Das neue Jahr hatte begonnen und
Theodor ging es miserabel wie zuvor. Dr. Hassenstein setzte nicht mehr nur auf
Elektrobehandlung, sondern erweiterte die therapeutischen Maßnahmen. Der
Patient bekam Eisenbäder, Schwefelsäurefußbäder, Einreibungen, ein großes
pulverbestäubtes Pflaster, Medizin in verschiedenen Fläschchen, starke Dosen
Chinin und Champagner. Eine positive Wirkung war nicht zu erkennen, eher das
Gegenteil. Der Kranke selbst hatte den Eindruck, die Anwendungen machten alles
nur noch schlimmer. Er klagte über Müdigkeit, Schwindel und Übelkeit. Ende
Februar kam noch einmal Vater Althaus nach Gotha. Er wollte Theodor nach
Detmold holen, wo er ihn in seiner Nähe hätte und sich besser um ihn kümmern
könnte. Theodor war einverstanden, doch anhaltende Blutungen machten diese Pläne
zunichte. An Reisen war überhaupt nicht zu denken, zumal sich noch ein anderes
Krankheitsbild einstellte, von dem er seinem Bruder am 29. März 1852 berichtete:
Ich leugne nicht, lieber Friedrich, daß die Sache langweilig zu werden anfängt,
zumal wenn Frühlingsanfang, statt gehofften anderen Dingen, eine so unangenehme
Rose an den Fuß pflanzt, von der man sich, für nichts und wieder nichts,
vierzehn Tage malträtiren lassen muß. Die Medizin werde er nun absetzen und
hoffe, dann wieder kräftiger zu werden, um vielleicht im Mai die Reise nach
Detmold wagen zu können.
Während dieser Zeit erfuhr Theodor
ganz unerwartet eine liebenswürdige Zuwendung von einem Bekannten aus
Studentenzeiten. Der Schriftsteller Arnold Schlönbach besuchte ihn regelmäßig,
versorgte ihn mit Lektüre, die er ihm auf Wunsch auch vorlas, mit Blumen und
anderen Dingen. Das brachte wieder ein bisschen Freude in seine Einsamkeit. Dem
Bruder berichtete er darüber und kam noch auf dessen Amerikapläne zu sprechen,
dass er sich zwar freue, ihn jedoch lieber in der Heimat sehe und auf sich
schrieb er: Mir liegen solche Aussichten so fern wie meine vollständige
Gesundheit, ohne die ich dergleichen nicht wagen darf. Lebewohl, mit herzlichem
Dank und Gruß.
Das war Theodors letzter Gruß an
seinen Bruder Friedrich. Nach erneut eingetretenen schweren Blutungen starb er
am Abend des 2. April 1852 im Arm seiner treuen Pflegerin Frau Seebach. Außer
dem Vater begleiteten ihn Dr. Hassenstein, Arnold Schlönbach und einige andere
Schriftsteller sowie alle Künstler der Stadt auf seinem Weg zur Gruft auf dem
hochgelegenen Friedhof in Gotha. Ein Geistlicher sprach den Segen und
Chorschüler sangen einen Choralvers.
Schluss des letzten Kapitels aus:
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