Donnerstag, 23. Januar 2014

Indie Autor Wettbewerb 2014



Inhalt
Theodor Althaus (1822 – 1852)
Behütet im Detmolder Pfarrhaus aufgewachsen und herausragend begabt hatte Theodor Althaus alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Laufbahn. Doch nach dem Ende des deutschen Frühlings im März 1848 schlitterte er als leitender Redakteur der Bremer Zeitung in ein berufliches und persönliches Dilemma. Zeitgleich mit dem monarchischen Desaster um die Reichsverfassung im Mai 1849 landete er im Gefängnis vor dem Clevertor in Hannover. Er wurde nicht einmal dreißig Jahre alt.
Deutschland von 1848
Althaus lebte in einer Zeit, als Einheit, Freiheit und Demokratie in Deutschland laufen lernen wollten. Leidenschaftlich nahm er teil am Kampf für eine gerechtere Welt. Alle Menschen sollten mitwirken und an den irdischen Gütern teilhaben. Davon war man weit entfernt. Das Land war zersplittert in 36 Königreiche, Fürsten- oder Herzogtümer, deren Herrscher die eigenen Belange wichtiger waren als die ihrer Untertanen. Wenige besaßen viel, die meisten waren arm und wussten nicht, wie sie den nächsten Tag überleben sollten.
Schauplätze
Der Lebensweg von Althaus führt den Leser an die verschiedenen Orte seines Wirkens, von der Studierstube im Detmolder Elternhaus, über das Theologie- und Philologiestudium in Bonn, Jena und Berlin, seinen Predigten auf der Kanzel der Gemeinde seines Vaters, zum Literatenleben in der Verleger- und Buchhandelsstadt Leipzig, dem Korrespondenten in Berlin und Frankfurt, bis zum leitenden Redakteur in Bremen und der „Zeitung für Norddeutschland“ in Hannover, wo mit seiner Verhaftung die hoffnungsvolle Laufbahn rücksichtslos beendet wurde.
Monarchische Willkür
Für einen wie Theodor Althaus, der sich nicht verbiegen ließ, gab es keinen Platz in diesem Land. An seinem Schicksal und an dem einiger befreundeter Protagonisten der deutschen Revolution wie Robert Blum, Gottfried Kinkel und Julius Fröbel werden die Verwicklungen einer Zeit deutlich, in der um deutsche Einheit und Demokratie bitter gekämpft und mit dem Verlust von Freiheit, Heimat und Leben bezahlt wurde.
Zielgruppe
Die besten Geschichten schreibt das Leben, heißt es.  Die Lebensgeschichte von Theodor Althaus ist eine spannende Zeitreise in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts und richtet sich an alle Leser, die interessiert sind am Schicksal eines jungen Stürmers, der für seine Überzeugungen alles gegeben hat.
Aktualität
Die Botschaften Theodor Althaus und seine Visionen von einem Leben in Freiheit und Liebe liegen uns in zahlreichen Essays, Zeitungsartikeln, Erzählungen, Gedichten, Briefen und Tagebüchern vor. Sie zeigen uns, dass demokratische Strukturen in Deutschland nicht vom Himmel gefallen sind, sondern bitter erkämpft wurden. Szenen wie die am 18. März 1848 vor dem Berliner Schloss, in denen das Volk ein klares Votum gegen eine ignorante Regierung abgibt, erleben wir täglich in den Nachrichten über blutige Auseinandersetzungen in Ländern, in denen die Herrschenden gegen das Volk regieren.

Produkt
Zweite Auflage
Dies ist die zweite Auflage der Publikation „Theodor Althaus – Revolutionär in Deutschland“ vom November 2011, ergänzt durch einen Exkurs auf den Spuren des Protagonisten in Berlin als Vorbemerkung, drei Zeitungsartikel von Theodor Althaus aus den Jahren 1848 und 1849, ein Feature zur deutschen Geschichte von 1819 (Karlsbader Beschlüsse) bis 1849 (Ablehnung der Kaiserkrone) auf den Punkt gebracht sowie zahlreichen eigenen Fotos von den Schauplätzen. Bei der Überarbeitung wurden Kommentare und Fragen von Lesern der ersten Auflage berücksichtigt.
E-Book und Taschenbuch
Als E-Book ist das Werk im Kindle Shop und im Beam eBook Shop in den Formaten EPUB und MOBI erhältlich, als Taschenbuch über Amazon sowie über meine eigene Plattform text-und-byte.de und über mich direkt.
Genre
Es handelt sich um ein erzählendes Sachbuch, im weiteren Sinne um eine dokumentarische Erzählung. Dokumentarisch deshalb, weil die Begegnungen, Zeiten und Orte der Handlung, Lebensumstände und natürlich Zitate entsprechend recherchiert sind. Beim Schreiben kam es mir auf den Erzählfluss an, das heißt ich bleibe nahe am Protagonisten in seinen jeweiligen Lebenszusammenhängen, einschließlich den politischen, wie die Eröffnung des ersten deutschen Parlamentes in der Paulskirche 1848, die blutigen Aufstände in Berlin, Wien und Frankfurt, das äußerst zähe Ringen der demokratisch gesinnten Untertanen gegenüber monarchischer Willkürherrschaft.
 Als spannende Geschichte aus dem Leben, in der Fakten und fiktive Elemente ineinanderwirken, kann diese Biografie durchaus über die Genregrenzen hinaus in einem breiteren Leserstrom mitschwimmen.
Blog zum BuchAlles ist in Bewegung und wünschenswert, wenn im Austausch mit Lesern neue Erkenntnisse hinzukommen. Im Blog zum Buch gibt es fortlaufend Informationen zum historischen Hintergrund, zu anderen Protagonisten der deutschen Revolution 1848/49 (Julius Fröbel, Robert Blum, Gottfried Kinkel, Malwida von Meysenbug), Beiträge zu Jahrestagen und zahlreiche Leseproben:  http://theodoralthaus.blogspot.de/

Unterstützung
Recherchen
Wichtigste Grundlage zur Arbeit an dieser Publikation waren jahrelange Recherchen, das heißt Sichten von Primär- und Sekundärliteratur, Zeitungsartikeln und Handschriften. Dabei waren Antiquariate und das Internet wichtige Quellen, ebenso wie Bibliotheken und Archive in Detmold, Hamm, Dortmund, Köln, Bonn, Koblenz, Bremen, Hannover und Berlin, in deren Lesesälen ich Materialien einsehen konnte und die mir Kopien zur Verfügung stellten.
Motivation
Unterstützung hatte ich durch einen Historiker, der durch meine Publikation „Theodor Althaus, Zeitbilder 1840 – 1850“ (Aisthesis Verlag) auf mich aufmerksam wurde. Von ihm wurde ich kompetent beraten und immer wieder motiviert, wenn ich angesichts der enormen Stoffmenge die Brocken hinschmeißen wollte.
Workshop
Den entscheidenden Impuls zur abschlussbezogenen Arbeit am Manuskript bekam ich in der Bundesakademie Wolfenbüttel im Workshop „Vom Leben zur Geschichte – Werkstatt erzählendes Sachbuch - Biographien“. Ich musste mich fragen: Wo liegen die besonderen Knackpunkte des Lebens meines Protagonisten? Wie erreiche ich möglichst viele Leser ohne sie mit historischen Daten und Fakten zu langweilen? Befreiende Erkenntnis: Es ist okay, wenn die Erzählung einer wahren Geschichte fiktive Elemente enthält. Einen Bericht über die Veranstaltung gibt es in „Renates Blog“:http://blog.renatehupfeld.de/2012/11/26/werkstatt-erzahlendes-sachbuch/
Probeleser
Ein fachfremder Probeleser (Physik, Mathe, IT) meldete mir kapitelweise zurück, wenn Passagen schwer verständlich waren oder wenn der Verlauf der Handlung durch lange Zitate oder politische Schleifen zäh wurde. Diese Rückmeldungen halfen mir, den roten Faden konsequent zu verfolgen.
Dienstleistung
Für Korrektur, Layout und Konvertierung der Daten hatte ich fachliche Unterstützung, das Cover wurde von Tom Jay gestaltet.

Marketing Maßnahmen
Bereitstellung
- E-Books bei KDP zum Verkauf im Kindle Shop und im beam eBook Shop in den Formaten epub und mobipocket
- Taschenbücher in Kommission in Buchhandlungen und Museumsshops sowie über meine Plattform text-und-byte.de oder über mich direkt
 Buchvorstellung
- auf meiner Homepage www.renatehupfeld.de
- auf meiner Plattform 
www.text-und-byte.de
- Newsletter, Email und Infobrief an Freunde und Bekannte, historische und literarische Gesellschaften und Plattformen, historische Magazine, Universitätsbibliotheken, Museen, Archive, regionale Buchhandlungen, Buchblogger, regionale Presse
Flyer zum Buch
Der Flyer enthält eine Kurzbeschreibung, eine längere Leseprobe, Portraitbild von Theodor Althaus sowie Kurzbiografie, Autorenfoto und Kurzvita, Impressum und Hinweis zu weiteren Informationen auf meiner Homepage www.renatehupfeld.de
Blog zum BuchIm Blog zum Buch poste ich Leseproben, Zeitungsartikel des Protagonisten, Informationen zum historischen Hintergrund und Hinweise auf Jahrestage wie die Eröffnung des ersten deutschen Parlamentes in der Paulskirche oder die Verkündung der Grundrechte sowie Geburtstag, Verhaftung und Todestag: http://theodoralthaus.blogspot.de/
Lesungen
- Buchhandlung Akzente in Hamm (mit Musik Duo)
- Malwida von Meysenbug Gesellschaft in Kassel
- Grabbe Gesellschaft in Detmold
- historisches Museum Fünte in Mülheim an der Ruhr (mit Musik Duo
Presse
Gespräch mit dem Kulturredakteur der lokalen Presse als Vorbereitung zu einem längeren Artikel, der im WA Hamm erschien: http://goo.gl/qWsmWF
Social MediaAccounts und Fanseiten bei Facebook, Twitter und Google+ zur Information über Buchvorstellungen, Blogartikel, Aktionen, Lesungsankündigungen und –berichte
Fan- und Autorenseiten
- Facebookseite „Revolutionär in Deutschland“, auf der Hinweise zum Buch, zu Blogartikeln, Lesungstermine und Berichte über Lesungen, zu Shops und Rezensionen gepostet werden.
- Autorenseite  „Renates Seite“, wo ich auf alle meine Publikationen, Lesungen und Projekte hinweise
-  Autorenseite bei Amazon
Eigene Facebookgruppe
Administration und Austausch in der Facebookgruppe „Deutsche Revolution 1848 / 49“
xtme.lesen
Textprobe als BlindDate mit einem eBook bei xtme.lesen eingestellt (Text Nr. 355)
Theodor Althaus Texte bei Beam
Im beam eBook Shop biete ich Texte von Theodor Althaus aus den Jahren 1845 bis 1850 zum kostenlosen Download an. Im kleinen Werbeteil am Schluss weise ich jeweils auf die Biografie „Theodor Althaus – Revolutionär in Deutschland“ und die als E-Book bei KDP und Beam erhältliche biografische Erzählung „Malwida und der Demokrat“ (Malwida von Meysenbug und Theodor Althaus) hin. Die Reihe wird fortgesetzt, als nächstes werden „Erinnerungen an Julius Fröbel“ erscheinen. Bisher stehen folgende Titel zum Download zur Verfügung:
- Ein Freiheitstanz (Satire auf die Affäre Königs Ludwig I. mit Lola Montez -1847)
- Nordischer Wintergarten – Gedichte für Malwida (1845)
- Rheinfahrt im August (1846)
- Robert Blum (1850)
- Erinnerungen an Gottfried Kinkel (1850)

Marketing Unterstützung
Unterstützung erfahre ich durch Freunde und Follower bei Facebook, Twitter und Google+, die das Buch sowie Blogartikel empfehlen bzw. meine Empfehlungen zu Blogartikeln und Shops teilen, außerdem in Buchvorstellungen und Rezensionen in Publikationen, auf Plattformen, Seiten, in Magazinen und Blogs:
Qindie Autorenkorrektiv: http://www.qindie.de/?attachment_id=7714
Gundel Limbergs Magazin Best of Indie - gute eBooks: http://goo.gl/Zo8kO3
Lutz Schafstädts eBook-Sonar: http://goo.gl/qeKu5
Bruder Lustigs Kopfnüsse: http://goo.gl/1C2Ko
Lena Glücks Blog: http://goo.gl/A1XWH

Elsa Riegers EBOOK-SALON: http://goo.gl/uuUY5
Wolfgang Schwerdts Kulturstrom: http://goo.gl/Hx1dH
Bruder Lustigs Mopsmaschine: http://goo.gl/LIIWYV
Jahrbuch Vormärz Forschung:  
http://goo.gl/VHN74
Grabbe Jahrbuch: http://goo.gl/JVEvg:

Marketing Erfolge
Verkäufe
Printbücher werden über meine eigene Plattform, in Buchhandlungen, Museumsshops und nach meinen Lesungen verkauft. Die fanden statt in der Buchhandlung Akzente in Hamm, bei der Malwida von Meysenbug Gesellschaft in Kassel, der Grabbe Gesellschaft in Detmold und im historischen Museum Fünte in Mülheim an der Ruhr. Es war ein schöner Erfolg, dass ich den Besuchern meinen Protagonisten, der ja weitgehend unbekannt ist, mit den politischen Hintergründen nahebringen konnte. Der E-Book Verkauf läuft im Kindle Shop und bei Beam, der könnte allerdings etwas zulegen. Ich betrachte die Publikation als Langzeitprojekt, werde sie warmhalten und denke, auch für dieses Genre ist das digitale Lesen die Zukunft.
Lesungen
Bei den Veranstaltungen in Hamm und in Mülheim hatte ich musikalische Unterstützung von zwei jungen Musikern (Gesang und Gitarre) mit inhaltlich fein ausgesuchten Songs. Dieses Arrangement kam sehr gut an und dürfte gerne weitere Einladungen von Veranstaltern nach sich ziehen.
Austausch
Durch den Blog zum Buch sowie die Seiten und Gruppe bei Facebook gibt es hin und wieder einen guten Austausch mit Lesern, die an der deutschen Revolution 1848/49 ein besonderes Interesse haben oder deren Interesse von meinen Maßnahmen geweckt wurden, auch mit Studierenden, die sich gerade mit dem Thema beschäftigen und in Theodor Althaus einen Gleichaltrigen entdecken, dem die politischen und gesellschaftlichen Umstände das Leben verdammt schwer gemacht haben.
Rezensionen
Das Buch wurde, außer bei Amazon, im Jahrbuch Vormärz Forschung und im Grabbe Jahrbuch, im Blog zur Lebensgeschichte von Theodor Althaus nachzulesen, sowie in den Blogs „Bruder Lustigs Mopsmaschine“ und im „Kulturstrom“ von Wolfgang Schwerdt rezensiert und besprochen. Hier mal zwei Kommentare, die mich ganz besonders gefreut haben:
- Jahrbuch Vormärz Forschung (Aisthesis Verlag)  http://goo.gl/VHN74:
"Man kann es der Autorin nicht hoch genug anrechnen, wie sachkundig und informativ sie den Konflikt um die Bildung der provisorischen Zentralgewalt in der Paulskirchenversammlung darlegt und die Haltung der Demokraten, die vor allem durch Robert Blum repräsentiert wurde ..." (Wolfgang Obermaier)
-  Grabbe Jahrbuch (Aisthesis Verlag)  http://goo.gl/JVEvg:
"In einer gelungenen Mischung zwischen Roman und Information ist Frau Hupfeld [...] ein Spagat zwischen Publizität und Wissen gelungen." (Hans Hermann Jansen)
Theodor Althaus Texte bei Beam
Als Erfolg betrachte ich auch die Tatsache, dass die von mir im Beam eBook Shop bereitgestellten Gratis Downloads von bisher 5 E-Books mit Texten von Theodor Althaus aus den Jahren 1845 bis 1850 geladen werden (900 in 2013 und bereits 60 im Januar 2014).

Autorin
Ich wohne in Hamm in Westfalen. Mein Schreiben begann mit Tagebuch, lyrischen Notizen und Kurzgeschichten. Das historische Setting wurde für mich interessant mit der Entdeckung, dass ein Vorfahre namens Friedrich Wilhelm Hupfeld im Jahre 1845 sein idyllisches Dorf am Meißner verlassen hatte und nach Australien ausgewandert war. Er hatte zahlreiche Nachkommen, die auf der Suche nach ihren Wurzeln über meine Homepage den Kontakt fanden zu den deutschen Hupfelds, also unserer Familie, der in gegenseitigen Besuchen intensiviert wurde und den ich in meinem Australien Reisebericht (E-Book) dokumentiert habe. Der Hupfeld aus Hessen war ja kein Einzelfall und so beschäftigte mich die Frage: Was war eigentlich in Deutschland los, wenn so viele Menschen ihr Heimatland verließen? Es wurde richtig spannend, als ich einigen Protagonisten des Vormärz und der deutschen Revolution von 1848 begegnete. Und was war mit den Frauen? Ich entdeckte Malwida von Meysenbug und ihren Freund, den Revolutionär Theodor Althaus, eine faszinierende Persönlichkeit, dessen kurzer schicksalhafte Lebensweg mich in besonderer Weise berührte. Obwohl er der Nachwelt eine Fülle von Erzählungen, Gedichten, Essays, Zeitungsartikel, Briefen und Tagebuchnotizen  hinterlassen hat, ist er weitgehend unbekannt. Seinen Spuren folgte ich in seinem Heimatort Detmold und seinen Wirkungsstätten Bonn, Berlin, Jena, Leipzig, Bremen, Hannover und Gotha, wo er nach schicksalhaften Verwicklungen in den Wirren der Revolution und Reaktion knapp dreißigjährig starb. Für einen wie ihn, der sich nicht verbiegen ließ und überaus wortstark sagte und schrieb, was er dachte, gab es keinen Platz im Deutschland des 19. Jahrhunderts. Mich haben seine Botschaften erreicht und ich habe seine Lebensgeschichte aufgeschrieben.
Informationen zum Buch, zur längeren Erzählung „Malwida und der Demokrat“, zu Reiseberichten und Sammlungen von Kurzgeschichten sowie weiteren Projekten gibt es auf meiner Homepage www.renatehupfeld.de

Informationen zum Buch und Marketing am 22. Januar 2014 beim Indie Autor Wettbewerb.


... und auf der Shortlist 


Sonntag, 12. Januar 2014

Erinnerungen an Gottfried Kinkel



Theodor Althaus war 18 Jahre alt, als er an einem Oktobertag des Jahres 1840 die Wohnstube des Pfarrhauses Unter der Wehme in Detmold verließ, zu Fuß nach Paderborn ging und von dort mit der Postkutsche an den Rhein fuhr. Der älteste Sohn des lippischen Generalsuperintendenten hatte ein glänzendes Abiturexamen abgelegt und wollte an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn Theologie zu studieren. Und es war schon etwas Besonderes, von einer der ersten Amtshandlungen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. zu profitieren und bei der Einschreibung vom gerade rehabilitierten Rektor Ernst Moritz Arndt persönlich begrüßt zu werden. Berechtigte Hoffnung auf ein einheitliches, freies und demokratisches Deutschland lag in der Luft. Doch in den beiden Vertretern der theologischen Fakultät, den Professoren Nitzsch und Bleek, sah der junge Stürmer aus dem Fürstentum Lippe diese Hoffnungen nicht erfüllt. Das sah er lediglich in den überzeugenden Vorträgen des fünfundzwanzigjährigen Dozenten Gottfried Kinkel.  Bei ihm hörte er Kirchengeschichte und das mit Begeisterung und großem Respekt. Später gehörte er zum studentischen Kreis der wöchentlichen Kränzchen, zu denen Kinkel eine kleine Anzahl seiner Schüler in das Poppelsdorfer Schloss einlud. Die Verehrung des Theologiestudenten aus Detmold ging so weit, dass er seinem Dozenten bei bestimmten Themen seines Unterrichtsfaches inhaltlich zuarbeitete. So entwickelte sich über die Kränzchenabende hinaus eine Freundschaft, die auch nach Beendigung des Studiums anhielt.
Im Sommer des Jahres 1846 trafen sie wieder zusammen. Drei Jahre nach Beendigung des Theologiestudiums hatte sich für den Kandidaten Theodor Althaus keine berufliche Perspektive ergeben. Als Schriftsteller und Journalist  lebte er im Detmolder Elternhaus und hatte gerade eine längere Schrift über die Zukunft des Christenthums verfasst. Während einer Wanderreise an den Rhein besuchte er seinen ehemaligen Dozenten Gottfried Kinkel in Bonn. Der war nach seiner Heirat mit der geschiedenen Johanna Mockel umhabilitiert worden und unterrichtete inzwischen das Fach Kunstgeschichte. Im vertrauten Gespräch stellten die beiden fest, wie wenig sich die Hoffnungen auf ein einheitliches demokratisches Deutschland erfüllt hatten. Deutschland war nach wie vor zersplittert in 36 Einzelstaaten, in denen der jeweilige König, Fürst  oder Großherzog auf dem Hintergrund der Karlsbader Beschlüsse mehr oder weniger despotisch gegen seine Untertanen regierte.  Wenige besaßen viel und weite Teile der Bevölkerung litten Not und hungerte.

In ihren jeweiligen Zusammenhängen kämpften Kinkel und Althaus gegen diese Ungerechtigkeiten. Unabhängig voneinander wurden sie im Strom des Revolutionsjahres 1848 mitgerissen und gehörten zu denjenigen, deren Laufbahn im Zusammenhang mit den Reichsverfassungskämpfen im Mai 1849 schicksalhaft endete. Kinkel landete nach der Teilnahme am Sturm auf das Siegburger Zeughaus sowie am badischen Aufstand im pommerschen Zuchthaus Naugard und Althaus als Redakteur der Zeitung für Norddeutschland wegen eines Artikels mit Aufruf zur Bildung eines Ausschusses zur Durchführung der in Frankfurt vollendeten Reichsverfassung im Staatsgefängnis St. Godehard in Hildesheim. Hier schrieb er im Jahre 1850 seine persönlichen Erinnerungen Aus dem Gefängniß, in denen er neben Robert Blum, Heinrich von Gagern und Julius Fröbel seinem Freund Gottfried Kinkel ein Kapitel widmete. 

Gratis Download im Beam eBook Shop:




Mittwoch, 1. Januar 2014

Zeitung für Norddeutschland am 1. Januar 1849





Am 1. Januar 1849 erschien die erste Ausgabe der Zeitung für Norddeutschland. Ihren Lesern stellte sie sich als überregionales demokratisches Blatt vor. Hier ist der erste Artikel des leitenden Redakteurs Theodor Althaus:

Am Jahreswechsel

*Der Rückblick und das Vorwärtschauen zu dem uns beim Uebergange vom alten in das neue Jahr die  S i t t e  auffordert, erscheint uns heute als  eine selten so sehr empfundene  N o t h w e n d i g k e i t. Die Weltbewegung des großen Jahres löste in den Geistern die alte Ordnung der Gedanken, und wechselnd gewann einer nach dem andern von ihnen die ungemessene Herrschaft; die Arbeit an dem allgemeinen Werke der Erneuung forderte einen so rastlosen Dienst, daß die Parteien oft ohne viel Besinnen die Werkzeuge wählten und die wahren Mittel und Kräfte wiederholt verkannten. Diese Rastlosigkeit, dieses Ueberstürzen von ungeahnten Entwicklungen und Ereignissen Schlag auf Schlag, ließ mehr als einmal das Ziel aus den Augen verlieren, wenn von den erschütternden Stimmen der Revolution Herzen und Geister überwältigend bewegt wurden.
Für diesen Blick auf das große Ganze der nächsten Vergangenheit und Zukunft unsers Vaterlandes ist es jetzt, wo die letzten Entscheidungen auf eine Weile vertagt und die Gemüther zu einer Art von Erbebung in die Macht der Verhältnisse zurückgekehrt sind, ein günstiger Zeitpunkt. Die Ruhe fördert die gute Sache nicht weniger als die Leidenschaft, die Klarheit arbeitet für sie nicht schlechter, als die aufgeregte Begeisterung. Die Schüler und Meister der alten Diplomatie haben nur dadurch den alten Bau wieder zusammenfügen und die kühnen Pläne zum neuen zerstören können, weil sie, niemals von eignem Herzensdrang beirrt, und stets ungläubig an eine nachhaltige Macht der Geistesbewegungen, ruhig die bestehenden Verhältnisse berechneten und mit den organisirten, disciplinirten Kräften wirkten. Und darum, weil diese Umschau und ein  R e s u l t a t  bringen soll zur Kräftigung und Sammlung unserer Politik, versagen wir es uns, die Stimmen aus allen Höhen und Tiefen, die Schlachtrufe, die Triumphlieder und Grabgesänge aus der deutschen und europäischen Geschichte dieses Jahres in einen ergreifenden Chor zu sammeln. Wir glauben zu der  E r k e n n t n i ß  mitwirken zu müssen, welche jetzt mächtiger ist, als Schmerz und Hoffen. –
Eine neue Welt ging uns Deutschen auf; es war natürlich, daß wir zu viel auf das Allgemeine, auf alle höchsten Güter der Menschheit blickten; aber das Viele, was wir erfassen wollten, konnten wir nicht zugleich festhalten. Die edle menschliche Theilnahme an den verwandten Völkerschicksalen ließ uns die ganze Bewegung zu sehr als eine überall gleiche und dieselbe erscheinen. Wir vergaßen darüber das  E i g e n t h ü m l i c h e  und  U n t e r s c h e i d e n d e  der  d e u t s c h e n  Bewegung stets im Auge zu behalten, aber gerade  d i e s  müssen wir jetzt erkennen, weil nur aus diesem  e i g e n s t e n  Charakter die neuen Kräfte zu entwickeln sind, deren wir nach so bittern Niederlagen bedürfen.
Uns erschien nach der Schmach unserer politischen Zustände die  F r e i h e i t  als das wesentliche Ziel und der eigentliche Charakter der deutschen Revolution. Sie war und ist uns freilich so nothwendig wie die Lebenslust, und immer bleibt die Ausbildung der Demokratie ein wesentliches Ziel. Aber – in einem demokratischen Blatte dürfen wir es ohne Furcht vor Missverständnissen sagen: - es war ein theilweiser Irrthum, wenn man in der Freiheit das  E i g e n t h ü m l i c h e  dieser Bewegung vorherrschend erkennen wollte. Sie war es vielmehr, die Deutschland mit allen Völkern  g e m e i n s a m  hatte; nicht die deutsche, sondern die französische Revolution des vorigen Jahrhunderts hat die Prinzipien der Freiheit und Gleichheit, und diese allein, den Mächten der alten Welt blutig abgerungen. Wir kannten sie, wir hatten sie allen liberalen Glaubensbekenntnissen; und ohne große Kämpfe, ohne kräftigen Widerstand haben wir diese Fahnen zum Siege getragen. Die demokratischen Institutionen , in den Grundrechten der conservativen Reichsversammlung festgestellt, in die meisten Einzelverfassungen schon übergegangen, ja selbst von der monarchischen Gewalt in Preußen octroyirt,  s i n d  e r r u n g e n  für Deutschland. Wir haben in ihnen die Mittel, diesen Geist im ganzen Umfang der politischen  F o r m e n  von einer Stufe zur andern, und vom Mittelpunkt bis in alle Spitzen des Lebens durchzubilden, und wer mit freiem Blick an der Schwelle des neuen Jahres die großen Züge des Ganzen erfasst, wird diese Kräfte zu stolz empfinden, als daß er dem Fastnachtsspiel des Belagerungszustandes, den Chicanen der Processe, und allen widerwärtigen Kämpfen, in denen die alten Gewalten einen Scheinconstitutionalismus zurückzuerobern suchen, noch die Ehre anthäte, ihre Besiegung für das wesentliche und hauptsächliche Ziel unsers Strebens zu halten. Diesen Unwürdigkeiten werden die ersten Worte in den preußischen Kammern ein Ende machen. Was an jenen Grundmauern der Demokratie noch fehlt, wird bald vollendet sein; und dahin blickt kein banges und zweifelndes Auge.
Noch im alten Jahre sind diese Grundrechte als Reichsgesetz verkündet, und wo sie Widerstand finden, richtet er sich nicht gegen die Bestimmungen, in denen freie Völker die genügende Gewähr der Freiheit erkennen. Aber lasst sie eingeführt sein, lasst in ihrem Sinne die gesetzgebende Arbeit in den Einzelstaaten beginnen: damit ist unsere Aufgabe nicht geschlossen und unser Ziel nicht erreicht. Mit diesen Freiheiten sind die Schranken noch nicht gefallen, die uns gehemmt und eingeengt haben; mit ihnen hat Deutschland noch keine Macht, in die große Arbeit der Völkerbefreiung, der internationalen Verbrüderung und Gerechtigkeit ebenbürtig einzutreten; mit ihnen mag der Preuße wie der Baier frei sein, - aber  D e u t s c h l a n d  ist noch keine  N a t i o n. Das volle Gefühl unserer Selbstständigkeit, das hohe Ziel unseres eigensten Berufs, und endlich die von Geist zu Geist entzündete, von Hand zu Hand verbundene Kraft zum öffentlichen Leben und großen Schaffen -  f e h l t  uns, so lange uns die  E i n h e i t  fehlt!
Die Einheit Deutschlands! Sie war es, gegen die der Haß am tiefsten wurzelte, für die die Liebe am nachhaltigsten gedauert hat. Sie ist das Wort unserer Zukunft, das wir nicht ererbt noch gelernt haben und deren Gesetze wir aus keiner Constitution herübernehmen können wie die andern, --- weil ihre Erscheinung die  n e u e  Gestalt des Jahrhunderts, eine neue Form im Völkerleben sein wird, wie weder Amerika noch Frankreich sie gebildet haben. Was Deutschlands  e i n i g e r  G e i s t  für Europas Bildung geleistet hat, das hat bis heute Deutschlands  p o l i t i s c h e  U n e i n i g k e i t  an der  F r e i h e i t  gesündigt; und wie ein getheiltes Deutschland das Ziel und Mittel des europäischen Despotismus war, so wird nur ein einiges Deutschland das Schwerdt und Schild der europäischen Freiheit und Gerechtigkeit sein.
Wir werden daran zu Schanden werden, wenn wir noch länger kurzsichtig, wie oft die Besten, diesen Kern unserer Revolution und unserer Zukunft zerrütten lassen durch den Kampf um  F o r m e n  der Freiheit, die sich doch unfehlbar in ihrer Entwickelung gleichmäßig demokratisch ausbilden werden. Diese Gleichmäßigkeit der inneren Verfassung hat höchstens in freier Uebereinstimmung ihren Werth, aber sie ist keine Nothwendigkeit. Lassen wir der Zeit, was langsam wächst und für den Moment zu entbehren [ist?] aber  s c h a f f e n  wir um  j e d e n  P r e i s, was nur durch die unbeugsame Energie gegen die noch widerstrebenden Kräfte geschaffen oder  g e z w u n g e n  werden muß, weil es  n i c h t  zu entbehren ist. Das ist der  B u n d e s s t a a t, in welchem es nur  e i n  Ministerium des Kriegs und nur  e i n  Ministerium des Auswärtigen giebt, und in dem nur  e i n e  Gewalt,  e i n  Wille an der Spitze steht. Einzig, geschlossen, fest, daß keine fremde Macht an den Interessen von Staaten oder Dynastien  i n n e r h a l b  Deutschlands Handhaben finde, um Deutschland  s e l b s t  zu zerreißen zum Vortheil des Egoismus oder des Wehrgeizes andrer Nationen.
Wer soll dieß Deutschland schaffen? Die souveraine Nationalversammlung hat noch heute wie damals die Vollmacht dazu durch die Schwierigkeit oder Unmöglichkeit, daß es  a n d e r s  zu Stande komme. Ist das so, dann müssten wir demnach mit Verzagen die Umkehr der Verhältnisse sich vollenden sehn, durch welche alle Einzelstaaten erstarkt sind und Frankfurt geschwächt ist?
Nein, wir schließen nicht mit dieser Furcht. Was dem Reichstage nicht glücken könnte, das würden die Landtage wieder aufnehmen, und wenn er Hülfe braucht, so werden diese organisirten öffentlichen Kräfte, in edlem Wetteifer verbündet, das zu Ende führen, was aus den kleinen Zusammenkünften von Hallgarten und Heidelberg in wenig Monaten zu einer Macht gewachsen ist, mit der zu brechen doch selbst den Uebermüthigen der Muth fehlt. –
So mögen denn die, deren letzte Ziele noch weit über die Resultate dieses Jahres hinausliegen, sich jetzt mit uns zu denen stellen, die eine solche Einheit gründen wollen. Wir verlangen diese Entsagung und Selbstbeherrschung von unsren Freunden, wie wir sie selbst auch ferner üben werden. Und wie man am Menschen nicht das stets bewegliche Herz achtet, sondern den Charakter: so wird die einzig  d a u e r n d e  Empfehlung für eine Zeitung darin liegen, wenn sie durch ihre Vergangenheit bewährt hat, daß das Vaterland ihr höher als die Parteien, und die Ueberzeugungstreue mehr als Freundschaft und Feindschaft gilt. Zu einem jubelnden „Glückauf“! ist es nicht die Zeit, aber einen Gruß und Handschlag bringen wir Allen entgegen, die uns in der ernsten Arbeit begleiten und fördern wollen!

(Die zeittypische Rechtschreibung wurde beibehalten.)

Samstag, 28. Dezember 2013

Neubeginn in Hannover



Nach der ersten Orientierung im neuen Wirkungskreis begann er schon bald, in den entsprechenden Stellen erste Kontakte zu knüpfen und sich als neuer Redakteur in Hannover vorzustellen. Einer seiner ersten Besuche galt Innenminister Stüve aus Osnabrück, der nach den Märzereignissen das Ministerium übernommen hatte. Der Empfang war alles andere als freundlich. Stüve schien das Erscheinen einer neuen Tageszeitung in der Hauptstadt des Königreichs Hannover nicht sonderlich zu interessieren. Jedenfalls gab er sich anderweitig beschäftigt und war äußerst abweisend. Der tiefere Grund dafür waren seine Vorbehalte gegenüber dem engagierten Zeitungsmann. Stüves Bemerkung, die Redakteure der Bremer Zeitung hätten den norddeutschen Charakter auf die Probe gestellt, wies darauf hin, dass er über die Vorgänge in Bremen informiert war.  Er selbst hatte nach der Übernahme des Amtes im Märzministerium einen Rechtsruck gemacht und vermittelte den Eindruck, als sei es ihm am liebsten, wenn das bestehende System beibehalten würde. In seiner gewohnten Art, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, scheute Althaus nicht davor zurück, das brisante Thema Reichsverfassung direkt anzusprechen. Stüve reagierte wehrte das Gespräch ab. Der fünfzigjährige Minister des Königreichs Hannover und der ungestüme Redakteur der Zeitung für Norddeutschland brachten es nicht fertig, sich sachlich auseinanderzusetzen. Es klang zugleich trotzig und zynisch, wenn Theodor seiner Schwester versicherte: Ich bin für mein Theil sehr zufrieden, denn ich habe Alles, was ich erwarten konnte: ihn nämlich kennen gelernt und einigen Stoff für meine Combinationen.  
Nachdem er in die unmittelbare Nachbarschaft des Druckhauses in die Osterstraße Nr. 89 umgezogen war, ging die Zeitungsarbeit erst richtig los. Bis zum Erscheinen der ersten Ausgabe war noch jede Menge vorzubereiten und nicht alle technischen und organisatorischen Gegebenheiten in Druckerei und Büro waren fertig gestellt. Letzteres war vorerst nur provisorisch eingerichtet und außerdem ungemütlich kalt, was der vorweihnachtlichen Stimmung nicht gerade zuträglich war.
Nach dem Weihnachtsfest mit morgendlichem Besuch der Wohlbrücks und der Setzer sowie einem nachmittäglichen seinerseits bei den Jäneckes war dann am letzten Tag des Jahres 1848 das zukunftsweisende neue Projekt startfertig. Die erste Ausgabe der Zeitung für Norddeutschland ging in den Druck. Doch genau an dem Tage erreichte Theodor Althaus die Nachricht von der plötzlich aufgetretenen schweren Erkrankung seiner Mutter. So erschütternd diese Botschaft auch war, so konnte er doch nicht alles liegen lassen und Knall auf Fall nach Detmold fahren.
Es kam noch schlimmer. Zwei Tage später erfuhr er, dass seine liebste kleine Mama gestorben war. Das war ein Schlag, der ihm fast das Herz brach. Mit äußerster Beherrschung und Mühe machte er noch einen Leitartikel druckfertig und fuhr die ganze Nacht hindurch, um morgens bei der Beerdigung dabei zu sein. 

[Dezember 1848]

Leseprobe aus:


Foto: © Renate Hupfeld (Aegidienkirche in Hannover)

Dienstag, 17. Dezember 2013

Althaus in "Best of Indie"



"Gefangen für die Freiheit - das kurze Leben des Theodor Althaus" ist die Überschrift der Buchvorstellung der Biografie von Theodor Althaus in dem Magazin "Best of Indie", das von der Literaturwissenschaftlerin Gundel Limberg zusammen mit Katia Fleschütz und Jaqueline Spieweg aus der Taufe gehoben wurde und soeben als eBook erschienen ist. Engagiert und kompetent wird erläutert, warum die Lebensgeschichte dieses Protagonisten der 1848er Revolution, wortstarker und selbstloser Kämpfer für Freiheit und Demokratie, hier seinen Platz gefunden hat. Im Schlusssatz heißt es: "... eine Biographie, die in kurzen 30 Lebensjahren deutsche Geschichte erlebbar macht und anderen Autoren womöglich das Tor zu großen Erzählstoffen aufstoßen kann." 
Und um große Erzählstoffe geht es in weiteren Buchvorstellungen aus anderen Genres von Thriller bis Ratgeber. Außerdem gibt es im neuen Magazin interessante Essays zu Selfpublishing, NaNoWriMo und Buchmarkt sowie Interviews zum Lektorieren und QLU, eine neue Vertriebsform für eBooks, sowie eine Blogvorstellung. 


Hier ist der Link zum Kindle eBook: Best of Indie - Magazin

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Samstag, 7. Dezember 2013

Nordischer Wintergarten



Wie ein Nordischer Wintergarten musste Theodor Althaus die kleine Welt in Detmold vorgekommen sein, als seine Freundin Malwida von Meysenbug Ende September 1844 für einige Monate in die Provence gereist war. Ohne berufliche Perspektive nach dem Abschluss seines Studiums waren die Gespräche mit ihr mehr als nur Lichtblicke. Er hatte sich verliebt in die Frau, die seit seiner ersten Predigt in ihm einen jungen Apostel sah, dessen Botschaften sie im tiefsten Herzen trafen. Seine poetischen Abschiedsgrüße gab er ihr mit auf den Weg und schrieb weitere Gedichte, die er ihr widmete. 

Ein Paradies im Sturm


Wild um das Haus den Schneesturm trieb der Wind
Und riß herauf in den Kamin die Flammen –
Ein Abend, wie sie nur im Norden sind;
Im hohen Saal saß ich mit ihr zusammen.

Sie reichte mir des deutschen Dichters Buch,
Der mir so oft das kalte Licht beseelte;
War ich ergriffen von des Sturmes Zug,
Daß ich ein stürmisch Lied zum Lesen wählte?

Es sang von dunkler Noth und Erdenlast,
Wie ich so oft sie quälend, lastend fühlte:
Sang von der Seele Kampf – da war mir fast,
Als ob der Sturm da draußen um mich wühlte!

Und seine Sprache wurde mir vertraut,
Er trug das Lied und mich auf seinen Schwingen, -
Das wilde Lied, in dem ein jeder Laut
Aus Nacht und Sturm sich schien emporzuringen.

Und wie ich las des Sieges Flammenwort
Das endlich aufloht aus den Finsternissen:
Da war’s, als würde mir die Seele fort
Im Flammenwehn und Lodern mitgerissen.

Zu ihr aufsah ich. Ihre Wangen bleich,
ihr Auge feucht, von Geist und Liebe glühend –
Mein Liebesstern, mein selig Himmelreich,
Mein Paradies, in Sturm und Norden blühend!

Sonett


Spät war’s. Ich schaute in die Wolkenzüge,
Die wunderbar sich bildenden Gestalten,
Wie sie dort oben licht und dunkel wallten –
Mir, als ob ein Geisteshauch sie trüge.

Hinaus in’s Freie, schlürfe Vollgenüge
Der Lebensluft, o Brust! Und frei entfalten
Ließ ich die Töne sich, die in mir hallten.
Und Phantasie hob schwärmend ihre Flüge.

Aus meiner Brust, in alle Fernen rankten
Sich Wolkenträume auf wie wilde Reben,
Die windbewegt an deinem Fenster schwankten.

Laß einmal sie durch deine Träume schweben,
Wenn es zu kühn nicht ist, was sie verlangten:
Ein Lebewohl des Nordens Dir zu geben.



Sonntag, 1. Dezember 2013

Zeitung für Norddeutschland



In diesen schweren Zeiten [Dezember 1848 in Bremen] hatte der junge Redakteur manchmal das Gefühl, er müsse zusammenbrechen. Wie lange hatte er seine liebste kleine Mama nicht mehr in den Arm genommen? Und wann zuletzt mit dem Vater geredet? Auch die Geschwister waren zu kurz gekommen. Dabei hielten sie treu zu ihm, dessen konnte er sich ganz sicher sein. Wie in ruhigeren Zeiten würde er wieder mehr Briefe schreiben. Den ersten bekam Friedrich. Der setzte sein Studium in Leipzig fort und brauchte dringend ein paar Ratschläge. Von allem sollte er sollte das Beste wählen, sei es Musik oder Theater, er würde ihn dabei finanziell unterstützen. Auch Großvater Dräseke bekam einen ausführlichen Bericht nach Potsdam. Er erzählte ihm von den Belastungen durch seine Arbeit richtete einen Gruß aus von Tischlermeister Cord Wischmann, der sich gerne an den Prediger Dräseke in St. Ansgarii erinnerte und jetzt Vorsitzender des Bürgervereins war. In dem Zusammenhang berichtete er auch über die Unterstützung, die er von Wischmann und dessen Verein gegen die gemeinen Anfeindungen bekommen hatte.

Der Mutter schrieb er am 1. Dezember, dass nun bald die Übersiedlung nach Hannover anstehe, wo er mit einem jungen engagierten Verleger zusammenarbeiten würde. Viel Arbeit werde auf ihn zukommen [Zeitung für Norddeutschland], sodass er schon jetzt sagen könne, dass er Weihnachten nicht nach Hause komme. Es sei jedoch ein Trost, dann in Hannover doch ein Stückchen näher an Detmold zu sein als jetzt in Bremen. Liebe Mutter! Die Wege, auf denen ich sonst in meinen Briefen wohl lustwandelte, sind jetzt, in diesen Monaten, äußerst verwachsen, und es scheint zuweilen, als ob keine Seele je da gewesen wäre. Laß Dich’s nicht irren, wie ich’s auch nicht thue. Stellt man sich in die Ferne, so sieht man ja doch einen grünen Schimmer, nur ist es mehr Urwald als Gartenland, wie vorher. Es wird aber auch schon wieder eine Zeit kommen, wo freundliche Hände die Zweige auseinanderbiegen und doch noch Blumen und Sprossen im Schatten entdecken.


Leseprobe aus:

Sonntag, 10. November 2013

Erinnerungen an Gottfried Kinkel



Theodor Althaus war 18 Jahre alt, als er an einem Oktobertag des Jahres 1840 die Wohnstube des Pfarrhauses Unter der Wehme in Detmold verließ, zu Fuß nach Paderborn ging und von dort mit der Postkutsche an den Rhein fuhr. Der älteste Sohn des lippischen Generalsuperintendenten hatte ein glänzendes Abiturexamen abgelegt und wollte an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn Theologie zu studieren. Und es war schon etwas Besonderes, von einer der ersten Amtshandlungen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. zu profitieren und bei der Einschreibung vom gerade rehabilitierten Rektor Ernst Moritz Arndt persönlich begrüßt zu werden. Berechtigte Hoffnung auf ein einheitliches, freies und demokratisches Deutschland lag in der Luft. Doch in den beiden Vertretern der theologischen Fakultät, den Professoren Nitzsch und Bleek, sah der junge Stürmer aus dem Fürstentum Lippe diese Hoffnungen nicht erfüllt. Das sah er lediglich in den überzeugenden Vorträgen des fünfundzwanzigjährigen Dozenten Gottfried Kinkel.  Bei ihm hörte er Kirchengeschichte und das mit Begeisterung und großem Respekt. Später gehörte er zum studentischen Kreis der wöchentlichen Kränzchen, zu denen Kinkel eine kleine Anzahl seiner Schüler in das Poppelsdorfer Schloss einlud. Die Verehrung des Theologiestudenten aus Detmold ging so weit, dass er seinem Dozenten bei bestimmten Themen seines Unterrichtsfaches inhaltlich zuarbeitete. So entwickelte sich über die Kränzchenabende hinaus eine Freundschaft, die auch nach Beendigung des Studiums anhielt.
Es war im Sommer des Jahres 1846, als  sich wieder trafen. Drei Jahre nach Beendigung des Theologiestudiums hatte sich für den Kandidaten Theodor Althaus keine berufliche Perspektive ergeben. Als Schriftsteller und Journalist  lebte er in seinem Detmolder Elternhaus und hatte gerade eine längere Schrift über die Zukunft des Christenthums verfasst. Während einer Wanderreise an den Rhein besuchte er seinen ehemaligen Dozenten Gottfried Kinkel in Bonn. Der war nach seiner Heirat mit der geschiedenen Johanna Mockel umhabilitiert worden und unterrichtete inzwischen das Fach Kunstgeschichte. Im vertrauten Gespräch stellten die beiden fest, wie wenig sich die Hoffnungen auf ein einheitliches demokratisches Deutschland erfüllt hatten. Deutschland war nach wie vor zersplittert in 36 Einzelstaaten, in denen der jeweilige König, Fürst  oder Großherzog auf dem Hintergrund der Karlsbader Beschlüsse mehr oder weniger despotisch gegen seine Untertanen regierte.  Wenige besaßen viel und weite Teile der Bevölkerung litten Not und hungerten.

In ihren jeweiligen Zusammenhängen kämpften Kinkel und Althaus gegen diese Ungerechtigkeiten. Unabhängig voneinander wurden sie im reißenden Strom des Revolutionsjahres 1848 mitgerissen und gehörten zu denjenigen, deren Laufbahn im Zusammenhang mit den Reichsverfassungskämpfen im Mai 1849 schicksalhaft beendet wurde. Kinkel landete nach der Teilnahme am Sturm auf das Siegburger Zeughaus sowie am badischen Aufstand im pommerschen Zuchthaus Naugard und Althaus als Redakteur der „Zeitung für Norddeutschland“ wegen eines Artikels mit Aufruf zur Bildung eines Ausschusses zur Durchführung der in Frankfurt vollendeten Reichsverfassung im Staatsgefängnis St. Godehard in Hildesheim. Hier schrieb er im Jahre 1850 seine persönlichen Erinnerungen Aus dem Gefängniß, in denen er neben Robert Blum, Heinrich von Gagern und Julius Fröbel seinem Freund Gottfried Kinkel ein Kapitel widmete. 

(Renate Hupfeld im November 2013)

Bildquelle: Bernhard Höfling: Porträt Gottfried Kinkel, Druck, Köln, Kölnisches Stadtmuseum

Dienstag, 5. November 2013

9. November 1848 - Robert Blum wird in Wien erschossen



Die schockierendste Nachricht des Jahres war in der zweiten Ausgabe der Bremer Zeitung vom Montag, dem 13. November 1848, zu lesen. Es war die Wiedergabe einer amtlichen Bekanntmachung aus Wien, die jeden Freund der demokratischen Bewegung in tiefster Seele traf:

Mittelst  st a n d r e c h t l i c h e n  U r t h e i l s  vom 8. d. M., ist  R o b e r t  B l u m, Buchhändler aus Leipzig, überwiesen durch sein eigenes Geständniß, wegen aufrüherischen Reden und bewaffneten Widerstande gegen die kaiserlichen Truppen in Folge der von S. Durchlaucht dem k. k. Herrn F. M. Fürsten zu Windischgrätz unterm 20. und 23. Oct. erlassenen Proclamationen  z u m  T o d e  v e r u r t h e i l t,  und das Urtheil am 9. November 1848 Morgens um halb acht Uhr in der Brigittenau mit  P u l v e r  u n d  B l e i  v o l l z o g e n   w o r d e n.

Das war weit tragischer, als Theodor Althaus es sich in seinen schlimmsten Visionen hätte vorstellen können. Ein erschütternder Schlag mitten in das Herz. Gab es denn nur noch Niederlagen? So sah die Konterrevolution aus. Es ging um Leben und Tod. Robert Blum! Was für ein Mann! Gelebte Überzeugung. Stark wie keiner. Wie konnte das passieren? Es fiel Theodor Althaus schwer, an diesem Novembertag seine Gedanken zu ordnen, doch den Nachruf war er seinem Freund schuldig. Sein bitterer Tod durfte nicht umsonst gewesen sein. Erst ein Jahr war vergangen, seitdem Blum beim Schillerfest in Leipzig gewirkt hatte, als Mann des Vertrauens, der das Volk aufhorchen ließ und der überzeugte. Dann die Märznacht, als noch das revolutionäre Ungestüm Triumphe feierte und er im kleinen Kreis die politischen Ziele seiner Gruppierung für das Vorparlament festlegte, voller Hoffnung und Zuversicht. Drei Monate später, im Juni, als Führer der Linken seine Rede zur Zentralgewalt, belächelt und verlacht und doch so wahr, vor allem der Schluss: Wollen Sie das Himmelsauge der Freiheit brechen sehen und die alte Macht heraufführen: s c h a f f e n  Sie ihre  D i c t a t u r.
War das nun Wirklichkeit geworden? War in der Zentralgewalt tatsächlich die alte Macht wieder hervorgekommen? Sogar zur Diktatur geworden, wenn sie es in Kauf nahm, dass ein vom deutschen Volke gewählter Vertreter für ein deutsches Parlament auf deutschem Boden ohne rechtliche Grundlage brutal hingerichtet wurde? Windischgrätz müsse sofort seines Kommandos enthoben, zur Verantwortung gezogen und bestraft werden, verlangte Althaus in seinem Leitartikel am 14. November 1848.
Wer aber sollte die Ermordung des deutschen Abgeordneten Robert Blum ahnden in einer Zeit, in der ein Ministerpräsident Felix Fürst zu Schwarzenberg in Österreich das reaktionäre Ruder in die Hand genommen und ein Hohenzollernkönig in Preußen alles vergessen hatte, was er seinen lieben Berlinern im März versprochen hatte? Was war zu tun, wenn in den beiden größten und einflussreichsten Ländern des zu schaffenden Deutschen Reiches die Konterrevolution ausgebrochen war? In Wien hatte sie gerade ihren blutigen Sieg errungen und in Berlin hatte das Militär am 11. November 1848 die Bürgerwehr entwaffnet und am Tag darauf General der Kavallerie von Wrangel den Belagerungszustand über die Stadt verhängt. Und wer konnte verhindern, dass am 5. Dezember 1848 Friedrich Wilhelm VI., König von Gottes Gnaden, die Auflösung der preußischen Nationalversammlung verordnete und am selben Tage eine Verfassung für den preußischen Staat oktroyierte? 

Angesichts dieser Rechtsbrüche und ignoranten Haltung den gemeinsamen Bestrebungen gegenüber sah Althaus die Fortschritte und vor allem die Verwirklichung der Paulskirchenarbeit an der Verfassung für den deutschen Bundesstaat gefährdet. Wer sollte die Reichsverfassung ins Leben einführen, wenn die Großmächte sich weigerten, sich als gehorsame Glieder in die neue Ordnung des Bundes zu fügen, den sie bisher beherrschten? Im Leitartikel am 13. Dezember 1848 beklagte er, der alte despotische Geist wollte die Revolution beenden, indem er sie vernichtete, doch die werde nur beendigt durch die Befriedigung ihrer Forderungen.






Sonntag, 3. November 2013

Schwere Tage in Bremen


In diesen dunkelgrauen Zeiten [November 1848] hatte der junge Redakteur manchmal das Gefühl, er müsse zusammenbrechen. Woher nahm er nur die Kraft, damit das nicht geschah? Er lernte zu schätzen, was es bedeutete, eine Familie und Freunde zu haben, die bedingungslos zu ihm hielten. Wie in ruhigeren Lebensphasen, nahm er sich wieder die Zeit, ihnen zu schreiben.
Friedrich bekam einen Brief nach Leipzig, wo er sein Studium fortsetzte, mit den gewohnten Ratschlägen. Vor allem riet er dem Bruder, er sollte das Beste wählen, das Leipzig zu bieten hätte, sei es Musik oder Theater. Dabei sagte er ihm seine finanzielle Unterstützung zu.
Auch dem Großvater schickte er einen ausführlichen Bericht nach Potsdam, in dem er sich für dessen Brief bedankte, ihm von den Belastungen durch seine Arbeit erzählte und einen Gruß von Tischlermeister Cord Wischmann ausrichtete, der sich gerne an den Prediger Dräseke in St. Ansgarii erinnerte und jetzt Vorsitzender des Bürgervereins war. In dem Zusammenhang berichtete er auch über die Unterstützung, die er von Wischmann und dessen Bürgerverein gegen die gemeinen Anfeindungen bekommen hatte.
Der Mutter schrieb er am 1. Dezember, dass nun bald die Übersiedlung nach Hannover anstehe, wo er mit einem jungen engagierten Verleger zusammenarbeiten würde. Es werde viel Arbeit auf ihn zukommen, sodass er schon jetzt sagen könne, dass er Weihnachten nicht nach Detmold komme. Es sei jedoch ein Trost, dann in Hannover doch ein Stückchen näher an Detmold zu sein als jetzt in Bremen. „Liebe Mutter!“, schrieb er. „Die Wege, auf denen ich sonst in meinen Briefen wohl lustwandelte, sind jetzt, in diesen Monaten, äußerst verwachsen, und es scheint zuweilen, als ob keine Seele je da gewesen wäre. Laß Dich’s nicht irren, wie ich’s auch nicht thue. Stellt man sich in die Ferne, so sieht man ja doch einen grünen Schimmer, nur ist es mehr Urwald als Gartenland, wie vorher. Es wird aber auch schon wieder eine Zeit kommen, wo freundliche Hände die Zweige auseinanderbiegen und doch noch Blumen und Sprossen im Schatten entdecken.“