Dienstag, 9. Oktober 2012

Literarische Abende bei von Meysenbugs

Leseprobe aus: Renate Hupfeld, Theodor Althaus (1822 - 1852) - Revolutionär in Deutschland

Dennoch wurde zu weiteren Salonabenden in das Meysenbug’sche Palais eingeladen. Der Akzent lag auf literarischen Themen, z.B. Goethes „Faust“ und die „Albigenser“ von Nikolaus Lenau. Doch diese Zusammenkünfte wurden zunehmend schwieriger für Malwida und Theodor, zumal sie sich nie zu zweit aussprechen konnten, sondern immer in Gesellschaft waren. Misstöne gab es vor allem zwischen Theodor und Malwidas jüngerer Schwester. In einem Brief entschuldigte er sich für seine Unliebenswürdigkeit gegenüber Laura am Abend zuvor:
„Wenn man einen ganzen Abend zusammen ist, und an das sich Gehen lassen gewöhnt, wie ich, so kann es nicht fehlen, daß die Stimmungen wechseln. Und bei mir, daß ich gerade in solche gerathe, wo ich nicht in Ihren Kreis passe. Wenn man zu zweien ist, ists eine andere Sache; …“
Überdeutlich wurde hier, wie unwohl Althaus sich im Salon der von Meysenbugs fühlte, er gehörte nicht dazu und wollte es wohl auch gar nicht. Nur Malwida zuliebe ließ er sich darauf ein, denn er liebte sie trotz allem und die Übereinstimmung seiner Ansichten mit ihren, vor allem in philosophisch-religiösen Fragen, war für ihn ein Gewinn, sogar in zunehmendem Maße, denn je mehr er sich in der Residenz isolierte, desto wichtiger war die Anbindung an die Freundin, die trotz des kalten Gegenwinds treu zu ihm hielt. Er vertraute darauf, dass die Liebe stärker war als der gesellschaftliche Druck. So schrieb er im selben Brief:
„Eins haben Sie aber wenigstens sicher bei meiner – ich möchte fast sagen lieblosen Art – daß Sie mich jedes Mal so haben, wie ich bin und nicht wie ich mich machen könnte. Es ist das freilich ein schlechter Trost, da ich Ihnen mit dieser Art weh thun mußte – aber ich glaube es ist dennoch immer für Sie. – Sie denken zu gut von mir, Sie haben mich zu lieb. Wir beide wissen, was diese Liebe Edles in mir gemacht hat, aber ich habe mich auch von ihr verwöhnen lassen. Wir vertrauen aber auch beide, daß wir irgendwie die Harmonie wieder finden werden, einerlei in welcher Art.“

Resignieren war ohnehin nicht seine Sache. Von der Ressourcenmisere ließ er sich nicht einschüchtern und gründete zusammen mit dem gleichaltrigen Theologen Carl Volkhausen einen Leseverein, in dem Bücher und Broschüren angeschafft und zu einem geringen Beitrag in Detmold und vielen anderen lippischen Orten verbreitet wurden. Natürlich legten die Gründer Wert auf Texte progressiven Inhalts zu Politik, Religion und Gesellschaft wie die von Feuerbach und Strauß, die in Publikationen das derzeit gelebte Christentum kritisiert hatten, sowie Georg Herwegh und Johann Jacoby, die sich mit allen Mitteln für ein demokratisches Deutschland einsetzten. Zu den Mitgliedern des neuen Lesevereins gehörten Beamte,  Ärzte, Advokaten, Kaufleute und Gutsbesitzer. 


E-Book und Taschenbuch: Theodor Althaus - Revolutionär in Deutschland




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