Mittwoch, 21. November 2012

1848 Letzte Wochen in Bremen



In diesen dunkelgrauen Zeiten hatte der junge Redakteur manchmal das Gefühl, er müsse zusammenbrechen. Woher nahm er nur die Kraft, damit das nicht geschah? Er lernte zu schätzen, was es bedeutete, eine Familie und Freunde zu haben, die bedingungslos zu ihm hielten. Wie in ruhigeren Lebensphasen, nahm er sich wieder die Zeit, ihnen zu schreiben.
Friedrich bekam einen Brief nach Leipzig, wo er sein Studium fortsetzte, mit den gewohnten Ratschlägen. Vor allem riet er dem Bruder, er sollte das Beste wählen, das Leipzig zu bieten hätte, sei es Musik oder Theater. Dabei sagte er ihm seine finanzielle Unterstützung zu.
Auch dem Großvater schickte er einen ausführlichen Bericht nach Potsdam, in dem er sich für dessen Brief bedankte, ihm von den Belastungen durch seine Arbeit erzählte und einen Gruß von Tischlermeister Cord Wischmann ausrichtete, der sich gerne an den Prediger Dräseke in St. Ansgarii erinnerte und jetzt Vorsitzender des Bürgervereins war. In dem Zusammenhang berichtete er auch über die Unterstützung, die er von Wischmann und dessen Bürgerverein gegen die gemeinen Anfeindungen bekommen hatte.
Der Mutter schrieb er am 1. Dezember, dass nun bald die Übersiedlung nach Hannover anstehe, wo er mit einem jungen engagierten Verleger zusammenarbeiten würde. Es werde viel Arbeit auf ihn zukommen, sodass er schon jetzt sagen könne, dass er Weihnachten nicht nach Detmold komme. Es sei jedoch ein Trost, dann in Hannover doch ein Stückchen näher an Detmold zu sein als jetzt in Bremen. „Liebe Mutter!“, schrieb er. „Die Wege, auf denen ich sonst in meinen Briefen wohl lustwandelte, sind jetzt, in diesen Monaten, äußerst verwachsen, und es scheint zuweilen, als ob keine Seele je da gewesen wäre. Laß Dich’s nicht irren, wie ich’s auch nicht thue. Stellt man sich in die Ferne, so sieht man ja doch einen grünen Schimmer, nur ist es mehr Urwald als Gartenland, wie vorher. Es wird aber auch schon wieder eine Zeit kommen, wo freundliche Hände die Zweige auseinanderbiegen und doch noch Blumen und Sprossen im Schatten entdecken.“

Leseprobe aus: 

Theodor Althaus - Revolutionär in Deutschland

erzählende Biografie von Renate Hupfeld

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