Mittwoch, 12. Oktober 2016

Leipzig 1847: Denkmal auf dem Monarchenhügel


Eine weitere Verbindung knüpfte er zu dem drei Jahre älteren Historiker Heinrich Wuttke, der an der Leipziger Universität Vorlesungen hielt. Am 19. Oktober 1847 wanderte er früh am Morgen zusammen mit ihm in südöstlicher Richtung aus der Stadt hinaus über Feldwege, vorbei an Gebüsch, durch stille Dörfer, dann durch eine lange Pappelallee hinauf zur höchsten Erhebung dieser Gegend. Auf diesem Hügel hatten vierunddreißig Jahre zuvor die verbündeten Monarchen Kaiser Franz I. von Österreich, Kaiser Alexander I. von Russland und König Wilhelm III. von Preußen gestanden, die Kampfhandlungen der Völkerschlacht verfolgt und am Abend des 19. Oktober 1813 die Nachricht vom Rückzug der Truppen Napoleons entgegen genommen. Zur Erinnerung an diesen wichtigen Sieg hatte man auf dem Monarchenhügel ein pyramidenförmiges Denkmal aus Sandstein errichtet, das an jenem Tage eingeweiht wurde.
Über das Ereignis verfasste Theodor Althaus einen Artikel für die Bremer Weser-Zeitung, in dem er die Organisation und vor allem die Rede von Superintendent Großmann heftig kritisierte. Die Feier sei nicht dazu angetan gewesen, die tausend Anwesenden anzusprechen und auf das Wichtigste zu lenken, nämlich dass es ein Sieg der Kämpfer auf dem Schlachtfeld war und nicht das Verdienst von drei Monarchen im Glauben an Gott, wie der Redner weismachen wollte. Mit Wuttke war Althaus einig, dass eine Rede von Robert Blum die richtigen Akzente gesetzt hätte. Ja, es hätte sogar schon seine Anwesenheit gereicht. Eine Feier für das Volk sei diese Einweihungsfeier nicht gewesen. Sein Fazit: Aber wenn an einem solchen Siegestage des Volks, das Volk nur wie das Publikum zum allerhöchsten Fest, nur wie Staffage um den Thron, den es doch allein wieder aufgerichtet hat, erscheint: dann wird es doch selbst im Herbste zu dumpf und schwül in der deutschen Luft. Fort, fort von hier!
Als der Artikel Das Denkmal auf dem Monarchenhügel in Leipzig am 24. Oktober 1847 im Sonntagsblatt zur Weser-Zeitung erschien, war Theodor die Aufmerksamkeit in der Stadt Leipzig gewiss. Die Empörung bei den Verantwortlichen war so groß, dass er schon fürchten musste, ausgewiesen zu werden. Seine Freunde im Museum und Café dagegen beglückwünschten ihn zu diesem klaren politischen Statement. Ignaz Kuranda war so begeistert, dass er auf ihn zukam mit der Bitte, unbedingt für die Grenzboten zu schreiben. Einige Tage später beim Schillerfest merkte er dann noch einmal, dass er sich in den oppositionellen Kreisen etabliert hatte. Seit 1840  wurde dieses Fest jährlich von Robert Blum und dem von ihm gegründeten Schillerverein organisiert. Als der Detmolder Querdenker abends den von Menschen dicht gefüllten Festsaal im Hôtel de Pologne in der Hainstraße betrat, wurde er mit stürmischem Beifall empfangen. Und wie zu besten Zeiten als Burschenschaftler, hielt er eine Rede vor hunderten Festgästen.

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