Freitag, 20. September 2013

1849 Reichsverfassung und Wahlrecht

fotografiert in der Ausstellung "roads not taken" im DHM Berlin

Endlich kam der Tag, an dem die Zeitungen über die Vollendung des Werkes berichten konnten, zu dem die Nationalversammlung elf Monate zuvor berufen war. Am 28. März 1849 wurde nach monatelangen Debatten und Abstimmungen die Verfassung des deutschen Reiches verkündet. Angesichts des enormen Drucks auf die vom Volke gewählten Vertreter im Frankfurter Parlament, heftiger Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Versammlung, monarchischer Machtdemonstration und Verzögerungsspielchen erschien es fast schon wie ein Wunder, dass es in Frankfurt gelang, das Ziel zu erreichen. Doch es war kein Wunder, sondern starker Wille und enorme Einsatzbereitschaft von Verfechtern eines demokratischen Deutschlands, übermenschliches Engagement einzelner Politiker gepaart mit taktischem Geschick und harte Arbeit an Inhalten und Texten. Voller Respekt vor dem Abschluss dieser immer wieder durch Störungen verzögerten Parlamentsarbeit zeigte sich Althaus hochzufrieden mit dem Kompromiss zwischen den Befürwortern der Fürstenmacht und den anderen, im Artikel am 30. März 1849 wir genannt, die im ersten deutschen demokratisch entstandenen Verfassungswerk das Prinzip der Volkssouveränität in den Werten Vaterland, Einheit und Freiheit bestens angelegt sahen.
Vorgesehen war ein Vaterland als Bundesstaat mit einem Parlament, einem Heer und einer Vertretung nach außen. In das sogenannte Volkshaus würden die Vertreter aus dem Volke gewählt. Alle Männer über 25 Jahre, selbst der ärmste Sohn des Volkes, dürften an die Wahlurne. Im Staatenhaus würden die Belange und Interessen der einzelnen Länder durch deren Deputierte vertreten. Um partikularistischen Tendenzen vorzubeugen, sollte das Heer auf die Reichsverfassung vereidigt werden und an der Spitze des deutschen Reiches sollte ein von der Versammlung gewählter erblicher Monarch stehen, mit einem Vetorecht,  jedoch keinem absoluten, sondern nur einem aufschiebenden.
Das Frankfurter Parlament hatte seine Sache wirklich gut gemacht und war am Ziel angekommen. Jedoch durfte man nicht verkennen, dass die Reichsverfassung noch nicht ins Leben eingeführt war, schrieb Althaus und weiter: … jetzt hängt es von der Weisheit der Reichsversammlung ab […] sie darf für die Macht, die ihr fehlt, nicht den Preis des Rechts, der Freiheit und der Verfassung zahlen, sondern sie muß für die Krone den Preis der Anerkennung dieser Verfassung fordern.
Auch für die Krone hatten die Männer von Frankfurt alles vorbereitet. Begleitet vom Glockengeläute im Turm der Frankfurter Paulskirche und anschließendem Kanonendonner in der ganzen Stadt, war das Ergebnis der Wahl des Reichsoberhauptes bekannt gegeben worden. Die Versammlung hatte den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. zum Kaiser der Deutschen gewählt. Der Gewählte musste jetzt nur noch die Wahl annehmen. Eine Delegation von 32 Mitgliedern machte sich einige Tage später auf den Weg von Frankfurt nach Berlin, um König Friedrich Wilhelm IV. die Kaiserkrone anzutragen. Man hoffte, der erwählte Monarch würde seine seit Wochen geäußerten Vorbehalte gegen eine Krone aus der Hand von Volksvertretern ablegen und sich an seine Versprechungen halten, die deutsche Sache zu schützen und zu unterstützen.
In verschiedenen Städten machten die Männer Station. Die Menschen reagierten einerseits enthusiastisch, andererseits jedoch auch mit großer Zurückhaltung. Althaus gehörte zu den Skeptikern. Nicht einmal die Rede des inzwischen knapp achtzigjährigen Ernst Moritz Arndt vom Balkon des Hannoveraner Hotels war ihm einen Kommentar wert. Ins Detmolder Elternhaus berichtete er am 2. April: Die Kaiserdeputation war schon vorgestern Abend hier. Ich hatte nicht viel damit zu schaffen, mich drückt diese ganze Atmosphäre […]. Ihr werdet mich in der Zeitung etwas stumm finden. Was sollte ich auch schreiben? Mir ist alles verächtlich in diesen Tagen, außer Schweigen oder Handeln. Schweigen konnte er nicht zu dem Geschehen, das sich am 3. April 1849 im Berliner Schloss abspielte. Man hatte auf die Hochherzigkeit des Königs vertraut und darauf, dass er in diesem großen Moment der deutschen Politik nicht schwanken und die nationale Sache entscheidend mittragen würde, zumal man sicher sein konnte, dass breite Bevölkerungsschichten hinter der demokratischen Verfassung standen.
Friedrich Wilhelm IV. von Gottes Gnaden empfing die Delegation im Berliner Schloss mit allen Ehren, ließ sich ihr Anliegen vortragen und lehnte die Kaiserkrone aus den Händen von gewählten Vertretern des deutschen Volkes ab.
Wer sollte das verstehen? 

Leseprobe aus:

Theodor Althaus - Revolutionär in Deutschland 

Montag, 9. September 2013

Frankfurt 18. September 1848









In den darauffolgenden Tagen erfuhr der leitende Redakteur der auflagenstarken Bremer Zeitung schmerzlich, wie wenig im Moment die Demokratie und die während der Märzrevolution erlangte Pressefreiheit wert waren. Nachdem er sich am 11. September 1848 von der Haltung Waffenstillstand [von Malmö] zugunsten des Handels um jeden Preis deutlich distanzierte und sich klar hinter das Votum der Nationalversammlung stellte, gab es eine Vielzahl von Kündigungen der Abonnements. Für viele Bremer Bürger waren Handel und Gewerbe Größen, denen sich die Politik unterzuordnen hatte. Für Althaus hingegen hatten Einheit, Ehre und Freiheit des Vaterlandes oberste Priorität, auch um den Preis der Aufgabe von territorialen Zugewinnen an der Grenze zu Dänemark und Verzögerungen des Küsten- und Seehandels. Besonders das Letztere, Beeinträchtigungen des Seehandels, dürfte in Bremen für großen Unmut gesorgt haben.
Der Rückgang der Abonnenten brachte Althaus eine Menge Ärger mit dem Verleger, der sich in dem Zusammenhang auch um das Anzeigengeschäft sorgen musste. Er wollte diese bitteren Realitäten nicht so recht an sich heranlassen, wenn er am 13. September 1848 im Tagebuch notierte: Diese Gesichter des Himmelseinsturzes, wenn ein Abonnent gekündigt hat! Doch die Misstöne drückten schwer auf seine Stimmung: So in’s Blaue hineinzuschreiben, wenn Dein Leben von nirgendher Dir wieder entgegenkommt – so gar keine Frucht zu sehen, gar keine Genugthuung als die innere, zu der man keine Zeit hat, und die sich endlich auf das leere Gefühl der vollbrachten Arbeit beschränkt! Das ging vorbei. Hart werden und Ausharren, sagte er sich. Er würde daraus lernen.
Es vergingen nur ein paar Tage bis zur nächsten Härteprüfung. Im Frankfurter Parlament war mit dem Ablehnungsvotum keine Ruhe eingekehrt. Wie sollte es weitergehen? Wie konnte man die preußische Vorherrschaft stoppen? Wie sollte man den demokratischen Karren aus dem Sand bekommen? Hektisches Agieren bestimmte das politische Geschehen. Dahlmanns Bemühen um ein neues Reichsministerium schlug fehl und er gab den Auftrag zur Regierungsbildung an den Reichsverweser zurück. Weitere Diskussionen und Parlamentsdebatten führten zu Verschiebungen von Mehrheiten, sodass die Nationalversammlung in einer erneuten Abstimmung am 16. September 1848 den Waffenstillstandsvertrag schließlich doch akzeptierte und mit 257 gegen 236 Stimmen für die Ratifizierung zwischen Preußen und Dänemark votierte. Damit hatte das erste frei gewählte deutsche Parlament das Vertrauen seiner Wähler und das potentieller Verhandlungspartner verspielt. Außerdem hatte es sich selbst als politische Kraft matt gesetzt, indem es den Beschluss über die Errichtung der Zentralgewalt nicht umsetzte, obwohl Im Erlass vom 28. Juni 1848 der vierte Absatz lautete: Ueber Krieg und Frieden und über Verträge mit auswärtigen Mächten beschließt die Zentralgewalt im Einverständnisse mit der Nationalversammlung.
Theodor Althaus konnte es nicht fassen. Über das leere Blatt auf seinem Stehpult hinweg blickte er auf die grünen stacheligen Kugeln der Kastanien vor seinem Fenster. Wie sollte er beginnen? Sie würden darauf schauen, was da nun morgen geschrieben stand in seinem Leitartikel. Viel hatte er noch nicht erfahren, zwei Tage nach dem parlamentarischen Donnerschlag. Die Informationen aus Frankfurt flossen spärlich. Die Entscheidung war knapp gewesen und das ließ hoffen. Es war noch nicht aller Tage Abend. Tumultartige Szenen vor der Paulskirche, hieß es. Kein Wunder, dass die Menschen sich Luft machten in ihrer patriotischen Leidenschaft. Wenigstens das Volk wusste, was es seinem Vaterland schuldig war, im Gegensatz zur Frankfurter Majorität. Der Beschluß der Nationalversammlung über den Waffenstillstand, schrieb er in die Kopfzeile. Das klang sachlich und würde niemanden provozieren. Und doch. Nur schreiben, was sie lesen wollten? Um den Verleger nicht zu verärgern? Dass er überhaupt darüber nachdachte. Nein, ungeschönt und in voller Klarheit würde er das Dilemma in der Paulskirche aufzeigen. Zum ersten Mal hätte die Nation als Einheit agieren können und hatte es nicht getan. Dänemark hätte die Zentralgewalt anerkennen müssen und hatte es nicht getan. Stattdessen diffuses Gerede von Verständigung und Modifikationen. Wer? Wo? Wie? Nichts als diplomatisches Geschwätz. Wer sollte eine Regierung denn auch ernst nehmen, die sich selbst nicht ernst nahm, seine selbst gegebenen Gesetze feige verleugnete? Wer sollte so einem Land völkerrechtliche Anerkennung gewähren? Und was war mit der Ehre Deutschlands und der Ehre der Zentralgewalt? Wer hatte daran gedacht? All das schrieb er und machte zum Schluss noch eine Bemerkung zur wichtigen materiellen Frage. Zumindest die könnte ja jetzt in der bremischen Kaufmannsstadt in Ruhe und gedeihlich gelöst werden.
Die Kritik an seinem Artikel in der Bremer Bürgerschaft, weitere Kündigungen von Abonnenten und die neuesten Nachrichten aus Frankfurt bereiteten ihm dann doch heftiges Kopf- und Bauchweh. Er wurde krank, arbeitete aber weiter bis nach Mitternacht, um die nächste Ausgabe einschließlich seiner Kommentare vorzubereiten, deren Inhalte er sich trotz allem nicht vorschreiben ließ. Die tumultartigen Ausbrüche vor der Paulskirche hatten sich an diesem 18. September 1848 in den Frankfurter Straßen und Gassen ausgeweitet. Abgeordnete der Nationalversammlung wurden angefeindet und als Verräter beschimpft. Der nach dem Rücktritt von Leiningens neu ernannte dreiundvierzigjährige Reichsminister Anton Ritter von Schmerling aus Österreich hatte, angeblich auf Bitten des Frankfurter Senats, preußische Truppen aus Mainz angefordert, was zur Eskalierung der Unruhen und zum Barrikadenbau führte, der allerdings ziemlich halbherzig und chaotisch angelegt war. Mit dem Eintreffen weiterer Truppen, auch österreichischen, war der Aufstand am selben Abend niedergeschlagen.

Außer schweren Schäden an Straßen und Gebäuden hatten die Kämpfe viele Verletzte und mehr als vierzig Todesopfer gefordert, darunter Aufständische, Zivilisten, Soldaten und Offiziere. Die preußischen Abgeordneten Hans von Auerswald und Felix Fürst von Lichnowsky wurden von einer Gruppe äußerst gewaltbereiter Fanatiker verfolgt, gejagt und mit unvorstellbarer Brutalität ermordet. Das war eine Bilanz, die in jedem Falle innehalten ließ. Vor allem die brutalen Morde an Auerswald und Lichnowsky beherrschten die öffentliche Diskussion und die Medien. Auch Theodor Althaus zeigte sich in der Ausgabe vom 22. September 1848 schockiert von diesen empörenden Grausamkeiten, die jenen Tag als einen Schandfleck unsrer Geschichte hinstellen, wollte jedoch das Geschehen nicht weiter kommentieren, bevor gerichtliche Untersuchungen die wahren Tatbestände aufgeklärt hätten. Auch wollte er den Septembertag nicht nur als fluchbeladenen sehen. Bei aller Schrecklichkeit des Geschehens wollte er sich nicht darüber hinwegtäuschen lassen, dass an den revolutionären Aktivitäten die Diskrepanz zwischen dem deutschen Volk und der Nationalversammlung deutlich wurde, das sich von dem im Mai gewählten Parlament nicht mehr vertreten fühlte.

Leseprobe aus: 

Theodor Althaus - Revolutionär in Deutschland 


Fotos: © Renate Hupfeld 2011


Montag, 2. September 2013

Lesungen


Historisches Gasthaus "Zur Fünte" in Mülheim an der Ruhr



Grabbepunsch in Detmold



Buchhandlung Akzente in Hamm



Malwida von Meysenbug Gesellschaft in Kassel


Alle Lesungen aus: 



Samstag, 31. August 2013

Literaturfrühstück in Mülheim an der Ruhr


Es sind noch Plätze frei:

Lesung mit Frühstücksbuffet, Musik und Kunst
im historischen Museum und Gasthaus 

Zur Fünte
Historisches Gasthaus und Kulturzentrum
45472 Mülheim a. d. Ruhr
Gracht 209

Sonntag, 1. September 2013 um 11 Uhr

Die Lebensgeschichte dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit der deutschen Revolution 1848 ist eine spannende Reise zu den Anfängen der deutschen Freiheitsbewegung. Als Vorkämpfer für demokratische Strukturen setzte Theodor Althaus als Theologe, Schriftsteller und Journalist alles daran, um ein einheitliches Deutschland zu schaffen. Im Zusammenhang mit den Reichsverfassungskämpfen landete er im Mai 1849 auf Grund eines Zeitungsartikels im Gefängnis. Er wurde nicht einmal dreißig Jahre alt.

RENATE HUPFELD liest spannend und dazu tolle Musik

Buffet und Programm Euro 12.- ( essen bis zum Abwinken)


Abmeldung bitte: 0208 - 6969064 ( auch AB)



Sonntag, 11. August 2013

Bremer Perspektiven

Ein deutscher Sommer [1848] umgab den erfolgreichen Journalisten Althaus, als er auf dem Oberdeck eines Eisenbahnwagens von Frankfurt nach Hanau fuhr. Ihm war, als wäre eine drückende Schwere von ihm gewichen. Das herrliche Land und die republicanischen Menschen, Alles kam mir so zweckmäßig, so menschlich, so interessant vor, nichts vergeblich oder unnöthig. Die Felder, die Aehren, jeder Pflug, jede Egge, jeder gebahnte Weg und alle Spuren der Menschenthätigkeit waren meinem Herzen und meinen Sinnen näher als zuvor. Alles hatte Sprache gewonnen – eine Heimath freier Bürger, ein Vaterland!, schwärmte er in seiner Erinnerung.
Dieses Gefühl der Leichtigkeit brachte er mit ins Elternhaus, wo er auf dem Weg nach Bremen einen Tag lang Station machte. Bei herrlichem Sommerwetter unternahm die Familie einen Ausflug durch Fichten- und Buchenwälder zum Forsthaus Hartröhren. Weil die Mutter das ganze Frühjahr hindurch krank gewesen und noch immer sehr schwach war, fuhr man mit dem Wagen und als der Weg zu Fuß steil bergauf ging, blieb Theodor neben ihr sitzen, behielt sie im Arm und erzählte von seinen Neuigkeiten und Plänen, bis die anderen zurückkamen. Sollte ihr Ältester nun endlich seinen Weg gefunden haben? Es sah gut aus.
Als er sich schließlich in Bremen am 5. Juli 1848 in seinem Zimmer in der kleinen Straße Contrescarpe nahe dem Herdentore eingerichtet hatte, blickte er aus dem Fenster zwischen den Kastanienbäumen über Wall und Stadtgraben hinweg und entdeckte den Turm von St. Ansgarii. Dort hatte Großvater Johann Heinrich Bernhard Dräseke im Jahre 1815 eine Predigerstelle angetreten und mit seiner Familie in der Nähe des Ansgariitores gewohnt, bis er im Jahre 1832 vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. zum Bischof ernannt und Domprediger von Magdeburg wurde.  Außerdem war Dräseke Vorsitzender der Freimaurerloge Zum Ölzweig und Ehrenbürger der Stadt Bremen geworden. Der Enkel wohnte also nicht weit entfernt von der Kirche, in dem der Großvater gewirkt, und dem Hause, in dem der Vater Georg Friedrich Althaus bei einem Besuch des Predigers dessen älteste Tochter kennengelernt hatte, seine Mutter Julie Dräseke.
Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Theodor das Gefühl, eine Lebenssituation zu haben, in der er auf festem Boden frei und ohne Zensur leben und wirken konnte. Zum ersten Mal auch ging ihm der Gedanke an ein sweet home durch Kopf und Herz. Nach der Arbeit wanderte er zum Punkendeich, nahm sich einen Kahn, ruderte die Weser hinauf und badete im Fluss. Als leitender Redakteur einer überregionalen Tageszeitung hatte er eine berufliche Aufgabe, in der er sich verwirklichen konnte. Die politische Richtung der Bremer Zeitung, geprägt von dem erfahrenen Journalisten Karl Andree, stimmte mit seinen Vorstellungen von Volkssouveränität und Demokratie überein. Der Schwerpunkt lag auf den ganz Deutschland bewegenden aktuellen Entwicklungen zu einem deutschen Staatswesen mit parlamentarischen Strukturen. So war ihm das wichtigste Anliegen, in seinem Organ den Bemühungen der Abgeordneten in Frankfurt um Verwirklichung und Gestaltung der deutschen Nation eine Stimme zu geben. An seiner Seite hatte er in Dr. Wohlbrück einen hervorragenden Mitarbeiter, der weitgehend mit ihm konform ging und sich im Wesentlichen der auswärtigen Angelegenheiten annahm.
Nach den Entscheidungen für die provisorische Zentralgewalt, Reichsverweser und Reichsministerium wurde im Frankfurter Parlament in diesen ersten Julitagen des Jahres 1848 heftig über den kriegerischen Konflikt zwischen Deutschland und Dänemark um die Herzogtümer Schleswig und Holstein debattiert. Im Rahmen der nationalen Bestrebungen war die Frage der Zugehörigkeit dieser beiden nördlichen Gebiete in den Fokus geraten. Wegen komplizierter Erbfolge- und ungeklärter Verfassungsregelungen auf beiden Seiten war die Lage verworren. Preußen war in den umkämpften Regionen mit Truppen unter Friedrich von Wrangel präsent und hatte von der Bundesversammlung die Vollmacht erhalten, einen Waffenstillstand mit Dänemark anzustreben, was angesichts des stagnierenden deutschen See- und Küstenhandels nicht von der Hand zu weisen war. Allerdings hatte die Bundesversammlung ihre Befugnisse an die provisorische Zentralgewalt weitergegeben.
Althaus mag an Blums leidenschaftliche Junirede zu den Grenzen der provisorischen Zentralgewalt gedacht haben, als er schon bald nach Beginn seiner redigierenden Tätigkeit einen entschiedenen Standpunkt zu diesem geplanten Waffenstillstand einnahm. Im Leitartikel der Bremer Zeitung vom 8. Juli 1848 sprach er Preußen schlichtweg die Legitimation ab, Deutschland nach außen zu vertreten: Der Auftrag, den Preußen vom Bundestag empfangen hatte, ist erloschen mit der in Frankfurt beschlossenen Aufhebung des Bundestages. Nach dem neuen Gesetz über die Bundeszentralgewalt könne der Vertrag zwischen Deutschland und Dänemark nicht in Berlin, sondern nur in Frankfurt ratifiziert werden, und zwar vom Reichsverweser im Einverständnis mit der Nationalversammlung. Mit Rücksicht auf die in Bremen befürchteten Handelseinschränkungen hieß es am Schluss des Artikels besänftigend: Wir bedauern im Interesse des deutschen Handels diese neue Verzögerung; aber wir erinnern auch daran, dass die hier fortwährenden Störungen auf der andern Seite reich ersetzt werden durch das allen Verkehr beflügelnde innere Vertrauen, wenn im Einklang mit der großen Mehrheit der Nationalversammlung unsere neue Centralgewalt gleich mit ihrem ersten Schritt die laute und allgemeine Anerkennung sich  v e r d i e n t , die ihr bis jetzt nur in Erwartung und Hoffnung entgegenkommt.
In der Erwartung, die Zentralgewalt möge der Nationalversammlung und ihren Beschlüssen die Anerkennung verschaffen, die sie verdiente, wurde der sechsundfünfzigjährige Erzherzog Johann von Österreich am 11. Juli 1848 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in Frankfurt empfangen, um das Amt des Reichsverwesers anzutreten und eine provisorische Zentralregierung zu bilden. Die Freude über dieses Ereignis schwappte in alle Regionen von Deutschland über, so auch nach Bremen in das Althaus’sche Tagebuch: Bei der Reichsverweserfeier war ich auf dem Kanonenboot. Bei der Illumination die ‚Bremer’ und die ‚Weserzeitung’, erstere schmeichelhaft kühn dargestellt.


Leseprobe aus Theodor Althaus - Revolutionär in Deutschland

Foto: © Renate Hupfeld


Donnerstag, 25. Juli 2013

Zeitreisender aus dem Jahre 1848




Was hat die Lebensgeschichte von Theodor Althaus mit dem Reichstagsgebäude in Berlin zu tun? Besser gefragt: Wie wäre es, wenn er heute vor dem Gebäude stehen könnte, in dem das Parlament für ganz Deutschland seine Sitzungen abhält? Nun, er würde sich freuen, weil die Ziele, für die er gekämpft und gelitten hat, erreicht sind. Deutschland ist ein einheitliches, demokratisches Land, in dem die Grundrechte gesetzlich verankert sind und wo die schwarz-rot-goldene Fahne über dem Parlamentsgebäude wehen darf. Ein gesamtdeutsches Parlament. Welch ein Traum. Schon früh hatte er geahnt, dass er ihn nicht mehr erleben würde. Wenn der Zeitreisende dann durch den Tiergarten ein paar Schritte zum Brandenburger Tor ginge und entdeckte, dass der Bereich vor dem Tor Platz des 18. März heißt, würde er sich noch einmal freuen und sich an den Tag vor 165 Jahren erinnern, als hier Barrikaden standen, einige Menschen einen Sieg feierten, andere Vermisste suchten und  er wiederum ein paar Schritte weiter in den Kirchen in die Gesichter der jungen Toten blicken musste. Was würde er zur Touristenmeile Unter den Linden sagen? Vor Madame Tussauds Kabinett würde er stehen bleiben, Marilyn bewundern. Ja, sie würde ihm gefallen. Und ein paar Meter weiter stadtauswärts zöge es ihn in die Friedrichstraße, wo im Innenraum der eleganten Galerie die kommerzielle Pracht ihm fast den Atem nähme. In der unendlichen Tiefe des der runden Glitzerwelt bleibt sein Blick eine Weile gefangen und spätestens wenn er draußen jemanden entdeckte, und das würde er mich Sicherheit, der mit schnellen Griffen seine kleinen Schätze aus dem Abfall fischt und der noch nicht weiß, wo er am Abend seinen Kopf hinlegen wird, würde er vollends hinter die Fassade blicken. 

Ist es das, wofür er gekämpft hat? Es ist zwar viel erreicht, doch nicht alles. Wir müssen weiter darum kämpfen, dass nicht wenige viel haben und die vielen Not leiden, dass alle Menschen Brot und Obdach haben. 




Fotos: © Renate Hupfeld 2013



Donnerstag, 18. Juli 2013

Zweite Auflage


In der zweiten Auflage gibt es nicht nur ein neues Cover, gestaltet von Tom Jay, sondern auch die Texte von drei Zeitungsartikeln (Leitartikel von Theodor Althaus) aus den Jahren 1848 und 1849, ein Kapitel deutsche Geschichte auf den Punkt gebracht von den Karlsbader Beschlüssen 1819 und Hambacher Fest 1832 bis zum deutschen Frühling 1848 und dem Scheitern der Revolution im Jahre 1849. Und vor allem enthält die neue Auflage zahlreiche Fotos von den Schauplätzen des Lebens dieses jungen Stürmers in Detmold, Bonn, Jena, Bremen, Leipzig, Berlin und Hannover. Das Inhaltsverzeichnis sieht nun so aus:

Am 18. März auf seinen Spuren

I. 1822 – 1847

Pfarrerssohn in Detmold
Studium in Bonn
Burschenschaftler in Jena
Bonner Abschluss
Predigt in der Hauptkirche
Berliner Progress, Salons, Brüder Grimm
Zurück in Detmold
Malwida von Meysenbug
Artikel zum Fürstenjubiläum
Zukunft des Christentums
Prediger auf der Grotenburg
Landpfarrerträume
Rheinfahrt im August 
Unbequem, nicht überall
Literatenleben in Leipzig

II. 1848

Geweint vor Freude
Revolution in Berlin
Kandidat für Lippe
Parlament in der Paulskirche
Robert Blum und die Zentralgewalt 
Bremer Perspektiven
Fiese Kampagne gegen die Bremer Zeitung
Trauerspiel in Wien
Drama Robert Blum
Dunkelgrauer Abschied
Neubeginn in Hannover 
Tod der Mutter 

III. 1849 - 1852

Zeitung für Norddeutschland
Grundrechte für Deutschland 
Ständeversammlung und hannoversche Thronrede 
Politpossen im Königreich 
Hannover, Deutschland und ein Zeitungsmann
Reichsverfassung und monarchische Betonwände
Gefängnis vor dem Clevertor 
Hannoversche Idyllen
Urteil des Stadtgerichtes 
St. Godehard in Hildesheim
In Freiheit 
Hamburger Hochschule für Frauen 
Am Plauer See gegen das Monstrum
Letzte Monate in Gotha

Materialien

Weser-Zeitung, 22. März 1848: Die Revolution in Berlin
Bremer Zeitung, 14. November 1848: Robert Blum.
Zeitung für Norddeutschland, 13. Mai 1849: Der zehnte Mai in Frankfurt 
Deutsche Geschichte von 1819 bis 1849 auf den Punkt gebracht 

Anhänge

Lebensdaten im Überblick 
Bildanhang 
Quellen- und Literaturverzeichnis 
Personenverzeichnis 



Anmerkung für diejenigen, die das Buch bereits im Kindle Shop gekauft haben: Die ASIN hat sich nicht geändert. Es kann also aktualisiert werden. Sollte das nicht automatisch gehen, bitte an den Support wenden!





Mittwoch, 17. Juli 2013

Rheinfahrt im August


Der August des Jahres 1846 geizte nicht mit wunderbaren Sommertagen. Theodor stand am Fenster seiner Studierstube und betrachtete den Sonnenuntergang über der Grotenburg. Mit der leichten Bewegung der zart angehauchten Wölkchen träumte er sich über den Horizont hinaus bis an den Rhein. Märchenhafte Bilder und Farben kamen ihm ins Gedächtnis. Erinnerungen an sanft ansteigende Weinfelder, Burg Rheinstein hoch über der Flusswindung, der schroffe Loreleyfelsen im Abendlicht, glitzernde Wellen im Ufersand und der Gedankenaustausch mit Menschen, die genauso dachten und fühlten wie er und die gleichen Hoffnungen hegten.
Einige Tage später machte er seinen Traum wahr und fuhr an den Rhein, wo er jetzt, sechs Jahre nach dem hoffnungsvollen Studienbeginn, eine Zeit der heftigen Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Gegebenheiten seines Vaterlandes erlebte. In Köln traf er sich mit zwei Redakteuren der Kölnischen Zeitung, und zwar mit Levin Schücking und Karl-Heinrich Brüggemann, dem er zwei Jahre zuvor in Waßmanns Lokal in Berlin nach seiner ersten politischen Rede begegnet war. Mit seinem Freund Gottfried Kinkel saß er hoch über dem Fluss mit Blick auf das Siebengebirge, um festzustellen, dass die Rheingegend noch genauso schön war wie drei Jahre zuvor und dass dennoch so vieles verändert war. Nachdem Gottfried Kinkel die geschiedene Künstlerin Johanna Mockel geheiratet hatte, war er für eine Lehrtätigkeit in der theologischen Fakultät war untragbar geworden und lehrte nur noch im Fach Kunstgeschichte.
Mit dem Dampfboot fuhr Theodor in Etappen flussaufwärts nach Bingen. Von dort aus unternahm er eine Wanderung entlang der Nahe bis nach Kreuznach, wo er bei den Begegnungen mit Menschen den Eindruck hatte, er stoße mit jedem Schritt an eine faule Frucht der Geschichte. Die krassen Gegensätze zwischen bestens ausgestatteten Kurgästen auf der Kreuznacher Promenade und den schwitzenden Arbeitern mit zerschundenen Händen in den Weinfeldern waren ihm unerträglich. Von Kreuznach aus wanderte er weiter und hinter Bad Münster am Stein bergauf zur Ebernburg. Beim Gang zwischen den Ruinen fühlte er sich um einige Jahrhunderte zurückversetzt in die Reformationszeit, als der Burgbesitzer Franz von Sickingen, Freund des Volkes und von Martin Luther, hier gewohnt und entgegen allen Anfeindungen seiner Fürstenkollegen verfolgten Reformatoren Asyl gewährt hatte. Auch Sickingens gleichgesinnter Freund, der Dichter Ulrich Hutten, war für lange Zeit dort oben untergekommen. Diese besondere Bedeutung verschaffte der Burg den Beinamen Herberge der Gerechtigkeit.
Eine weitere Unternehmung führte den vierundzwanzigjährigen Wanderer in das wildromantische, zerklüftete Wispertal. Stundenlang ging er allein, umgeben nur von der großartigen Natur, die doch klüger war als die Menschen, die es nicht fertig brachten, diese Großartigkeit auch denen zugänglich zu machen, die in Hütten hausten. Welch ein Widerspruch! In dieser Profeteneinsamkeit  fochten die Gedanken in seinem Kopf einen fürchterlichen Kampf, der dann in leidenschaftlicher Empörung mit Feder und Tinte zum Ausbruch kam. In den sechsundneunzig Strophen von Eine Rheinfahrt im August erinnerte der Autor an die hochfliegenden Hoffnungen auf Freiheit und Gerechtigkeit, zeigte das schwache Elend der vielen, die sich abquälten, damit wenige alle Reichtümer besäßen, und stellte fest, das fluchbeladene Metall  richte nur Unheil und Blutvergießen an. Geld solle man besser im Rhein versenken wie den Nibelungenschatz. Gleichzeitig war dieses Gedicht eine Hymne an den mächtigen Fluss, der ruhig und unbeirrt seinen Weg nahm. An alle dem hatte der Rhein ja keine Schuld. Er war der ungekrönte König und auf ihm ruhten seine Hoffungen auf bessere Zeiten. Die Zukunftsvision von Freiheit, Liebe und Gerechtigkeit beherrschte Theodors gesamtes Denken, Fühlen und Handeln. Für die Verwirklichung dieses Ideals würde er alles geben. Als wollte er diesen Vorsatz besiegeln, taufte er sich eines Abends an einer Uferstelle selbst mit klarem Rheinwasser.
Ende September 1846 wurde Eine Rheinfahrt im August mit dem Untertitel Den Kölnern, den Schleswigholsteinern, Allen die den Rhein lieben gewidmet gedruckt, auch diesmal wieder beim Schünemann Verlag in Bremen. In dem Zusammenhang erfolgte eine Einladung von den Redakteuren der Weser-Zeitung, deren Verleger ja auch Schünemann war. Man wollte den jungen Literaten, der seit zwei Jahren regelmäßig brillante Texte für ihr Blatt lieferte, persönlich kennenlernen und mit ihm über eine ständige Mitarbeit in der Redaktion reden. Das waren attraktive Aussichten und eine Übersiedlung nach Bremen hatte zudem wegen der Erinnerung an die jahrelange Tätigkeit von Großvater Dräseke an der dortigen Gemeinde St. Ansgarii einen ganz besonderen Stellenwert. Drei Tage brauchte die Miethskutsche durch Sand- und Heidewege. Das Gespräch fand statt, doch die Redakteure der Weser-Zeitung  waren keinesfalls in allen Punkten mit Theodor einig. Seine politischen Ziele gingen weit über das hinaus, was eine Tageszeitung in Bremen sich leisten konnte. Man einigte sich auf eine befristete Mitarbeit, zunächst für ein halbes Jahr. Der Vertrag sollte sofort in Kraft treten.

Doch dann traf Theodor Althaus das Missgeschick gleich in zweierlei Weise. Er wurde ernsthaft krank und war monatelang nicht arbeits- und noch weniger reisefähig. Und noch schlimmer war, dass die Rheinfahrt vom Oberzensurgericht Preußen verboten wurde. Schünemann wurde aufgefordert, die Vertreibung der Schrift sofort zu stoppen, andernfalls würden gegen das Verlagshaus Sanktionen erfolgen. Eine schriftliche Eingabe des Verfassers an den preußischen Innenminister blieb trotz glänzender Argumentation ohne Erfolg. Schünemann distanzierte sich von Althaus, um weiteren Schwierigkeiten mit den preußischen Behörden aus dem Weg zu gehen. Man verschob das Inkrafttreten des Vertrages bis auf Weiteres. Die Zusammenarbeit in der bisherigen Art und Weise wurde jedoch beibehalten und es erschienen weiterhin Artikel von Althaus in der Weser-Zeitung, unter anderem einer über seine Gedanken bei der Wanderung auf die Ebernburg.

Foto: © Renate Hupfeld

Freitag, 5. Juli 2013

Antworten zur deutschen Geschichte


1819 Karlsbader Beschlüsse
Der Mord des Studenten Karl Ludwig Sand an dem Schriftsteller August von Kotzebue wurde zum Aufhänger verschärfter politischer Verfolgung. Mit den Karlsbader Beschlüssen vom 20. September 1819 setzte sich der österreichische Staatskanzler Clemens August Fürst Metternich vehement für ein Überwachungssystem ein, um nationale und liberale Bestrebungen zu unterdrücken. Durch ein Netz von Spitzeln wurden Versammlungen, Publikationen in Büchern und Presse eingeschränkt oder verboten. Die Spitzel machten selbst vor dem privaten Bereich nicht halt und je nach Auslegung in den einzelnen Ländern wurden Aktionen und Äußerungen mit empfindlichen Maßnahmen belegt.

1832 Hambacher Fest
Um die 30.000 Menschen aus allen deutschen Ländern trafen sich am 27. Mai 1832 auf dem Hambacher Schloss, um für nationale Einheit, Verfassungen und Pressefreiheit zu demonstrieren. Auf Grund der Karlsbader Beschlüsse gab es eine Vielzahl von Verhaftungen.

1837 Göttinger Sieben
Als König Ernst August bei seinem Amtsantritt im Jahre 1837 mit einem Handstreich die im Königreich Hannover bestehende Verfassung außer Kraft setzte, wandten sich sieben Göttinger Professoren öffentlich gegen diese Willkürmaßnahme. Das hatte zur Folge, dass sie entlassen und ausgewiesen wurden. Auch die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm gehörten dazu.

1840 Amtsbeginn von Friedrich Wilhelm IV.
Als Friedrich Wilhelm IV. 1840 das Amt des preußischen Königs übernahm, weckte er mit Begnadigungen von politischen Häftlingen und Aufhebungen von Berufsverboten große Hoffnungen auf deutsche Einheit und Demokratie. Acht Jahre später bestimmte er durch seine Weigerung, die Reichsverfassung anzuerkennen und die Kaiserkrone für ein einheitliches Deutschland anzunehmen maßgeblich das Scheitern der Revolution von 1848.

1844 Aufstand der Weber in Schlesien
Den Königen und Fürsten ging es prächtig während das arbeitende Volk hungerte. Insofern ist der Aufstand der schlesischen Weber stellvertretend für viele Bevölkerungsguppen zu sehen, die bitterarm waren und smit ihrer täglichen Arbeit nicht in der Lage waren ihre Familien zu ernähren.

24. Februar 1848 Sturmglocken von Notredame
Wie ein Donnerschlag hallte es durch die deutschen Länder, als in Frankreich König Louis Philippe gestürzt und die Republik ausgerufen wurde. Das Ereignis war die Initialzündung für den deutschen Frühling im März 1848.

13. März 1848 Flucht Metternichs in Wien
Mit der Eroberung des Zeughauses war das höchst erzürnte Volk bewaffnet und zwang Metternich zum Rücktritt. Der 74Jährige flüchtete ins Exil nach England.

1848 Revolution in Berlin am 18. März
Bei einer Kundgebung von König Friedrich Wilhelm IV. vor dem Berliner Schloss fielen Schüsse, die wie der berühmte Funken im Pulverfass wirkten. In unglaublicher Empörung und Einigkeit kämpften Mitglieder aller Bevölkerungsgruppen gegen die Militärpräsens und errangen einen kurz währenden Sieg über die Willkürherrschaft des preußischen Monarchen.

31. März 1848 Vorparlament in der Frankfurter Paulskirche
Mehr als 500 Männer kamen in der Frankfurter Paulskirche zusammen mit dem Ziel, in den einzelnen Ländern die Wahl zum ersten gesamtdeutschen Parlament vorzubereiten.

18. Mai 1848 Nationalversammlung in Frankfurt
Fast 400 gewählte Deputierte aus allen deutschen Ländern waren bei der ersten Sitzung des vom deutschen Volk gewählten Parlamentes dabei, um eine gesamtdeutsche Verfassung, die sogenannte Reichsverfassung, zu erarbeiten.

11. Juli 1848 Einzug des Reichsverwesers in Frankfurt
Auf Vorschlag des Parlamentspräsidenten Heinrich von Gagern wurde Erzherzog Johann von Österreich zum Reichsverweser gewählt. Er sollte sich dafür einsetzen, das die Beschlüsse der Nationalversammlung in politisches Handeln umgesetzt würden und Deutschland nach Außen vertreten.

18. September 1848 Aufstand in Frankfurt
Beim Konflikt zwischen Schleswig Holstein und Dänemark hätte der Reichsverweser zum ersten Mal außenpolitisch agieren müssen. Stattdessen wurde der Waffenstillstand von Malmö selbstherrlich von Preußen geschlossen und dieser Alleingang wurde sogar noch von der Nationalversammlung abgesegnet. Das Vertrauen der Bevölkerung in das erste vom deutschen Volk gewählte Parlament war gestört, es kam zu einem Aufstand, der mit Hilfe von preußischem Militär blutig niedergeschlagen wurde.

9. November 1848 Hinrichtung von Robert Blum in Wien
Nachdem die Umsetzung der Paulskirchenbeschlüsse stagnierte und mit zunehmendem Erstarken der Reaktion die Revolution im Sande zu verlaufen drohte, sah Blum die letzte Chance zur Rettung der deutschen Sache in der Unterstützung des Wiener Oktoberaufstandes. Doch auch diese Erhebung wurde blutig niedergeschlagen und hatte Verhaftungen und Hinrichtungen zur Folge. Ohne Prozess wurde das Mitglied der deutschen Nationalversammlung Robert Blum brutal erschossen.

27. Dezember 1848 Verabschiedung der Grundrechte des Deutschen Volkes
Trotz aller Schwierigkeiten wurde mit dem Reichsgesetz über die Grundrechte für ganz Deutschland ein erster und ein ganz wichtiger Teil der deutschen Verfassung verabschiedet

27. März 1849 Verabschiedung der Reichsverfassung für das deutsche Volk
Einige Monate später war nach Flügelkämpfen, heftigen Diskussionen und beharrlicher Integrationsarbeit das Verfassungswerk fertig gestellt und wurde verabschiedet. Ein Großteil der deutschen Länder nahm die Reichsverfassung an und begann, sie umzusetzen, doch nicht alle. Preußen war noch nicht im Boot und in Hannover trieb das Ministerium Stüve ein possenhaftes Intrigenspiel mit der Ständeversammlung.

28. April 1849 Friedrich Wilhelm VI. lehnt die Kaiserkrone ab
Mit einer Erklärung vom 28. April 1849 lehnte der preußische König Friedrich Wilhelm VI. von Gottes Gnaden die ihm von den Volksvertretern angetragene Kaiserkrone für Deutschland ab. Damit war das mühsam erarbeitete und in hartem Ringen erkämpfte Verfassungwerk gescheitert.

Mai 1849 Reichsverfassungskampagne

Ein Großteil der Bevölkerung stand hinter der Reichsverfassung und wollte das Scheitern nicht hinnehmen. Nachdem friedliche Kundgebungen, Petitionen und Pressekampagnen von den monarchischen Herrschern nicht gehört wurden, kam es wieder zu Aufständen, so im sächsischen Dresden, in der Pfalz und in Baden. Alle Erhebungen wurden jedoch militärisch niedergeschlagen und hatten für die Kämpfer bittere Konsequenzen. Es gab Verhaftungen und Hinrichtungen. Wer noch flüchten konnte, verließ sein Heimatland.




Rezension im Jahrbuch Forum Vormärz Forschung


Es ist eine sehr erfreuliche Nachricht zu vermelden: Die Autorin Renate Hupfeld hat ihrer Anthologie mit Auszügen aus den Schriften von Theodor Althaus einen biographischen Abriss über das Wirken ihres Helden zwischen 1822 und 1852 folgen lassen. Im Untertitel wird er als "Revolutionär in Deutschland" bezeichnet, was jeden aufhorchen lässt, der bislang glaubte, sich mit der Entwicklung einer obrigkeitsstaatlichen Tradition in Deutschland im Laufe des 19. Jahrhunderts abfinden zu müssen. Aber es gab da ja noch die erste Hälfte jenes Jahrhunderts, die trotz scheinbarer Biedermeier-Idylle sich doch nicht so unterwürfig-demütig und so gottergeben präsentierte, wie es ein Staatskanzler Metternich oder die Könige und Fürsten in dem immer noch arg zersplitterten Deutschland von ihren Untertanen eigentlich erhofft und erwartet hatten. Die Karlsbader Beschlüsse von 1819 hatten zu Lähmungserscheinungen beigetragen, was den Tatendrang rebellierender Gemüter betraf (das galt vor allem für die gerade entstandenen Organisationen der Burschenschaften an den Universitäten), aber hin und wieder zog doch der eine oder andere Zeitgenosse mit seinen widerborstigen Unmutsbekundungen über die allgemeine politische und gesellschaftliche Situation die Aufmerksamkeit besorgter "Staatsschutzorgane" auf sich. Zu solchen meist sehr klugen, sehr nachdenklichen, aber auch sehr hell- und weitsichtigen Zeitgenossen gehörte nun neben vielen andrern auch Theodor Althaus, der bislang in der Literaturgeschichte eher im schatten weitaus berühmterer Namen wie Ludwig Börne, Hoffmann von Fallersleben, Ferdinand Freiligrath, Heinrich Heine, Georg Herwegh, Robert Prutz, Georg Weerth und wie sie alle hießen, stand. Es kommt der Autorin das große Verdienst zu, diesen bisher unbekannten Schatz an Zeugnissen aus der Feder des Pfarrerssohnes aus Detmold entdeckt und ihn einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht zu haben. Diese Biographie erweitert und ergänzt das positive Bild, das man sich zuvor schon anhand der Anthologie machen konnte. In sehr detaillierter und sachkundiger Form gibt die Verfasserin hier einen erhellenden Einblick in das leider sehr kurze Leben des Theodor Althaus, der am 26. Oktober 1822 als Sohn des Generalsuperintendenten im Fürstentum Lippe, Georg Friedrich Althaus, im damals beschaulichen Detmold das Licht der Welt erblickte, um dieselbe für ihn inzwischen unwirtlich und feindlich geworden war, 1852 mit noch nicht einmal 30 Jahren nach schwerer Krankheit wieder zu verlassen. Dazwischen lag ein recht turbulentes , wechselvolles Leben mit vielen Höhen und Tiefen und zahlreichen Aufenthaltsorten, die mit dem Studium der Theologie und späterhin beruflichen Tätigkeiten als Zeitungsredakteur und Verfasser von Lexikonartikeln ebenso wie mit Erkundungsreisen durch reizvolle Landschaften des großen Vaterlandes sowohl als "Tourist" wie auch als Reiseschriftsteller und kritischer Beobachter des Zeitgeschehens verbunden waren. Renate Hupfeld legt eindrucksvoll dar, wie politisch ihr Held von Anfang an eingestellt war, dass er durch und durch politisch dachte, sodass auch seine auf den ersten Blick eher belletristisch und schöngeistig erscheinenden literarischen Schöpfungen bei genauerem Hinsehen zumeist einen politischen Akzent besaßen. Es würde zu weit führen, hier die zahlreichen lesens- und berichtenswerten Vorgänge aus dem Leben von Theodor Althaus im Einzelnen zu rekapitulieren, der Rezensent kann nur die Empfehlung aussprechen, durch eigene Lektüre einen hoffentlich nachhaltigen Eindruck von dem Ideenreichtum und der Debattierfreude wie auch v.a. der "Demokratiebegeisterung" von Althaus zu gewinnen. Er gehörte damals noch zu einer Minderheit, jedenfalls nach offizieller Lesart, die Königs- und Fürstenfreunde waren zu seiner Zeit noch eindeutig in der Mehrheit, auch später in der ersten deutschen verfassungsgebenden Nationalversammlung 1848, für die er vergeblich kandidiert hatte, doch er war recht früh republikanisch gesinnt und trat schon als Student aus vollem Herzen für eine Entwicklung in Deutschland hin zu freiheitlicheren Verhältnissen in Staat und Gesellschaft ein. Mit welchem Etikett man diese Vision versehen sollte, ist dabei unerheblich, die Verfasserin macht immer wieder deutlich, dass umfassende Mitsprache- und Mitbestimmungsrechte für das "Volk" auf der Basis der "Volkssouveränität" im Laufe der Zeit eine beinahe lebenswichtige Option für Althaus waren. So kann man getrost dem Tenor des Klappentextes zustimmen, wonach die "Gedanken und Botschaften" von Theodor Althaus bis heute nichts an Aktualität eingebüßt hätten, und dass er weit größere Beachtung verdient hätte, als ihm bisher zuteil geworden sei. Die Autorin trägt durch diese informative Biographie ihren Teil zu einer hoffentlich größeren Verbreitung jener "Gedanken und Botschaften" bei. Eine noch fundiertere Beurteilung der politischen Haltung von Althaus wäre dann möglich, wenn man die Hintergründe und die verschiedenen konkurrierenden politischen Strömungen in der damaligen Zeit noch etwas genauer kennenlernen bzw. kennen würde, mit denen sich -Althaus und seine Mitstreiter und Gesinnungsgenossen auseinanderzusetzen hatten, aber das hätte den Rahmen dieser doch sehr dichten Darstellung gesprengt. Darüber kann man sich an anderer Stelle in einschlägigen Überblicksdarstellungen schnell und zuverlässig informieren. Es ist schon interessant genug, die einzelnen Stationen im Leben von Althaus unter der Anleitung seiner Biographin anzusteuern, die hierbei sehr bild- und aufschlussreiche Lotsendienste leistet.  Das Werk ist in fünf Teile chronologisch aufgegliedert und so lernen wir auf dem zwar kurzen, aber sehr intensiv  durchschrittenen Lebensweg von Althaus diesen als Theologiestudenten und Burschenschaftler in Jena, Bonn und Berlin kennen wie auch als Seelen- und Herzensfreund von Malwida von Meysenbug, deren ursprünglich aristokratisch geprägte Ansichten durch ihren Umgang mit Althaus so sehr ins Wanken gerieten, das sie im Laufe der Zeit immer stärker mit der Einführung einer Republik in Deutschland zu sympathisieren begann: "Beide fühlten sich sofort vom andern angezogen und empfanden eine starke Übereinstimmung ihrer Gedanken in vielen Punkten" (S.38) (Das änderte allerdings nichts daran, dass sich Althaus später von ihr trennte). Es kommt daneben zu Begegnungen und zum Gedankenaustausch mit zahlreichen, damals schon bekannteren Zeitgenossen wie Robert Blum, Ferdinand Freiligrath, Julius Fröbel, Arnold Ruge u.a. während seines mehrmonatigen Aufenthaltes in Leipzig, wo er die Anfänge des revolutionären Aufbruchs im Frühjahr 1848 miterlebte, bis er als Berichterstatter der "Bremer Zeitung" über die Verhandlungen der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche das dortige Geschehen durch die Brille eines kritischen Beobachters verfolgte  und kommentierte. Man kann es der Autorin nicht hoch genug anrechnen, wie sachkundig und informativ sie den Konflikt um die Bildung der provisorischen Zentralgewalt in der Paulskirchenversammlung darlegt und die Haltung der Demokraten, die vor allem durch durch Robert Blum repräsentiert wurde, ebenso transparent macht wie die anfangs bezüglich der Strategie u und Taktik der Demokraten noch zweifelnde, dann im Laufe dr Zeit sich immer mehr der Position Blums und seiner Mitstreiter zuneigende Haltung von Althaus (siehe S. 76ff.) Dies gilt ebenso für die Schilderung der Auseinandersetzung um die Frage eines Waffenstillstandes von Seiten Preußens im Konflikt mit Dänemark wegen Schleswig-Holstein. Schließlich übernahm Althaus bei der bis dahin auflagenstarken "Bremer Zeitung" "das Arbeitspensum eines leitenden Redakteurs ... bis an die Grenze seiner Belastbarkeit" (S. 82), was aber nicht nur zum Vorteil der Zeitung gereichte; denn seine kritischen Kommentare zu dem von Preußen eigenmächtig über den Kopf der Nationalversammlung hinweg geschlossenen Waffenstillstand mit Dänemark führten zu einer "Vielzahl von Kündigungen des Abonnements" (S. 83/84) vor allem bei Bremer Kaufleuten, die die Kapital und Gewerbe ganz anders als bei Althaus Vorrang vor "Einheit, Ehre und Freiheit des Vaterlandes" hatten (S.84). So trennte sich schließlich der Verleger von der Zeitung und verkaufte sie an die Gebrüder Jänecke in Hannover im Einvernehmen mit Theodor Althaus, der sie dort unter dem Namen "Zeitung für Norddeutschland" weiter redigierte und deren erste Ausgabe am 1. Tag des Jahres 1849 erschien. Die Verfasserin durchleuchtet im Folgenden das dramatische Intrigenspiel in Hannover, das zur Nichtanerkennung der am 28. März von der Nationalversammlung verabschiedeten Reichsverfassung führte und das der leitende Redakteur Althaus in zahlreichen Artikeln anprangerte, bis er sich schließlich in einem Aufruf von 13. Mai 1849 unter der Überschrift "Der zehnte Mai in Frankfurt" für die Einsetzung eines Landesausschusses für "Verteidigung und Durchführung der deutschen Reichsverfassung in Hannover" stark machte. Sein Intimfeind, der damalige Innenminister Stüve, ordnete bereits am folgenden Tag die Verhaftung von Althaus an, der daraufhin in das Gefängnis vor dem Cleverthor eingewiesen wurde (S. 122). Wegen Aufforderung zum Staatsverrat wurde er mit dreijährigen Staatsgefängnis bestraft, obwohl er doch nur für die Durchsetzung einer von der Nationalversammlung beschlossenen und von 29 einzelstaatliche Regierungen bereits anerkannten Verfassung plädiert hatte, der aber die Königreiche Bayern, Hannover, Preußen und Sachsen die Gültigkeit in ihrem Herrschaftsbereich verweigerten, wozu sie eigentlich nicht befugt waren. Nach der Verlegung ins Staatsgefängnis in Hildesheim und der vorzeitigen Entlassung am 15. Mai 1850 schwächten immer wiederkehrende neue Krankheitsschübe den Zustand von Althaus so wehr, dass er während eines erneuten Kuraufenthalts in Gotha dort am 2. April 1852 mit noch nicht einmal 30 Jahren verstarb. Es ist der Autorin noch einmal dafür zu danken, dass sie diesem sehr scharfsinnigen, sehr sensiblen, sehr kritischen, politisch sehr engagierten und dabei doch Gewalt verabscheuenden Schriftsteller, Publizisten und "Revolutionär" mit dieser Pionierarbeit ein literarisches und historiographisches Denkmal gesetzt hat, von dem alle Nachgeborenen, die an der Erforschung der damaligen, an Anregungen und Perspektiven so überaus reichen Geisteswelt interessiert sind, nur profitieren können. Das Buch ist auch als E-Book zugänglich.
Wolfgang Obermaier (Bad Pyrmont)

Diese Rezension bezieht sich auf die Printausgabe:

Renate Hupfeld, Theodor Althaus 1822 - 1852 - Revolutionär in Deutschland
ISBN 978-3-942594-17-2, text-und-byte.de Hamm im November 2011

Erschienen ist sie im:

Vormärz und Philhellenismus, Jahrbuch Forum Vormärz Forschung 2012, 18. Jahrgang, herausgegeben von Anne-Rose Meyer 2013
ISBN 978-3-89528-946-0, Aisthesis Verlag Bielefeld  (S. 368 - 372)


Freitag, 28. Juni 2013

Robert Blum



Theodor Althaus lernte Robert Blum im Jahre 1847 in Leipzig kennen. Der 15 Jahre ältere Blum hatte sich dort etabliert und nicht nur das. Er war eine bekannte Größe in der Stadt, bekannt für seine wirkungsvollen Aktionen in verschiedenen Vereinen wie dem Literatenverein und dem Schillerverein. In seiner Verlagsbuchhandlung gab es auch Arbeit für den jungen Detmolder, denn es stellte sich schon bald heraus, dass sie dieselben politischen Ziele verfolgten: ein freies einheitliches Deutschland mit demokratischen Strukturen. So schrieb Althaus mehrere Artikel für Blums Staatslexikon für das Volk.
Schlagartig änderten sich die vormärzlichen Aktionen, als gleich zu Beginn des Jahres 1848 mit den Lichtern in Palermo und am 24. Februar den Sturmglocken von Notredame ein nie geahnter deutscher Frühling bis in die letzten Winkel der Länder zog. Gut vorbereitet durch jahrelange  Mitarbeit im Hallgartenkreis und mit einer gehörigen Portion politischem Knowhow, Engagement und Überzeugungskraft war Blum einer der ersten, die einen Plan hatten. Er startete durch vom Deputierten im Frankfurter Vorparlament, zum Mitglied des Fünfzigerausschusses bis zum Abgeordneten der Nationalversammlung. Als einer der ersten hatte er auch begriffen, dass man die Gunst der Stunde ausnutzen und möglichst schnell das große Ziel erreichen musste: eine Verfassung für ganz Deutschland. Das war jedoch viel schwieriger als gedacht. Da gab es eine Vielzahl von Interessen und Vorstellungen verschiedener Gruppierungen und somit endlose konträre Diskussionen, was schließlich dazu führte, dass die monarchischen Machthaber nach und nach ihre Felle wieder an Land zogen. Das Erstarken der Reaktion war wohl der tiefere Grund, warum Blum sich im Oktober 1848 entschied, die Wiener Revolutionäre vor Ort zu unterstützen. Nachdem er monatelang auf der großen politischen Bühne in Frankfurt gekämpft hatte, sah er darin die letzte Chance zur Rettung der deutschen Angelegenheit. Leider endete dieser Versuch, die demokratischen Kräfte zu stärken,  für ihn mit Festnahme, Standgericht und Erschießung am 9. November 1948 in der Brigittenau bei Wien.
Althaus war in Blums Wohnstube dabei, als die politischen Richtlinien für das Frankfurter Parlament diskutiert und festgelegt wurden und er gehörte zu den Getreuen, die zunächst in Leipzig die Stellung hielten, das heißt, mit Reden und Handzetteln das Programm in die Leipziger Vereine und Gruppierungen sowie in die umliegenden Orte zu tragen, bis er von der Bremer Weser-Zeitung und später von der Bremer Zeitung um Mitarbeit in deren Redaktionen gebeten wurde. Als Korrespondent der Bremer Zeitung traf er seinen Leipziger Gefährten und Deputierten Robert Blum in Frankfurt zu politischen und freundschaftlichen Gesprächen. Als leitender Redakteur in Bremen beobachtete er äußerst kritisch die politischen Entwicklungen und geriet seinerseits heftig in die Bredouille. Mit großer Sorge beobachtete er das Schicksal von Robert Blum und war zutiefst schockiert über das brutale Ende dieses fähigen Mannes.

Als ihn selbst schicksalhafte Verstrickungen in Bremen und das intrigante hannoversche Innenministerium ins Gefängnis gebracht hatten, schrieb Althaus seine Erinnerungen auf, in denen er seinem Freund Robert Blum ein ganz persönliches Denkmal setzte. 




Donnerstag, 20. Juni 2013

In Köln auf den Spuren von Robert Blum


In einem kleinen Haus in der Mautgasse am Fischmarkt unterhalb von Groß St. Martin wurde Robert Blum, Freund und einer der wichtigsten politischen Gefährten von Theodor Althaus,  am 10. November 1807 geboren. 


Ein Gedenkstein an der Mauer neben dem Treppenaufgang zur Kirche erinnert an den herausragenden Sohn der Stadt, der in den engen Gassen der Altstadt seine Kindheit und Jugend verbrachte. Während des Vormärz  in Leipzig und im Jahre 1848 in der Frankfurter Paulskirche war er als überzeugender Vorkämpfer für ein einheitliches demokratisches Deutschland wurde in allen Ländern des deutschen Bundes bekannt und erst recht nach der skandalösen Ermordung in Wien.

Geboren an dieser Staette am
10. November 1807. Erschossen
zu Wien am 9. November 1848
Ich sterbe für die deutsche Freiheit
für die ich gekämpft. Möge das
Vaterland meiner eingedenk sein.



Weitere Spuren von Robert Blum befinden sich in einer Glasvitrine zur Revolution 1848 im Kölner Stadtmuseum, das im alten Zeughaus untergebracht ist, und zwar ein schönes Portraitgemälde und Utensilien, wie sie nach Blums Tod in den deutschen Ländern zu seinem Gedenken angeboten wurden.





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Fotos: © Renate Hupfeld