Mittwoch, 30. März 2016

31. März 1848: Vorparlament in der Frankfurter Paulskirche



Märzrereignisse in Frankfurt

Ehe sich dieses Problem [familiäres Problem der Familie von Meysenbug] klären ließ, gab es auf der politischen Bühne einen Paukenschlag nach dem anderen, beginnend mit dem Aufstand in Palermo gegen den bourbonischen König, gefolgt von den Sturmglocken in Paris, Metternichs Flucht aus Wien und dem Barrikadenkampf in Berlin am 18. März 1848. Es wurde ein wahrer Völkerfrühling, der von den Menschen in allen Ländern des Deutschen Bundes euphorisch gefeiert wurde. Auf Straßen und Plätzen redete man von Freiheit und den Rechten des Volkes.
Malwida konnte sich über die positiven Veränderungen jedoch nur zusammen mit Theodor freuen. Von ihm bekam sie aus Leipzig einen begeisterten Brief. In der Familie dagegen konnte sie mit niemandem die Freude teilen, mit niemandem darüber reden. Mutter und Geschwister waren entsetzt über die Entwicklungen und hofften auf ein baldiges Ende.

Doch war es erst der Beginn. Nach den revolutionären Aktionen kehrte schon bald Ruhe ein und die Besonnenheit einiger tüchtiger Männer siegte. Zur Eröffnung des Vorparlamentes in der Paulskirche am 31. März 1848 waren in Frankfurt alle Straßen und Plätze mit Fahnen und Bändern in Schwarzrotgold geschmückt. Man hatte den Eindruck, dass die gesamte Frankfurter Bevölkerung auf der Straße war. Zusammen mit einer Freundin war auch Malwida dabei, als fast 600 Vertreter aus allen deutschen Ländern vom Kaisersaal auf dem Römerplatz zur Paulskirche zogen, um die Wahlen des ersten deutschen Parlamentes vorzubereiten. An vier aufeinanderfolgenden Tagen traten die Delegierten zusammen. Auf den Straßen erlebte man herausragende Volksmänner, die auf Holztribünen zu den Menschen sprachen. Besonders beeindruckt war Malwida von Friedrich Hecker aus Baden und Robert Blum aus Leipzig. Gern würde sie auch den Reden und Aussprachen in der Paulskirche zuhören, aber der Zugang zur Galerie war nur Männern gestattet. An einem Tage bekam sie unerwartet eine Gelegenheit durch die Hilfe eines Bekannten ihrer Freundin, der mithalf, die Abläufe zu organisieren. Der verschaffte ihnen Zugang zu einem nicht öffentlichen Bereich. Es war ein mit schwarzrotgoldenen Tüchern verhängter Raum. Hinter diesem Vorhang versteckt, hielten sich einige Ehefrauen der Teilnehmer auf, ohne gesehen zu werden. Malwida war zutiefst beeindruckt von dem, was da unten in der kreisförmigen Kirchenhalle ablief. Das Land bewegte sich und versprach dank des Bemühens tüchtiger Männer ein lebendiges Staatswesen zu werden. Das mitzuerleben, war schon großartig und am 18. Mai 1848 sollte es erst richtig losgehen, wenn die offizielle Wahl der Deputierten abgeschlossen war und sich die gewählten Vertreter der einzelnen Länder des deutschen Bundes zur Eröffnung der Nationalversammlung in der Paulskirche einfinden würden.