Theodor Althaus hatte sich
verliebt und die Geliebte war viele Tagesreisen entfernt in Hyères an der
französischen Mittelmeerküste. Er vermisste ihre Zuneigung, die gemeinsamen
Gespräche, in denen er sich mit seinen Ideen und Vorstellungen verstanden und
akzeptiert fühlte. Sie war diejenige, die bedingungslos hinter ihm stand, wenn
jemand ihn kritisierte. Und Kritiker hatte er nicht wenige im überschaubaren
Detmold, wo er nicht unbedingt das kurzweilige Programm suchte. Oberflächliches
Geplauder lehnte er als Zeitverschwendung ab.
Die meiste Zeit
verbrachte er in seiner Studierstube am Schreibtisch mit Ausblick in
südwestliche Richtung, wo hoch über den Buchenwäldern auf der Grotenburg der
Sockel des Hermannsdenkmals entstand. Häufig schaute er sehnsüchtig hinüber zum
Haus der von Meysenbugs in der Hornschen Straße mit dem Fenster von
Malwida, der er so oft in der Dunkelheit
seine Wolkenträume herübergeschickt hatte. In gereimter Form bewahrte er sie nun in seinem „Nordischen
Wintergarten“ auf, um sie ihr nach ihrer Rückkehr im nächsten Frühjahr zu
schenken.
Nicht nur
poetische Träumereien verfasste er in seiner Studierstube. Er beschäftigte sich
intensiv mit einem Dichter aus seiner Heimatstadt Detmold, der gerade in allen
Ländern des Deutschen Bundes von sich reden machte, sogar für heftige
Diskussionen sorgte. Es war Ferdinand Freiligrath, der bis dahin in St. Goar am
Rhein gewohnt hatte und dessen Sammlung politischer Gedichte unter dem Titel „Ein
Glaubensbekenntniß“ erschienen war.
Diese Publikation von Zeitgedichten war nicht nur wegen der politischen
Inhalte von besonderer Brisanz, sondern auch wegen einer Maßnahme des Autors,
die Theodor Althaus in tiefstem Herzen nachvollziehen konnte und bewunderte. Freiligrath
verzichtete auf eine monatliche Pension, die der preußische König Friedrich
Wilhelm VI. ihm zwei Jahre zuvor gewährt hatte. Wenn er dessen selbstherrliches
Regieren gegen das Volk nicht mehr akzeptierte, wollte er auch keine
finanzielle Unterstützung. Unabhängigkeit und Meinungsfreiheit waren ihm
wichtiger als ein sicheres Einkommen.
Die Konsequenzen
blieben nicht aus. Sofort nach Erscheinen wurde das Werk verboten und
Freiligrath aus Preußen ausgewiesen. Er ging ins Exil nach Belgien.
Althaus
verfasste einen längeren Essay. In geschliffener Sprache gab er dem Leser ein
ausführliches Portrait des Dichters und führte ihn durch Freiligraths
Gedichtwelten und -figuren, die er bestens recherchiert hatte. Vor allem gelang
es ihm, die politischen Hintergründe und die ganze Tragweite für das weitere
Leben des Verfassers klar und verständlich darzustellen.
Wie Hoffmann von
Fallersleben und Herwegh, traf nun auch den vierunddreißigjährigen Detmolder
Dichter das Schicksal eines heimatvertriebenen politischen Poeten. In seiner
Darstellung sparte Althaus nicht mit kritischen Anspielungen auf
sechsunddreißig monarchische Regierungen, die Recht und Freiheit bekämpften und
somit gegen das Volk agierten, auch nicht mit spöttischen Wortspielereien: „Das
Glaubensbekenntniß, von dem hier die Rede gewesen ist, ist verboten, das
wundert uns nicht […]; wir wissen, dass heutzutage nur gewisse
Glaubensbekenntnisse Glück machen.“
Die
Rezension wurde in „Wigands
Vierteljahrsschrift“ in Leipzig gedruckt, ein schöner Erfolg für den jungen Detmolder
Verfasser.
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