Sonntag, 1. April 2018

Tod in Gotha


Das neue Jahr hatte begonnen und Theodor ging es miserabel wie zuvor. Dr. Hassenstein setzte nicht mehr nur auf Elektrobehandlung, sondern erweiterte die therapeutischen Maßnahmen. Der Patient bekam Eisenbäder, Schwefelsäurefußbäder, Einreibungen, ein großes pulverbestäubtes Pflaster, Medizin in verschiedenen Fläschchen, starke Dosen Chinin und Champagner. Eine positive Wirkung war nicht zu erkennen, eher das Gegenteil. Der Kranke selbst hatte den Eindruck, die Anwendungen machten alles nur noch schlimmer. Er klagte über Müdigkeit, Schwindel und Übelkeit. Ende Februar kam noch einmal Vater Althaus nach Gotha. Er wollte Theodor nach Detmold holen, wo er ihn in seiner Nähe hätte und sich besser um ihn kümmern könnte. Theodor war einverstanden, doch anhaltende Blutungen machten diese Pläne zunichte. An Reisen war überhaupt nicht zu denken, zumal sich noch ein anderes Krankheitsbild einstellte, von dem er seinem Bruder am 29. März 1852 berichtete: Ich leugne nicht, lieber Friedrich, daß die Sache langweilig zu werden anfängt, zumal wenn Frühlingsanfang, statt gehofften anderen Dingen, eine so unangenehme Rose an den Fuß pflanzt, von der man sich, für nichts und wieder nichts, vierzehn Tage malträtiren lassen muß. Die Medizin werde er nun absetzen und hoffe, dann wieder kräftiger zu werden, um vielleicht im Mai die Reise nach Detmold wagen zu können.
Während dieser Zeit erfuhr Theodor ganz unerwartet eine liebenswürdige Zuwendung von einem Bekannten aus Studentenzeiten. Der Schriftsteller Arnold Schlönbach besuchte ihn regelmäßig, versorgte ihn mit Lektüre, die er ihm auf Wunsch auch vorlas, mit Blumen und anderen Dingen. Das brachte wieder ein bisschen Freude in seine Einsamkeit. Dem Bruder berichtete er darüber und kam noch auf dessen Amerikapläne zu sprechen, dass er sich zwar freue, ihn jedoch lieber in der Heimat sehe und auf sich schrieb er: Mir liegen solche Aussichten so fern wie meine vollständige Gesundheit, ohne die ich dergleichen nicht wagen darf. Lebewohl, mit herzlichem Dank und Gruß.
Das war Theodors letzter Gruß an seinen Bruder Friedrich. Nach erneut eingetretenen schweren Blutungen starb er am Abend des 2. April 1852 im Arm seiner treuen Pflegerin Frau Seebach. Außer dem Vater begleiteten ihn Dr. Hassenstein, Arnold Schlönbach und einige andere Schriftsteller sowie alle Künstler der Stadt auf seinem Weg zur Gruft auf dem hochgelegenen Friedhof in Gotha. Ein Geistlicher sprach den Segen und Chorschüler sangen einen Choralvers.

Schluss des letzten Kapitels aus: 


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