Sonntag, 23. September 2012

Morgenblatt und Morgenzeitung

Den Jahreswechsel von 1844 nach 1845 verbrachte Theodor Althaus, Kandidat der Theologie, im Elternhaus, dem Pfarrhaus des Superintendenten unter der Wehme in Detmold. Eine Anstellung war auch nach dem Studium in philologischen Bereichen in Berlin nicht in Sicht. Er versuchte es mit dem Verfassen von Artikeln, die er dann entsprechenden Organen in den deutschen Ländern anbot, so am 11. Januar 1845 einen über Schillers Maria Stuart dem Morgenblatt der Augsburger Zeitung und am Tag darauf einen über die deutschen Studenten der Hannoverschen Morgenzeitung:

























Einer geehrten Redaktion des Morgenblattes erlaube ich mir
inliegendes Manuscript: hier Vorlesung über Maria Stuart,
Trauerspiel von Schiller – zur Aufnahme in Ihr Blatt anzu-
bieten. In unsern Tagen, wo so viel unberufenes Reden über
Schillers Mangel an Objektivität geführt wird, ist es wohl pas-
send  an einem seiner größten Dramen nachzuweisen, wie er
die Erforderniße des historischen Dramas in höchstem Sinne er-
füllt, und wie bei aller Freiheit in der Composition doch ein unüber-
trefflich lebensvolles Bild vom Kampf einer alten und neuen
Weltanschauung hingestellt ist. Ich habe in der gesammten Litera-
tur über dieß Stück höchstens Andeutungen und Fragmente von
meiner Auffassung gefunden, die wesentlich in der zweiten Hälfte, erst
die volle Schönheit des Dramas, und sein ungemeines Interesse gerade
für unsre Tage, wie ich hoffe, auseinandergesetzt hat. Die Hinlei-
tung entwickelt kurz das, was wir von einem historischen Drama
in höchstem Sinn verlangen; die historische Entwickelung schien mir
für das Verständniß, und weil über das Recht der Maria bei
dem gebildeten Publicum so wenig Klarheit ist, nothwendig.
Sollten Sie das Manuscript nicht zur Aufnahme geeignet erachten,
so bitte ich mir daßelbe baldigst auf buchhändlerischem Wege zurück.
Wird es gedruckt, so ersuche ich Sie, mir unter meiner Adresse
mit dem Honorar zugleich einen Abdruck der betreffenden Num-
mern zu übersenden; und würde ich gern von Zeit zu Zeit interes-
santere Punkte literarischen und belletristischen Inhalts für Ihr
Blatt arbeiten.

     Detmold, 11. Jan. 45                                        Hochachtungsvoll                                                                                            
                                                                                  Theodor Althaus.



Einer geehrten Redaktion  der Hannoverschen Morgenzeitung
erlaube ich mir einliegenden Aufsatz „Die Deutschen Studenten“
zu übersenden. Es ist soviel ich weiß, die erste derartige
Uebersicht der Revolution, die sich unter ihnen Bahn gebrochen
hat in ihrem Zusammenhange; die Fakten sind sämmtlich
authentisch und aus der Autopsie größtentheils geschöpft.
Neben der Gründlichkeit, die einem nicht zur gewöhnlichen
Belletristik sich haltenden Blattes erwünscht sein muß, werden
Sie aber auch hoffentlich nicht die Rücksicht auf Unterhaltung
vermissen, weit mehr habe ich leicht zu verbinden gesucht.
Man muß das Publicum für eine Sache interessieren durch
die gewöhnlichen Mittel, wenn man tieferer Theilnahme den
Weg bahnen will.
Mit dem Honorar, oder auf buchhändlerischem Wege, ersuche ich
Sie mir einen (wo möglich zwei) Abdruck der betreffenden
Nummern zukommen zu lassen. Im Fall der Nichtaufnahme
würden Sie mich durch baldige Remittierung (durch die hiesige
Mayersche Hofbuchhandlung) verpflichten. Meinen Namen
möchte ich nicht genannt.

     Detmold, 12. Jan. 45                                 Ergebenst                                                                                          
                                                                                  Theodor Althaus.





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