Montag, 24. März 2014

März 1848 Robert Blum in Leipzig


Althaus Freunde in Leipzig hatten unterdessen nicht geschlafen. Robert Blum hatte auf dem Marktplatz vor Hunderten Zuhörern vom Balkon des Rathauses eine bejubelte Rede gehalten, in der er den Rücktritt der sächsischen Regierung forderte und dafür plädierte, das derzeitige Soldatentum abzuschaffen und alle Bürger zu bewaffnen, damit man mit den jungen Brüdern Hand in Hand gehen könne. Arnold Ruge hatte Die Reform gegründet, ein Organ für eine breite Leserschaft mit dem Ziel, bei allem Enthusiasmus über die errungenen Erfolge Klarheit in das Chaos der verschiedenen Meinungen, Begriffe und Sprachregelungen zu bringen.

Auf der großen politischen Bühne hieß es jetzt zügig handeln, damit das durch die revolutionären Erhebungen gewonnene Potential nicht verpuffte. Einundfünfzig Männer hatten bereits Vorarbeit geleistet. Auf Einladung von Johann Adam Itzstein aus Hallgarten waren sie zusammen gekommen und hatten am 5. März 1848 die sogenannte Erklärung der Heidelberger Versammlung formuliert, in der sie auf Vorschlag von Theodor Welcker sieben Mitglieder benannten, die für alle Länder des Deutschen Bundes eine Nationalvertretung vorbereiten sollten. Dieser Siebenerausschuss tagte am 12. März 1848 und brachte eine Einladung an die Ständemitglieder und eine Auswahl von Vertrauensmännern aus allen Ländern zu einem Vorparlament auf den Weg. Das berufene Gremium sollte die Grundlagen zur Wahl der Mitglieder einer gesamtdeutschen Nationalversammlung schaffen und am 31. März 1848 in Frankfurt  zusammen kommen.

Im Wohnzimmer von Robert Blum tagte wieder ein kleiner Kreis, um vor seiner Abreise nach Frankfurt zur Teilnahme am Vorparlament die dort zu vertretende politische Richtung zu besprechen. Man diskutierte wild durcheinander und kam stundenlang nicht auf den Punkt, bis schließlich der Hausherr das Wort ergriff und kurz erklärte, wo es lang gehen sollte. Wer konnte das besser einschätzen als Blum? Er hatte als jahrlanges Mitglied des Hallgartenkreises sowie des Leipziger Stadtparlaments den Überblick, genoss das Vertrauen der Bevölkerung und war ein Meister der Rede, der Organisation und der Beschaffung von Mehrheiten nach demokratischen Prinzipien. Seine Überzeugungskraft suchte ihresgleichen. Wenn er sprach, hörte jeder zu. Das stellte auch Althaus an jenem Abend in Blums Wohnung bewundernd fest.

Das Vorparlament mit 574 Teilnehmern tagte vom 31. März bis zum 3. April 1848 in der Frankfurter Paulskirche. Es sah seine Aufgabe darin, die Art und Weise der Bildung einer parlamentarischen Nationalversammlung mit dem Ziel der Erarbeitung einer Verfassung für ganz Deutschland festzulegen und wählte aus seinen Reihen einen Fünfzigerausschuss, der in Absprache mit der Bundesversammlung den Wahlmodus für die Mitglieder der Nationalversammlung festlegen sollte. Robert Blum gehörte diesem Fünfzigerausschuss an. Die Leipziger Angelegenheiten regelte er während seiner Abwesenheit zusammen mit Vertrauten aus der Entfernung. Auch Theodor gehörte dazu. Blum wusste, dass er sich auf ihn verlassen konnte. Seinem Schwager und engem Mitarbeiter Georg Günther schrieb er am 13. April 1848: Wenn Althaus etwas schreibt, dann ist das gewiss gut, und ich bin im voraus damit einverstanden.

Leseprobe aus:


Foto: © Renate Hupfeld (Leipzig, Rathaus mit Balkon im März 2011)

Donnerstag, 20. März 2014

Berlin 21. März 1848 Umritt des Königs




Am 20. März 1848 erreichte er [Theodor Althaus, Korrespondent der Bremer Weser-Zeitung] gegen Mittag Berlin. Es war ein seltsames Szenario in der Stadt. Männer, Frauen und Kinder liefen zwischen Barrikaden und herausgerissenen Pflastersteinen. Die meisten feierten einen Sieg. Doch andere suchten verzweifelt nach vermissten Angehörigen.
Theodor ging von Kirche zu Kirche, schaute in die jungen Gesichter der dort aufgebahrten Toten, die schrecklichen Wunden, die stille Siegesgewissheit in den bleichen Zügen. Auf der Straße sprach er die Menschen an, hörte ihre Berichte über die Ereignisse der Nacht von Samstag auf Sonntag und setzte das Puzzle zusammen über die friedliche Versammlung vor dem Schloss, die Proklamation des Königs, laute Rufe aus der Menge, die Forderung nach Abzug der Soldaten, zunehmende Unruhe, plötzlich ein Schuss von irgendwoher, noch ein Schuss und dann der fürchterliche Sturm. Unaufhaltsam tobte der in Straßen und auf Plätzen. Alle machten mit beim Bau der Barrikaden, vom einfachen Tagelöhner und Handwerker bis zum Beamten, Studenten, Arzt und Advokaten. Frauen, Kinder und Greise waren dabei. Mit allen Mitteln kämpften sie, beschafften Material für den Barrikadenbau, besorgten Waffen, gossen Kugeln, steckten deutsche Fahnen auf, Frauen versorgten die Kämpfenden mit Speisen und Getränken, Unaufhörlich tönten die Sturmglocken in der Stadt. Die ganze Nacht. Bis zum nächsten Morgen. Bis kein Soldat einziger mehr zu sehen war.
In einer Kirche fand er ein stilles Plätzchen, wo er ungestört verweilen konnte. Nachdem er sich ein wenig gefangen hatte, zog er Papier und Feder aus der Tasche und schrieb einen Artikel für die  „Weser-Zeitung“. Das war er den Toten schuldig. Ihr mutiger Kampf durfte nicht umsonst gewesen sein.
Es war schon dunkel, als er am Abend vor dem Haus des Großvaters in Potsdam stand. Obwohl das Fenster des Balkonzimmers hell erleuchtet war, musste er lange auf Einlass warten. Später erfuhr er den Grund. Dräseke war vor Übergriffen von Aufständischen gewarnt worden und die im Hause Anwesenden, des Großvaters jüngere Tochter, Enkelin Elisabeth aus Detmold und ein Diener, fürchteten den dunklen Mann an der Tür und waren heilfroh, als es dann der älteste Enkel war. Der berichtete von den Spuren der Berliner Horrornacht, bevor er sich völlig erschöpft zurückzog. Elisabeth machte sich Sorgen und folgte dem Bruder in sein Zimmer. Der hatte sich schon ins Bett gelegt: Sie erinnerte sich: „Ich setzte mich zu ihm und sah nun erst, wie verändert, wie von Erregung und Schmerz durchwühlt, seine Züge waren.“
Am nächsten Tag war Theodor dabei, als König Friedrich Wilhelm IV. mit schwarz-rot-goldener Armbinde durch die Straßen von Berlin ritt und vor Studenten der Berliner Universität eine Rede hielt, wobei er sich zu der Formulierung hinreißen ließ: „Preußen geht fortan in Deutschland auf.“
Und er nahm am 22. März auf dem Gendarmenmarkt an der Trauerfeier für die 183 Toten teil, folgte dem unbeschreiblich langen Leichenzug mit den bekränzten Särgen, zunächst bis zum Schloss, wo sich der preußische König Friedrich Wilhelm IV. auf Verlangen des Volkes mit gezogenem Hut vor den toten Revolutionären verbeugen musste, dann vor die Tore der Stadt zur Beisetzung auf dem eigens eingerichteten „Friedhof der Märzgefallenen“ auf einem Hügel in Friedrichhain.
„Der Leichenzug. Die seidenen, schwarzrothgoldenen Trauerfahnen […] nach den Thränen stumpfte sich alles ab. Zu lang. Die anarchische Schwüle über Berlin“, notierte er im Tagebuch.
Er sei ein Mann geworden, meinte Großvater Dräseke und da hatte er recht. Die harte Konfrontation mit den menschlichen Tragödien, die rohe Gewalt gegen die eigenen Brüder, Söhne eines Volkes, hatte ihn in tiefster Seele getroffen.
Der Weg würde ein harter und steiniger werden. Die „faulen Früchte der Geschichte“ waren mächtiger, als er es sich in seinen idealistischen Vorstellungen ausgemalt hatte. So einfach fielen die nicht in sich zusammen. Wie sonst wäre es möglich, dass Soldaten als Spielzeug eines konzeptlosen Monarchen mit vorgeblicher Gottes-Gnaden-Legitimation ein so schreckliches Blutbad anrichteten?
Althaus Artikel  erschien unter der Überschrift  „D i e  B e r l i n e r  R e v o l u t i o n“  am 22. März 1848 auf der Titelseite der „Weser-Zeitung“. Er hatte den historischen Stellenwert des Geschehens als „Bluttaufe der deutschen Freiheit“ erkannt und eine überaus sensible Würdigung des leidenschaftlich entschlossenen Kampfes gegen die starre Willkürherrschaft des schwachen preußischen Königs verfasst: „Die giftige Saat, die Untergrabung alles Vertrauens, das schwankende Spielen zwischen der persönlichen Willkür und den gerechtesten Forderungen des Volkes, die Demoralisation der höchsten Staatsgewalten, welche sich durch den Schein und die Heuchelei eine erträumte Macht zu sichern wähnten, ist nun so blutig aufgegangen. Deutschland wird den achtzehnten März dieses Jahres nie vergessen.“

Leitartikel in der Bremer Weser-Zeitung vom 22. März 1848: Die Berliner Revolution

 Leseprobe aus:


Theodor Althaus - Revolutionär in Deutschland (Taschenbuch)

Fotos: © Renate Hupfeld ... auf dem Friedhof der Märzgefallenen, fotografiert am 19. September 2013 in der Ausstellung "Grundstein der Demokratie"


Dienstag, 18. März 2014

Auf seinen Spuren


Nach drei Stunden Fahrt mit dem ICE 545 und einem Café Mokka im Berliner Hauptbahnhof überquerte ich die Spree, streifte den Bundestag, den mit schwarzrotgoldener Fahne geschmückten Reichstag und ging den Parkweg zum Platz vor dem Brandenburger Tor. Platz des 18. März heißt er inzwischen und genau dieser 18. März war der Grund, warum ich vor dem Schild stand. Gemeinsam mit Frauen und Männern einer Initiative wollte ich mich daran erinnern, warum ich dieses Datum für den wahren Tag der deutschen Einheit halte.
Vor 165 Jahren, am 18. März 1848,  befanden sich hier und im gesamten Bereich östlich des Brandenburger Tores Barrikaden. In unbeschreiblichem Aufruhr waren sie aufgebaut worden. Heftigster Tumult herrschte in der Stadt. Die Soldaten sollten verschwinden, forderte das Volk. Alle kämpften mit, Männer, Frauen, Kinder, Greise, Arbeiter und Apotheker. Alle waren sich einig in ihrer Empörung über des Königs Militärdespotie und Ignoranz. Was war geschehen? Wenige Kilometer von hier auf dem Schlossplatz wollte Friedrich Wilhelm IV. seine Untertanen beruhigen, doch stattdessen fielen Schüsse. In dem Moment ging der Sturm los, wurde zum Orkan und war nicht mehr aufzuhalten, die ganze Nacht hindurch, bis in der Stadt kein einziger Soldat mehr zu sehen war. Hatte das Volk über Monarchenwillkür gesiegt?
Theodor Althaus war als Korrespondent der Bremer Weser-Zeitung in die preußische Hauptstadt geeilt, stand in der Menge, als der König einlenkte, mit schwarzrotgoldener Binde durch die Straßen ritt und vor Studenten der Berliner Universität die Parole Preußen geht fortan in Deutschland auf verkündete. Auch am folgenden Tag war er Augenzeuge, als der Monarch sich barhäuptig vor den gefallenen Revolutionären verneigte und im langen Trauerzug folgte er den 183 Särgen zur Bestattung auf dem Hügel in Friedrichshain.
Tief erschüttert von den schrecklichen Folgen der blutigen Barrikadennacht und als hätte er sein eigenes Dilemma voraus geahnt, berichtete er in einem bewegenden Leitartikel in der Weser-Zeitung am 22. März 1848: Die giftige Saat, die Untergrabung alles Vertrauens, das schwankende Spielen zwischen der persönlichen Willkür und den gerechtesten Forderungen des Volkes, die Demoralisation der höchsten Staatsgewalten, welche sich durch den Schein und die Heuchelei eine erträumte Macht zu sichern wähnten, ist nun so blutig aufgegangen, schrieb er und kam zu dem Fazit: Deutschland wird den achtzehnten März dieses Jahres nie vergessen.
Diesen Satz hatte ich im Kopf, als ich am 18. März 2013 vor dem Brandenburger Tor stand. Und was ist mit  dem jungen Verfasser? Wer erinnert sich heute an Theodor Althaus aus Detmold? Er war einer der ehrlichsten und unermüdlichsten Kämpfer für deutsche Einheit und Demokratie. Mir begegnete er bei der Konfrontation mit der Frage: Wie sah es im Deutschland zur Mitte des 19. Jahrhunderts aus, wenn so viele Menschen ihr Heimatland verließen? So entdeckte ich vor einigen Jahren die Schriftstellerin Malwida von Meysenbug, in deren Memoiren einer Idealistin mich besonders ihr Detmolder Freund berührte. Wer war dieser junge Mann, der für seine Überzeugungen alles gab und nicht einmal dreißig Jahre alt wurde? Ich begab mich auf Spurensuche an den Orten seines Wirkens, in Archiven, Museen und Bibliotheken und bekam Einblicke in ein Leben, das geprägt war von einem wunderbaren Elternhaus, herausragender Begabung, interessanten Begegnungen und dem Kampf um eine gerechte Welt, den Theodor Althaus als Theologe, Schriftsteller und Journalist mit den Mitteln des gesprochenen und geschriebenen Wortes beharrlich führte. Er hat es verdient, dass seine Lebensgeschichte erzählt wird.

Vorwort aus:



Montag, 17. März 2014

18. März 1848 Revolution in Berlin



Am 20. März 1848 erreichte er gegen Mittag Berlin. Es war ein seltsames Szenario in der Stadt. Männer, Frauen und Kinder liefen zwischen Barrikaden und herausgerissenen Pflastersteinen. Die meisten feierten einen Sieg. Doch andere suchten verzweifelt nach vermissten Angehörigen.
Theodor ging von Kirche zu Kirche, schaute in die jungen Gesichter der dort aufgebahrten Toten, die schrecklichen Wunden, die stille Siegesgewissheit in den bleichen Zügen. Auf der Straße sprach er die Menschen an, hörte ihre Berichte über die Ereignisse der Nacht von Samstag auf Sonntag und setzte das Puzzle zusammen über die friedliche Versammlung vor dem Schloss, die Proklamation des Königs, laute Rufe aus der Menge, die Forderung nach Abzug der Soldaten, zunehmende Unruhe, plötzlich ein Schuss von irgendwoher, noch ein Schuss und dann der fürchterliche Sturm. Unaufhaltsam tobte der in Straßen und auf Plätzen. Alle machten mit beim Bau der Barrikaden, vom einfachen Tagelöhner und Handwerker bis zum Beamten, Studenten, Arzt und Advokaten. Frauen, Kinder und Greise waren dabei. Mit allen Mitteln kämpften sie, beschafften Material für den Barrikadenbau, besorgten Waffen, gossen Kugeln, steckten deutsche Fahnen auf, Frauen versorgten die Kämpfenden mit Speisen und Getränken, Unaufhörlich tönten die Sturmglocken in der Stadt. Die ganze Nacht. Bis zum nächsten Morgen. Bis kein Soldat einziger mehr zu sehen war.
In einer Kirche fand er ein stilles Plätzchen, wo er ungestört verweilen konnte. Nachdem er sich ein wenig gefangen hatte, zog er Papier und Feder aus der Tasche und schrieb einen Artikel für die  „Weser-Zeitung“. Das war er den Toten schuldig. Ihr mutiger Kampf durfte nicht umsonst gewesen sein.
Es war schon dunkel, als er am Abend vor dem Haus des Großvaters in Potsdam stand. Obwohl das Fenster des Balkonzimmers hell erleuchtet war, musste er lange auf Einlass warten. Später erfuhr er den Grund. Dräseke war vor Übergriffen von Aufständischen gewarnt worden und die im Hause Anwesenden, des Großvaters jüngere Tochter, Enkelin Elisabeth aus Detmold und ein Diener, fürchteten den dunklen Mann an der Tür und waren heilfroh, als es dann der älteste Enkel war. Der berichtete von den Spuren der Berliner Horrornacht, bevor er sich völlig erschöpft zurückzog. Elisabeth machte sich Sorgen und folgte dem Bruder in sein Zimmer. Der hatte sich schon ins Bett gelegt: Sie erinnerte sich: „Ich setzte mich zu ihm und sah nun erst, wie verändert, wie von Erregung und Schmerz durchwühlt, seine Züge waren.“
Am nächsten Tag war Theodor dabei, als König Friedrich Wilhelm IV. mit schwarz-rot-goldener Armbinde durch die Straßen von Berlin ritt und vor Studenten der Berliner Universität eine Rede hielt, wobei er sich zu der Formulierung hinreißen ließ: „Preußen geht fortan in Deutschland auf.“
Und er nahm am 22. März auf dem Gendarmenmarkt an der Trauerfeier für die 183 Toten teil, folgte dem unbeschreiblich langen Leichenzug mit den bekränzten Särgen, zunächst bis zum Schloss, wo sich der preußische König Friedrich Wilhelm IV. auf Verlangen des Volkes mit gezogenem Hut vor den toten Revolutionären verbeugen musste, dann vor die Tore der Stadt zur Beisetzung auf dem eigens eingerichteten „Friedhof der Märzgefallenen“ auf einem Hügel in Friedrichhain.
„Der Leichenzug. Die seidenen, schwarzrothgoldenen Trauerfahnen […] nach den Thränen stumpfte sich alles ab. Zu lang. Die anarchische Schwüle über Berlin“, notierte er im Tagebuch.
Er sei ein Mann geworden, meinte Großvater Dräseke und da hatte er recht. Die harte Konfrontation mit den menschlichen Tragödien, die rohe Gewalt gegen die eigenen Brüder, Söhne eines Volkes, hatte ihn in tiefster Seele getroffen.
Der Weg würde ein harter und steiniger werden. Die „faulen Früchte der Geschichte“ waren mächtiger, als er es sich in seinen idealistischen Vorstellungen ausgemalt hatte. So einfach fielen die nicht in sich zusammen. Wie sonst wäre es möglich, dass Soldaten als Spielzeug eines konzeptlosen Monarchen mit vorgeblicher Gottes-Gnaden-Legitimation ein so schreckliches Blutbad anrichteten?
Althaus Artikel  erschien unter der Überschrift  „D i e  B e r l i n e r  R e v o l u t i o n“  am 22. März 1848 auf der Titelseite der „Weser-Zeitung“. Er hatte den historischen Stellenwert des Geschehens als „Bluttaufe der deutschen Freiheit“ erkannt und eine überaus sensible Würdigung des leidenschaftlich entschlossenen Kampfes gegen die starre Willkürherrschaft des schwachen preußischen Königs verfasst: „Die giftige Saat, die Untergrabung alles Vertrauens, das schwankende Spielen zwischen der persönlichen Willkür und den gerechtesten Forderungen des Volkes, die Demoralisation der höchsten Staatsgewalten, welche sich durch den Schein und die Heuchelei eine erträumte Macht zu sichern wähnten, ist nun so blutig aufgegangen. Deutschland wird den achtzehnten März dieses Jahres nie vergessen.“

Leitartikel in der Bremer Weser-Zeitung vom 22. März 1848: Die Berliner Revolution

 Leseprobe aus:



So war es am 18. März 2013 vor dem Brandenburger Tor: Berlin: Mein Tag des 18. März

Bildquelle: Adolph Menzel, Aufbahrung der Märzgefallenen, 1848
http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AAdolf_Friedrich_Erdmann_von_Menzel_005.jpg