Montag, 27. August 2018

Lebensgeschichte eines Achtundvierzigers




INHALT


Am 18. März auf seinen Spuren
           
I. 1822 – 1847
Pfarrerssohn in Detmold       
Studium in Bonn        
Burschenschaftler in Jena     
Bonner Abschluss      
Predigt in der Hauptkirche    
Berliner Progress, Salons, Brüder Grimm    
Zurück in Detmold     
Malwida von Meysenbug      
Artikel zum Fürstenjubiläum
Zukunft des Christentums     
Prediger auf der Grotenburg 
Landpfarrerträume   
Rheinfahrt im August
Unbequem, nicht überall      
Literatenleben in Leipzig
           
II. 1848           
Geweint vor Freude  
Märzrevolution in Berlin       
Kandidat für Lippe     
Parlament in der Paulskirche
Robert Blum und die Zentralgewalt 
Bremer Perspektiven 
Fiese Kampagne gegen die Bremer Zeitung
Trauerspiel in Wien   
Drama Robert Blum  
Dunkelgrauer Abschied         
Neubeginn in Hannover        
Tod der Mutter
           
III. 1849 - 1852          
Zeitung für Norddeutschland
Grundrechte für Deutschland           
Ständeversammlung und hannoversche Thronrede
Politpossen im Königreich     
Hannover, Deutschland und ein Zeitungsmann      
Reichsverfassung und monarchische Betonwände 
Gefängnis vor dem Clevertor
Hannoversche Idyllen
Urteil des Stadtgerichtes      
St. Godehard in Hildesheim  
In Freiheit      
Hamburger Hochschule für Frauen  
Am Plauer See gegen das Monstrum
Letzte Monate in Gotha
           
Materialien    
Weser-Zeitung, 22. März 1848: Die Revolution in Berlin    
Bremer Zeitung, 14. November 1848: Robert Blum
Zeitung für Norddeutschland, 13. Mai 1849: Der zehnte Mai in Frankfurt
Deutsche Geschichte von 1819 bis 1849 auf den Punkt gebracht  

Anhänge        
Lebensdaten im Überblick    
Bildanhang    
Quellen- und Literaturverzeichnis    
Personenverzeichnis 
Kurzvita der Autorin  


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Sonntag, 1. April 2018

Tod in Gotha


Das neue Jahr hatte begonnen und Theodor ging es miserabel wie zuvor. Dr. Hassenstein setzte nicht mehr nur auf Elektrobehandlung, sondern erweiterte die therapeutischen Maßnahmen. Der Patient bekam Eisenbäder, Schwefelsäurefußbäder, Einreibungen, ein großes pulverbestäubtes Pflaster, Medizin in verschiedenen Fläschchen, starke Dosen Chinin und Champagner. Eine positive Wirkung war nicht zu erkennen, eher das Gegenteil. Der Kranke selbst hatte den Eindruck, die Anwendungen machten alles nur noch schlimmer. Er klagte über Müdigkeit, Schwindel und Übelkeit. Ende Februar kam noch einmal Vater Althaus nach Gotha. Er wollte Theodor nach Detmold holen, wo er ihn in seiner Nähe hätte und sich besser um ihn kümmern könnte. Theodor war einverstanden, doch anhaltende Blutungen machten diese Pläne zunichte. An Reisen war überhaupt nicht zu denken, zumal sich noch ein anderes Krankheitsbild einstellte, von dem er seinem Bruder am 29. März 1852 berichtete: Ich leugne nicht, lieber Friedrich, daß die Sache langweilig zu werden anfängt, zumal wenn Frühlingsanfang, statt gehofften anderen Dingen, eine so unangenehme Rose an den Fuß pflanzt, von der man sich, für nichts und wieder nichts, vierzehn Tage malträtiren lassen muß. Die Medizin werde er nun absetzen und hoffe, dann wieder kräftiger zu werden, um vielleicht im Mai die Reise nach Detmold wagen zu können.
Während dieser Zeit erfuhr Theodor ganz unerwartet eine liebenswürdige Zuwendung von einem Bekannten aus Studentenzeiten. Der Schriftsteller Arnold Schlönbach besuchte ihn regelmäßig, versorgte ihn mit Lektüre, die er ihm auf Wunsch auch vorlas, mit Blumen und anderen Dingen. Das brachte wieder ein bisschen Freude in seine Einsamkeit. Dem Bruder berichtete er darüber und kam noch auf dessen Amerikapläne zu sprechen, dass er sich zwar freue, ihn jedoch lieber in der Heimat sehe und auf sich schrieb er: Mir liegen solche Aussichten so fern wie meine vollständige Gesundheit, ohne die ich dergleichen nicht wagen darf. Lebewohl, mit herzlichem Dank und Gruß.
Das war Theodors letzter Gruß an seinen Bruder Friedrich. Nach erneut eingetretenen schweren Blutungen starb er am Abend des 2. April 1852 im Arm seiner treuen Pflegerin Frau Seebach. Außer dem Vater begleiteten ihn Dr. Hassenstein, Arnold Schlönbach und einige andere Schriftsteller sowie alle Künstler der Stadt auf seinem Weg zur Gruft auf dem hochgelegenen Friedhof in Gotha. Ein Geistlicher sprach den Segen und Chorschüler sangen einen Choralvers.

Schluss des letzten Kapitels aus: 


Dienstag, 23. Januar 2018

"Mährchen aus der Gegenwart"



Die sieben „Mährchen“ entstanden zu einer Zeit, in der man in Deutschland sehr gut überlegen musste, was man sagte, schrieb und tat. Nach den Karlsbader Beschlüssen im September 1819 waren die deutschen Länder mit einem Netz von Spitzeln überzogen. Versammlungen und Publikationen wurden akribisch überwacht, Urheber unerwünschter Aktionen abgemahnt, mit Berufsverboten bestraft, ausgewiesen oder landeten im Gefängnis. Prominente Beispiele sind Professor Hoffmann von Fallersleben, der als fahrender Sänger von Land zu Land zog und sieben Professoren der Universität Göttingen, die ihren Job verloren, weil sie gegen eine Maßnahme des Königs von Hannover protestiert hatten. Ernst August hatte mal kurzerhand die Verfassung vom Tisch gefegt. Zu den „Göttinger Sieben“ gehörten die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. Der Student Theodor Althaus lernte die drei Professoren einige Jahre später in Berlin kennen, wo die Grimms wieder arbeiten durften, weil der preußische König die Karlsbader Beschlüsse anders auslegte als Ernst August.
So war das in Deutschland, staatliche Willkür war an der Tagesordnung. Das bekamen auch Absolventen der Universitäten zu spüren. Als Teilnehmer von studentischen Veranstaltungen, in denen demokratische Strukturen gefordert wurden, hatte der junge Althaus nach erfolgreichem Studienabschluss im Jahre 1844 in Preußen keine Chance auf eine Anstellung. So kehrte er zurück in seine Studierstube im Detmolder Elternhaus, unternahm Wanderungen, schrieb Artikel für liberale Magazine und längere Schriften zu Themen aus Kirche und Gesellschaft, außerdem Gedichte und Geschichten.
Nachdem im Jahre 1846 die Publikation seines längeren Gedichts „Eine Rheinfahrt im August“ vom preußischen Oberzensurgericht verboten worden war, hatte Theodor Althaus ein Jahr später in Leipzig mehr Glück mit einer Sammlung seiner Erzählungen, allesamt Zeitbilder aus der Zeit des Vormärz, die den Widerspruch zwischen dem Hochmut der Herrschenden und der bitteren Not der Bevölkerung aufzeigten. Der sächsische Zensor ließ die als „Mährchen“ verpackte Systemkritik durchgehen und forderte lediglich Namensänderungen in der Satire auf König Ludwigs Affäre mit der spanischen Tänzerin. So wurde aus der Stadt München „Klostersingen“, dem bayrische König Ludwig I. „der alte Herr“ und Lola Montez „Carambola“. „Mährchen aus der Gegenwart“ erschienen im Jahre 1848 im Verlag von Wilhelm Jurany in Leipzig. 

Inhalt:
Die Herberge der Gerechtigkeit
Ein Idyll
Das alte Lied
Ein Freiheitstanz
Eine Nacht der Gegenwart
Aus der Einsamkeit
Zwei Freunde