegeben hat! Und mit ihm fällt Oesterreich, und mit Oesterreich Eure Nationaleinheit!-
Es gelang nur allzu gut. Die deutschen Demokraten sahen mit jedem Tage mehr in den Slaven die Feinde der Freiheit, weil sie das Losungswort gerade wie die Reaction und Camarilla führten: Dynastie und Gesammtmonarchie! Die unbedingte Einheit mit Deutschland war für die Aula nur der Feldruf der Freiheit.
So wurden durch die alte Mischgestaltung Oesterreichs und durch die neue unerhörte That, daß ein Monarch die Freiheit gab, die Losungsworte der Freiheit und Nationalität durcheinander gewirrt, gemischt, getrennt, bis jetzt die Lösung durch einen Bürgerkrieg und Völkerkrieg blutig droht. Das nannten wir das V e r h ä n g n i ß, und das  T r a u e r s p i e l  i n  O e s t e r e i c h,
Denn was uns auf der Bühne erschüttert und bewegt, ein Kampf wo jeder für sein Recht in glühender Begeisterung aufsteht, und doch jedem durch ein Verhängniß der klare Blick verwirrt ist, das sehen wir jetzt herzzerreißend in Wien und vor seinen Thoren wie in Ungarns Ebenen geschehen. Wofür sind denn Kroaten und Serben aufgstanden, als für ihr ewiges Recht gegen ihre magyarischen Tyrannen? Aber weil sie es nur in einem  e i n i g e n  Oesterreich und durch die Dynastie erlangen zu können glauben, ist ihr Feldgeschrei das der Reaction geworden. Und warum begannen die Deutschen in Wien den Bürgerkrieg zu Gunsten jener Tyrannen? Weil diese magyarische Nation sich von der Gesammtmonarchie losgerissen, weil sie der Reaktion ein Dorn im Auge, weil der Reichstag in Pesth von der Camarilla als  D e m o c r a t e n c o n g r e ß  gehasst war! Die Feindschaft gegen die Magyaren war das Werk der Reaction, die Magyaren  v e r t r a t e n  gegen diese die Demokratie: d a r u m  ergriffen die deutschen Demokraten die Waffen für sie.
Aber können wir, kann Deutschland in müssigen Klagen verzweifelt diesem Trauerspiel zusehn? Nein, das ist unmöglich, den höheren Herzschlag niederzuhalten bei dem Anblick dieser Stadt in Waffen, dieses ganzen Volks, in dem jeder Arbeiter bewehrt, alle Stände gemischt, alle öffentlichen Gewalten demokratisch, in dem von unten auf all’ und jede Kraft emporgehoben ist, um nie wieder gebeugt zu werden, wenn dieß einemal der Sieg errungen wird. Zu ihm ist alles aufgeboten, in der höchsten Noth ist auch den Urhebern jenes fürchterlichen Mords Amnestie und Waffenrecht gegeben; es ist ein Zeichen der Revolution, die Alles einsetzen muß um alles zu gewinnen. Das  P r o l e t a r i a t  ist zum erstenmal in Deutschland bewaffnet.
Bitter und rasch werden die enttäuscht werden, die nur eine Bewegung für die Einheit Deutschlands, nur einen Nationenkampf in dieser Volkserhebung sehn. Das war ein Theil des Anfangs, aber  j e t z t  ist die Demokratie mächtig an die Spitze voran getreten. Das Reichsministerium in Frankfurt hat Beschlüsse in dieser Angelegenheit gefaßt, die zu veröffentlichen es noch nicht für gut befunden hat. Wohin sie zielen, kann kaum ein Geheimniß sein, - man braucht sich nur zu erinnern, daß Frankfurt noch in Belagerungszustand ist.
Es ist ein und dieselbe Sache überall, und in Wien, in Oesterreich fällt nun der Hauptschlag. Wenn das einige Oesterreich dabei in Trümmern ginge und statt des angebahnten Friedens- und Freiheitsbündnisses zwischen der deutschen und slawischen Welt der Völkerkrieg entflammt würde, so wäre dieser Schlag für Deutschland herber und dieß Unglück größer, als es die formelle Reichseinheit mit den deutsch-österreichischen Theilen ihm je ersetzen könnte. Und doch, selbst dieser Schmerz, der uns zuerst überwältigte, muß bezwungen werden, weil es sich um Tod und Leben für die Demokratie handelt. Die siegende Freiheit wird als erste Parole die Gleichberechtigung der Nationalitäten geben und die Hand zum brüderlichen Frieden von neuem den Slaven bieten; aber wenn sie erläge, dann würde die leer Einheit ein elender Trost für den Verlust sein.




Sonntag, 24. August 2014

Rheinfahrt im August

Loreley

Der August des Jahres 1846 bescherte wunderbare Sommertage. Der fast vierundzwanzigjährige Theodor Althaus hatte sein Studium in Bonn, Jena und Berlin beendet, hatte jedoch auf Grund seiner politischen und religiösen Überzeugungen keine Chance auf eine Anstellung. Ihm blieb die Sprache in Predigten, Vorträgen und dem geschriebenen Wort. Für seine längere Schrift „Die Zukunft des Christenthums“, in der er seine progressiven religiösen Vorstellungen ausführlich darstellte, hatte er einen Verleger gefunden. Und nach Wanderungen im Harz und an der Weser zog es ihn an den Rhein, seinerzeit wichtiges Symbol der deutschen Freiheitsbewegung.  Gerne erinnerte sich Althaus an seine Studienzeit an der Bonner Friedrich Wilhelms Universität, an Weinfelder, das Siebengebirge, Burg Rheinstein hoch über der Flusswindung, den schroffen Loreleyfelsen, die glitzernden Wellen am Ufer und an den Gedankenaustausch mit Gleichgesinnten, die dasselbe Ziel verfolgten wie er: ein einheitliches demokratisches Deutschland, in dem es allen Menschen gut ging, nicht nur den Königen und Fürsten.
In Köln traf er Levin Schücking und Karl-Heinrich Brüggemann von der „Kölnischen Zeitung“, Levin Schücking und ein paar Kilometer rheinaufwärts seinen Bonner Dozenten Gottfried Kinkel,  mit dem ihn inzwischen eine enge Freundschaft verband.
Mit dem Dampfboot fuhr er weiter flussaufwärts bis nach Bingen, unternahm eine mehrtägige Wanderung entlang der Nahe bis  nach Kreuznach, wo er bei seinen Beobachtungen den Eindruck hatte, er stoße mit jedem Schritt an eine „faule Frucht der Geschichte“. Die krassen Gegensätze zwischen bestens ausgestatteten Kurgästen auf der Kreuznacher Promenade und den schwitzenden Arbeitern mit zerschundenen Händen in den Weinfeldern waren ihm unerträglich.
Hinter Bad Münster am Stein ging es bergauf zur Ebernburg, wo er sich beim Gang zwischen den Ruinen um einige Jahrhunderte zurück versetzt fühlte in die Reformationszeit, als der Burgbesitzer Franz von Sickingen, Freund des Volkes und Martin Luthers, hier gewohnt und entgegen allen Anfeindungen seiner Fürstenkollegen, verfolgten Reformatoren Asyl gewährt hatte. Auch Sickingens gleichgesinnter Freund, der Dichter Ulrich Hutten, war für lange Zeit dort oben untergekommen. Diese besondere Bedeutung verschaffte der Burg den Beinamen „Herberge der Gerechtigkeit“.
Eine weitere Unternehmung führte den Wanderer in das wildromantische, zerklüftete Wispertal. Stundenlang ging er allein, umgeben nur von der großartigen Natur, die doch klüger war als die Menschen, die es nicht fertig brachten, diese Großartigkeit auch denen zugänglich zu machen, die in Hütten hausten. Welch ein Widerspruch!
In dieser „Profeteneinsamkeit“ fochten die Gedanken in seinem Kopf einen fürchterlichen Kampf, der dann in leidenschaftlicher Empörung mit Feder und Tinte zum Ausbruch kam. In den sechsundneunzig Strophen von „Eine Rheinfahrt im August“ erinnerte der Autor an die hochfliegenden Hoffnungen auf Freiheit und Gerechtigkeit, zeigte das schwache Elend der vielen, die sich abquälten, damit wenige alle Reichtümer besäßen und stellte fest, das „fluchbeladene Metall“ richte nur Unheil und Blutvergießen an. Geld solle man besser im Rhein versenken wie den Nibelungenschatz. Gleichzeitig war dieses Gedicht eine Hymne an den mächtigen Fluss, der ruhig und unbeirrt seinen Weg nahm. An alle dem hatte der Rhein ja keine Schuld. Er war der ungekrönte König und auf ihm ruhten seine Hoffungen auf bessere Zeiten.
Die Zukunftsvision von Freiheit, Liebe und Gerechtigkeit beherrschte Theodors gesamtes Denken, Fühlen und Handeln. Für die Verwirklichung dieses Ideals würde er alles geben. Als wollte er diesen Vorsatz besiegeln, taufte er sich eines Abends an einer Uferstelle selbst mit klarem Rheinwasser.
Außer in den gereimten Zeilen  „Eine Rheinfahrt im August“ bearbeitete Theodor Althaus seine Erlebnisse während dieser Wanderungen in zwei Erzählungen; „Herberge zur Gerechtigkeit“ und „Eine Nacht der Gegenwart“, die er in der Anthologie „Mährchen aus der Gegenwart“ publizierte. Der letzte Text in dieser kleinen Sammlung, überschrieben „Vom Rhein“, ist ein Auszug aus Theodor Althaus längerer Schrift „Aus dem Gefängniß“ die er während seiner Haftzeit im Staatsgefängnis in Hildesheim verfasste.

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Donnerstag, 19. Juni 2014

Robert Blum und die Zentralgewalt


Ein weiterer Freund aus Leipziger Zeit hatte in Frankfurt eine Bühne gefunden. Robert Blum ließ ihn mit einer unglaublich leidenschaftlich vorgetragenen Rede in der Nationalversammlung schon fast erschrocken aufhorchen. In den Frankfurter Tagen war Theodor dem vielbeschäftigten Mann schon einige Male begegnet. Die bereits in Leipzig erlebte Kraft seiner Aktivitäten und Worte übertraf Blum am 20. Juni 1848 mit seiner Rede zur Zentralgewalt, wie man die von Gagern ins Spiel gebrachte und zur Diskussion stehende provisorische Regierung für Deutschland nannte. In Form eines Direktoriums oder Ministeriums sollte diese Zentralgewalt installiert werden. Die Schärfe des Tones der Rede übertraf alles, was Theodor bisher von Blum erlebt hatte. Der verglich die Nationalversammlung mit dem an den Felsen angeketteten Prometheus, stark wie er, doch an ihren Zweifeln angekettet.
Blum war gegen ein Direktorium. Weder sei so ein Gremium legitimiert, noch habe es die Mittel, Deutschland zu vertreten. Er und seine Partei sahen die Gefahr, dass eine Zentralgewalt, die ja notgedrungen schwach sein müsste, die Fürstenmacht in den Einzelstaaten wieder stärken und die gerade errungene parlamentarische Macht in Gefahr bringen würde. Er und seine Mitstreiter schlugen einen Vollziehungsausschuss vor. Der sollte sich darum kümmern, dass die gefassten Beschlüsse der Nationalversammlung ausgeführt würden. Andernfalls sah er die erkämpfte Freiheit wie ein Himmelsauge brechen. In unbeschreiblicher Intensität trug er seinen Appell an die Abgeordneten vor: Wollen Sie der Anarchie entgegentreten. Sie können es nur durch den innigen Anschluß an die Revolution und ihren bisherigen Gang. Das Direktorium, das Sie schaffen wollen, ist aber kein Anschluß daran; es ist Widerstand, es ist Reaktion, es ist Konterrevolution – und die Kraft erregt die Gegenkraft. Man wirft mitunter schielende Blicke auf einzelne Parteien und Personen und sagt, daß sie die Anarchie, die Wühlerei und was weiß ich wollen. Diese Partei läßt sich den Vorwurf der Wühlerei gern gefallen; sie hat gewühlt und ein Menschenalter lang, mit Hintansetzung von Gut und Blut mindestens von allen Gütern, die diese Erde gewährt; sie hat den Boden ausgehöhlt, auf dem die Tyrannei stand, bis sie fallen mußte, und Sie wären nicht hier, wenn nicht gewühlt worden wäre. Bei diesen Worten reagierten die Anwesenden in der Paulskirche mit stürmischem, anhaltendem Beifall und dann noch einmal nach dem leidenschaftlich vorgetragenen Schlusssatz: So schaffen Sie Ihre Diktatur.
Waren die Abgeordneten zu gutgläubig? Sah Blum zu schwarz? Jedenfalls blieben seine Warnungen erfolglos. Am 28. Juni 1848 beschloss die Frankfurter Nationalversammlung das Gesetz über die Einführung einer provisorischen deutschen Zentralgewalt, die bis zur Ausführung der Reichsverfassung tätig sein sollte. Und am Folgetag wählte sie, wiederum auf Vorschlag Heinrich von Gagerns, der ihn selbst als kühnen Griff  bezeichnete, Erzherzog Johann von Österreich zum Reichsverweser als Oberhaupt eines zu bildenden Ministeriums. Althaus konnte sich mit der Konstruktion Zentralgewalt mit Reichsverweser und Reichsministerium arrangieren. Er hatte eher Bedenken gegen Blums Strategie. Wie sollte ein Vollziehungsausschuss funktionieren?
Beim Zweiergespräch in der stillen Ecke eines Frankfurter Wirtshauses konnte Theodor seine Zweifel ansprechen. Im Gegensatz zu seinem Freund hatte er zu Gagern und dessen politischem Handeln ungetrübtes Vertrauen, der würde das Schiff schon in die richtige Bahn lenken. Blum hingegen sprach spöttisch vom Reichsverweser als Johann von Gagerns Gnaden. Der Jüngere musste zugestehen, dass er Blums Befürchtungen, diese Konstruktion Zentralgewalt könnte einen Rückschritt in Metternichzeiten nach sich ziehen, nicht einfach wegwischen konnte, zumal bereits erste Anzeichen aufkommender Reaktion zu erkennen waren. Die durch die Revolution geschwächten Landesregierungen eroberten ihre verlorene Macht allmählich zurück. Mit dem Antrag des Kölner Parlamentariers Franz Raveaux nach Klärung der Priorität bei gleichzeitiger Mitgliedschaft in der preußischen und der Frankfurter Nationalversammlung sowie einem tödlichen Konflikt in Mainz zwischen preußischem Militär und Bürgerwehr war deutlich geworden, dass im monarchischen System die Priorität der deutschen Nation gegenüber den einzelnen Ländern nicht gegeben war. Im Falle der Doppelmandate wurde keine eindeutige Regelung zugunsten der Nationalversammlung geschaffen. So konnte mittels Einberufung der preußischen Landstände durch die Regierung in Berlin die Parlamentsarbeit in Frankfurt in erheblichem Maße gestört werden. Auch im Falle des Mainzer Konflikts war die Gewichtung klar. Die Bürgerwehr zog sich zurück und das preußische Militär behielt die Oberhand. Die Frage, wie Blum sich denn nun seinen Mitstreitern gegenüber verhalten werde, wenn er in der provisorischen Zentralregierung ein Ministeramt angeboten bekäme, beantwortete der mit beeindruckender Konsequenz. Er würde in das erste Ministerium nur eintreten, um es nachher bei Gelegenheit sprengen zu können.

Ende des Monats Juni 1848 war für Theodor Althaus nach sechs Wochen die Zeit als politischer Beobachter im Frankfurter Sommer zu Ende. Ihn lockte ein Angebot, bei der Bremer Zeitung als Nachfolger von Karl Theodor Andree die Stelle als leitender Redakteur zu übernehmen. Andree wollte Bremen verlassen, in seiner Heimatstadt Braunschweig die Deutsche Reichszeitung redigieren und sich verstärkt seinen Studien und Publikationen im geographischen Bereich widmen. 

Leseprobe aus:

Theodor Althaus - Revolutionär in Deutschland (Taschenbuch)


Fotos: © Renate Hupfeld (Frankfurt Römerberg am 14. April 2011)

Montag, 5. Mai 2014

18. Mai 1848 Parlament in der Paulskirche


Unerwartet flatterte plötzlich wieder ein Angebot in die elterliche Wohnstube. Wieder kam es aus Bremen, doch diesmal war es die Bremer Zeitung, die nach ihm verlangte. Der leitende Redakteur Karl Theodor Andree machte Althaus den Vorschlag, für die Bremer Zeitung über die Frankfurter Nationalversammlung zu berichten. Da gab es nichts zu überlegen. Auf nach Frankfurt!
Welche Gefühle und Gedanken mussten ihn bewegt haben, als er in der Stadt ankam, in der seit Wochen die politische Musik spielte, gerade rechtzeitig, um am 18. Mai 1848 dabei zu sein, als 400 Abgeordnete der verfassunggebenden Nationalversammlung bei Kirchengeläute und Kanonendonner, umsäumt von schwarz-rot-goldenen Fahnen, Girlanden und Parolen, zwischen dem Jubelspalier von Tausenden vom Kaisersaal zur Paulskirche zogen? Und was mag in ihm vorgegangen sein, als er seine Mitstreiter aus Leipzig, Robert Blum, Georg Günther, Moritz Hartmann und Arnold Ruge in der Menge der Gewählten entdeckte? Er war einer der vielen Zuschauer auf der Tribüne des eigens für den Zweck umgestalteten runden Kirchenraumes, mit deutschen Farben geschmückt und dem Bild der Germania hoch oben thronend über Sitzreihen, Podium und Galerie. Trotz wilder Debatten einigte man sich in dieser ersten Versammlung auf den vorübergehenden Alterspräsidenten Lang aus Hannover und auf den Termin für die nächste Sitzung des Parlamentes.



Am 19. Mai 1848 wurde der neunundvierzigjährige Heinrich von Gagern mit überragender Mehrheit zum Präsidenten der Nationalversammlung gewählt. Als ehemaliger Burschenschaftler, Mitglied des Hallgartenkreises und seit der Märzrevolution Ministerpräsident von Hessen-Darmstadt genoss er Respekt und großes Vertrauen durch alle Gruppierungen. Man traute ihm zu, dieses schwierige Amt zu meistern. Weder fehlte es ihm an Fachkompetenz und Glaubwürdigkeit, noch an Selbstbewusstsein und persönlicher Ausstrahlung. Seine Antrittsrede mit dem Versprechen, eine Verfassung für Deutschland auf der Grundlage der Souveränität der Nation zu schaffen, wurde mit heftigem Beifall von Versammlung und Publikum aufgenommen. Am 31. Mai wurde Gagern mit einem Fackelzug vor dem Mumm’schen Haus geehrt. Darüber berichtete Korrespondent Althaus nach Bremen. Es gebe auch kritische Stimmen, doch sei es Gagerns Glaube und Hoffnung, dass man mit ihm schöne Zeiten erleben werde. Er sei ein Mann des Volks, las man am 5. Juni 1848 in der Bremer Zeitung.
Nach den Beobachtungen in den ersten zwei Wochen des Frankfurter Politgeschehens war dem Visionär aus der Detmolder Dichterstube mehr denn je klar geworden, wie verworren die politische Situation war und wie schwierig es werden würde, einen Konsens für ein deutsches Staatsgebilde zu finden. Gab es doch so viele verschiedene Bedürfnisse und Interessen, so viele unterschiedliche Auslegungen von Begriffen, so viele unterschiedliche Erwartungen und Vorstellungen. Ueberall Konfusion und Gegeneinanderzücken von Parteiungen und provinziellen Sonderinteressen, sah er in seinen Genrebildern aus Frankfurt, die am 7. Juni 1848 auf der Titelseite der Bremer Zeitung erschienen, Impressionen von sogenannten Klubversammlungen in der Sokrates-Loge, im Hof von Holland, Deutschen Haus und im Weidenbusch.

Wie sollte man das Werk auf die Füße stellen, so dass es stehen bleibe und auch gehen könne, fragte er sich und seine Leser. Nach seiner Meinung gab es unter den Abgeordneten zu viele, die Konfrontation anstatt Ausgleich suchten und denen Profilierung um jeden Preis wichtiger war als das gemeinsame Ziel. Und es gab zu wenige Männer, die aufgrund ihrer Begabung, sachlicher Herangehensweise und persönlicher Ausstrahlung Respekt und Sympathie gewannen. Zu Letzteren gehörte unbedingt Julius Fröbel. Im Juni gab es ein herzliches Wiedersehen mit dem verehrten Freund aus Dresden. Nicht als Mitglied der Nationalversammlung war Fröbel in Frankfurt, sondern als Deputierter des ersten Demokratenkongresses, der am 14. Juni 1848 im Deutschen Hof begann. Fröbel redete so glaubwürdig und überzeugend, dass er mit großer Mehrheit zum Präsidenten des demokratischen Vereins gewählt wurde. Die Arbeit am Programm machte er hervorragend, so dass man auch über die Vereinsmitglieder hinaus auf ihn aufmerksam wurde. Bald war er für kurze, doch sachgerechte Diskussionen mit schnellen und guten Ergebnissen bekannt. Voller Bewunderung für diesen integren Mann verfolgte Althaus die Veranstaltung.






Leseprobe aus:


Theodor Althaus - Revolutionär in Deutschland (Taschenbuch)


Fotos: ©Renate Hupfeld