Donnerstag, 24. August 2017

Alexander von Humboldt



Während seiner Haft im Staatsgefängnis St. Godehard in Hildesheim hatte Theodor Althaus im Winter 1850 Zugang zur Hildesheimer Dombibliothek. Er las Hölderlins "Empedokles", Richard Wagners "Kunstwerk der Zukunft" und machte in den Werken von Flavius Josephus, einem Schriftsteller und Historiker aus dem ersten Jahrhundert nach Christus eine interessante Entdeckung. Er fand eine Textstelle, die Alexander von Humboldt in seinem geographisch historischen Werk "Kosmos" nicht erwähnt, also wohl übersehen hatte. Es handelte sich um die Überlieferung einer Reise des griechischen Handelsmanns Koläus von Samos, der im 7. Jahrhundert v. Ch. als erster Seefahrer die "Säulen des Herkules", so nannte man die Meerenge von Gibraltar, durchquert hatte, was bewies, dass der Erdkreis über das Mittelmeer hinaus reichte. Das ließ den Geschichtsschreiber Strabo vermuten, dass im Westen noch ein ferner Inselkontinent existierte. Am 22. Februar 1850 informierte Theodor Althaus den achtzigjährigen Humboldt in einem zweiseitigen Brief über diesen interessanten Zusammenhang, was der mit einem ehrlichen Dank und guten Wünschen für seine Zukunft beantwortete. 


Statue Alexander von Humboldt vor der Humboldt Universität 
Unter den Linden Berlin am 19. August 2017

Freitag, 11. August 2017

Schelling


Friedrich Wilhelm Joseph Schelling
(1775 - 1854)

Theodor Althaus hörte den 68-jährigen Schelling im Frühjahr 1843 
an der Berliner Universität.
Er war enttäuscht und schrieb seinen Eltern nach Detmold:

"Große Vollheit, Lärm, Hitze 
und am Ende kamen ganz gewöhnliche Sachen heraus."
(Theodor Althaus. Revolutionär in Deutschland, Seite 27)

Statue "Schelling der große Philosoph"
in München am 30. Juli 2017

Donnerstag, 10. August 2017

Gottfried Kinkel

Gottfried Kinkel - Wikisource - gemeinfrei

Theodor Althaus war 18 Jahre alt, als er an einem Oktobertag des Jahres 1840 die Wohnstube des Pfarrhauses Unter der Wehme in Detmold verließ, zu Fuß nach Paderborn ging und von dort mit der Postkutsche an den Rhein fuhr. Der älteste Sohn des lippischen Generalsuperintendenten hatte ein glänzendes Abiturexamen abgelegt und wollte an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn Theologie zu studieren. Und es war schon etwas Besonderes, von einer der ersten Amtshandlungen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. zu profitieren und bei der Einschreibung vom gerade rehabilitierten Rektor Ernst Moritz Arndt persönlich begrüßt zu werden. Berechtigte Hoffnung auf ein einheitliches, freies und demokratisches Deutschland lag in der Luft. Doch in den beiden Vertretern der theologischen Fakultät, den Professoren Nitzsch und Bleek, sah der junge Stürmer aus dem Fürstentum Lippe diese Hoffnungen nicht erfüllt. Das sah er lediglich in den überzeugenden Vorträgen des fünfundzwanzigjährigen Dozenten Gottfried Kinkel.  Bei ihm hörte er Kirchengeschichte und das mit Begeisterung und großem Respekt. Später gehörte er zum studentischen Kreis der wöchentlichen Kränzchen, zu denen Kinkel eine kleine Anzahl seiner Schüler in das Poppelsdorfer Schloss einlud. Die Verehrung des Theologiestudenten aus Detmold ging so weit, dass er seinem Dozenten bei bestimmten Themen seines Unterrichtsfaches inhaltlich zuarbeitete. So entwickelte sich über die Kränzchenabende hinaus eine Freundschaft, die auch nach Beendigung des Studiums anhielt.
Im Sommer des Jahres 1846 trafen sie wieder zusammen. Drei Jahre nach Beendigung des Theologiestudiums hatte sich für den Kandidaten Theodor Althaus keine berufliche Perspektive ergeben. Als Schriftsteller und Journalist  lebte er im Detmolder Elternhaus und hatte gerade eine längere Schrift über die Zukunft des Christenthums verfasst. Während einer Wanderreise an den Rhein besuchte er seinen ehemaligen Dozenten Gottfried Kinkel in Bonn. Der war nach seiner Heirat mit der geschiedenen Johanna Mockel umhabilitiert worden und unterrichtete inzwischen das Fach Kunstgeschichte. Im vertrauten Gespräch stellten die beiden fest, wie wenig sich die Hoffnungen auf ein einheitliches demokratisches Deutschland erfüllt hatten. Deutschland war nach wie vor zersplittert in 36 Einzelstaaten, in denen der jeweilige König, Fürst  oder Großherzog auf dem Hintergrund der Karlsbader Beschlüsse mehr oder weniger despotisch gegen seine Untertanen regierte.  Wenige besaßen viel und weite Teile der Bevölkerung litten Not und hungerte.
In ihren jeweiligen Zusammenhängen kämpften Kinkel und Althaus gegen diese Ungerechtigkeiten. Unabhängig voneinander wurden sie im Strom des Revolutionsjahres 1848 mitgerissen und gehörten zu denjenigen, deren Laufbahn im Zusammenhang mit den Reichsverfassungskämpfen im Mai 1849 schicksalhaft endete. Kinkel landete nach der Teilnahme am Sturm auf das Siegburger Zeughaus sowie am badischen Aufstand im pommerschen Zuchthaus Naugard und Althaus als Redakteur der Zeitung für Norddeutschland wegen eines Artikels mit Aufruf zur Bildung eines Ausschusses zur Durchführung der in Frankfurt vollendeten Reichsverfassung im Staatsgefängnis St. Godehard in Hildesheim. Hier schrieb er im Jahre 1850 seine persönlichen Erinnerungen Aus dem Gefängniß, in denen er neben Robert Blum, Heinrich von Gagern und Julius Fröbel seinem Freund Gottfried Kinkel ein Kapitel widmete.

In seiner Publikation von 1850 "Aus dem Gefängniß. Deutsche Erinnerungen und Ideale" hat Theodor Althaus seinem Freund Gottfried Kinkel ein Kapitel gewidmet:




Kurzbiografie von Gottfried Kinkel:

1815 am 11. August wird Gottfried Kinkel in Oberkassel als Sohn eines evangelischen Theologen geboren

1831 Studium der Theologie an der Universität Bonn

1834 Studium der Theologie an der Universität Berlin

1837 Dozent für Kirchengeschichte an der Universität Bonn

1843 Heirat mit Johanna Mockel, katholisch und geschieden, somit kann Kinkel in der theologischen Fakultät nicht mehr lehren

1845 Professor für Kunst- und Literaturgeschichte in Bonn

1848 Redakteur der Bonner Zeitung

1848 gründet den demokratischen Verein Bonn

1849 nimmt im Mai am Siegburger Zeughaussturm und im Juni am badisch-pfälzischen Aufstand teil (Reichsverfassungskämpfe)

1849 am 4. August wird er zu lebenslanger Festungshaft verurteilt und inhaftiert, zunächst in Bruchsal, dann im pommerschen Naugard

1850 im Mai wird er in das Zuchthaus Spandau überwiesen

1850 am 6. November wird er in einer spektakulären Aktion von Carl Schurz befreit, flüchtet über Rostock und Warnemünde nach England und lässt sich in London nieder

1851 folgt Johanna Kinkel mit den vier Kindern nach

1852 Professor für Literaturgeschichte am Hyde-Park- und am Bedford-College

1858 Johanna Kinkel stirbt in London

1860 heiratet Minna Werner aus Königsberg

1861 Vorträge zur Kunstgeschichte im South-Kensington-Museum

1863 Examinator an der Universität London

1866 Professor für Kunstgeschichte am Polytechnikum Zürich

1882 am 13. November stirbt Gottfried Kinkel nach einem Schlaganfall, ohne vorherige Amnestie