Denkmal für die Göttinger Sieben beim Leineschloss in Hannover am 19. September 2018 |
Im Kampf um die Verfassung verloren sieben Professoren ihren Job an der Göttinger Universität und wurden von Ernst August, König von Gottes Gnaden, des Landes (Königreich Hannover) verwiesen.
aus: Sieben gegen den König, Texte und Materialien zum Hannoverschen Verfassungskonflikt 1837, Historisches Museum Hannover
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Sie sind keine Märchenfiguren
... auch nicht die Turmspitzen einer Stadt oder Hügel im Leinebergland: Die Göttinger Sieben waren Professoren der Universität Göttingen, die sich 1847 gegen König Ernst August von Hannover stellten. Der neue Regent hatte per Dekret das liberale hannoversche Staatsgrundgesetz außer Kraft gesetzt. Die Sieben fühlten sich weiterhin der Verfassung verpflichtet und verweigerten aus Gewissensgründen dem König die Huldigung. Die folgende Auseinandersetzung im November 1837 war im Kern ein 'Kampf der - politischen - Kulturen': Absolutismus gegen Konstitutionalismus.
Der Monarch von Gottes Gnaden kämpfte um seinen Vorrang gegenüber einer Verfassung, die seinen Handlungsspielraum einschränkte. Für den Moment musste sich das Neue der alten Macht noch beugen. Die Göttinger Sieben wurden entlassen, drei von ihnen außer Landes gezwungen. Aber sie waren nicht allein, eine breite Öffentlichkeit im In- und Ausland verfolgte das Geschehen und unterstützte die Verfolgten. Vier der Göttinger Sieben waren 1848 Mitglieder der Paulskirchenversammlung und gelten damit als Wegbereiter der parlamentarischen Demokratie in Deutschland.
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Ein König, sieben Professoren, zwei Welten
Mit seiner Verfügung vom 1. November 1837 erklärte König Ernst August das Staatsgrundgesetz von 1833 für 'erloschen'. Die Professoren der Göttinger Universität berieten daraufhin über mögliche Reaktionen, und Friedrich Christoph Dahlmann formulierte einen Protestbrief. Eher durch Zufall fanden sich sechs seiner Kollegen, die diese 'Protestaktion' ebenfalls unterschrieben.
So wurden
der Historiker und Staatsrechtler
Friedrich Christoph Dahlmannn,
die Germanisten
Wilhelm und Jacob Grimm,
der Staatsrechtler
Wilhelm Edurard Albrecht,
der Orientalist
Heinrich August Ewald,
der Literaturhistoriker
Georg Gottfried Gervinus,
und der Physiker
Wilhelm Weber
zu den Göttinger Sieben.
Die Motive der Unterzeichner waren unterschiedlich. Für Dahlmann, der ja zu den 'Vätern' der aufgehobenen Verfassung gehörte, war die Auseinandersetzung eine hochpolitische Angelegenheit. Den Brüdern Grimm, Albrecht und Ewald ging es um sittlicher Werte: Sie fühlten sich an ihren Diensteid auf die Verfassung gebunden und hielten es für unmoralisch, sich durch einen königlichen Verfassungsbruch entpflichten zu lassen. Bei Gerwinus mag eine allgemeine Lust an Provokationen mitgespielt haben, und Weber wird wohl die volle Tragweite des Protestes nicht übersehen haben. Alle sieben waren jedoch angesehene Wissenschaftler und geachtete Bürger Göttingens. In ihrem Protest zeigten sie sich nun als mündige Staatsbürger.
König Ernst August jedoch verlangte Untertanen. Aus seinem Verständnis als Monarch von Gottes Gnaden hatte er schon als Thronanwärter das Staatsgrundgesetz abgelehnt. Dies diente ihm nun als Rechtfertigung für die Aufhebung der Verfassung.
Mehr dazu in Renates Blog: Göttinger Sieben
Lebensgeschichte eines Journalisten, der im Kampf um die Reichsverfassung
im "Gefängniß vor dem Cleverthor" in Hannover landete und nicht einmal dreißig Jahre als wurde:
Theodor Althaus. Revolutionär in Deutschland