Freitag, 24. August 2012

Auf den Spuren in Bonn

aus: Theodor Althaus - Revolutionär in Deutschland:

In der Frühe eines Oktobermorgens des Jahres 1840 stand er im Wohnzimmer mit Ranzen und Wanderstock, umgeben von Vater, Mutter, Schwestern und Brüdern, bereit zum Abschied aus dem Elternhaus. Voller Neugier auf die Welt stiefelte er zusammen mit seinem zwei Jahre älteren Freund Rudolf Cruel aus dem lippischen Schöttmar los in Richtung Paderborn, von wo aus ihn eine Postkutsche an den Rhein brachte. An der Bonner Universität wollte er Theologie studieren.



Warum wählte ein Abiturient aus dem Fürstentum Lippe gerade Bonn als Studienort?  Es hatte sich wohl bis in alle Regionen des Deutschen Bundes herumgesprochen, dass dort in jenem Herbst ein besonders frischer politischer Wind wehte. Das hatte mit dem Beginn der Amtszeit von König Friedrich Wilhelm IV. in Preußen zu tun. Eine seiner ersten Regierungshandlungen war eine teilweise Aufhebung der Karlbader Beschlüsse, was als Initialzeichen zum nationalen Aufbruch in den Ländern des Deutschen Bundes gesehen wurde. Für die Universitätsstadt am Rhein bedeutete das die Rückkehr von Professor Ernst Moritz Arndt, der nun nach zwanzig Jahren Berufsverbot wegen „demagogischer Umtriebe“ rehabilitiert und sogar Rektor der Bonner Friedrich-Wilhelms-Universität wurde.



Ein Ereignis im Januar 1841 dürfte den Studienanfänger aus der lippischen Provinz mächtig beeindruckt haben. Eines Abends fand ein studentischer Fackelzug für Professor Arndt statt. Chargierte mit farbigen Schärpen, Federbüschen und Schlägern versammelten sich beim Obelisken auf dem Bonner Marktplatz und führten anschließend den langen Festzug zum Hause des alten Herrn an. Mit der Fackel in der Hand zog Theodor Althaus mit durch das Koblenzer Tor. Von der Dankesrede des Geehrten hörte er zwar nicht viel, weil er zu weit hinten stand, er beteiligte sich aber an den Hochrufen, sang begeistert mit und ließ sich die anschließende nächtliche Kneiperei nicht entgehen.


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