Nach der ersten Orientierung im neuen Wirkungskreis
begann er schon bald, in den entsprechenden Stellen erste Kontakte zu knüpfen
und sich als neuer Redakteur in Hannover vorzustellen. Einer seiner ersten
Besuche galt Innenminister Stüve aus Osnabrück, der nach den Märzereignissen
das Ministerium übernommen hatte. Der
Empfang war alles andere als freundlich. Stüve schien das Erscheinen einer
neuen Tageszeitung in der Hauptstadt des Königreichs Hannover nicht sonderlich
zu interessieren. Jedenfalls gab er sich anderweitig beschäftigt und war
äußerst abweisend. Der tiefere Grund dafür waren seine Vorbehalte gegenüber dem
engagierten Zeitungsmann. Stüves Bemerkung, die Redakteure der Bremer Zeitung hätten den norddeutschen Charakter auf die Probe gestellt,
wies darauf hin, dass er über die Vorgänge in Bremen informiert war. Er selbst hatte nach der Übernahme des Amtes
im Märzministerium einen Rechtsruck gemacht und vermittelte den Eindruck, als
sei es ihm am liebsten, wenn das bestehende System beibehalten würde. In seiner
gewohnten Art, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, scheute Althaus nicht davor zurück,
das brisante Thema Reichsverfassung direkt anzusprechen. Stüve reagierte wehrte
das Gespräch ab. Der fünfzigjährige Minister des Königreichs Hannover und der
ungestüme Redakteur der Zeitung für
Norddeutschland brachten es nicht fertig, sich sachlich
auseinanderzusetzen. Es klang zugleich trotzig und zynisch, wenn Theodor seiner
Schwester versicherte: Ich bin für mein
Theil sehr zufrieden, denn ich habe Alles, was ich erwarten konnte: ihn nämlich
kennen gelernt und einigen Stoff für meine Combinationen.
Nachdem er in die unmittelbare Nachbarschaft des
Druckhauses in die Osterstraße Nr. 89 umgezogen war, ging die Zeitungsarbeit
erst richtig los. Bis zum Erscheinen der ersten Ausgabe war noch jede Menge
vorzubereiten und nicht alle technischen und organisatorischen Gegebenheiten in
Druckerei und Büro waren fertig gestellt. Letzteres war vorerst nur
provisorisch eingerichtet und außerdem ungemütlich kalt, was der
vorweihnachtlichen Stimmung nicht gerade zuträglich war.
Nach dem Weihnachtsfest mit morgendlichem Besuch der
Wohlbrücks und der Setzer sowie einem nachmittäglichen seinerseits bei den
Jäneckes war dann am letzten Tag des Jahres 1848 das zukunftsweisende neue
Projekt startfertig. Die erste Ausgabe der Zeitung
für Norddeutschland ging in den Druck. Doch genau an dem Tage erreichte
Theodor Althaus die Nachricht von der plötzlich aufgetretenen schweren
Erkrankung seiner Mutter. So erschütternd diese Botschaft auch war, so konnte
er doch nicht alles liegen lassen und Knall auf Fall nach Detmold fahren.
Es kam noch schlimmer. Zwei Tage später erfuhr er,
dass seine liebste kleine Mama gestorben war. Das war ein Schlag, der ihm fast
das Herz brach. Mit äußerster Beherrschung und Mühe machte er noch einen
Leitartikel druckfertig und fuhr die ganze Nacht hindurch, um morgens bei der
Beerdigung dabei zu sein. [Dezember 1848]
Leseprobe aus:
Theodor Althaus - Revolutionär in Deutschland (Kindle)
Theodor Althaus - Revolutionär in Deutschland (Taschenbuch)
Foto: © Renate Hupfeld (Aegidienkirche in Hannover)
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