Wie
ein Nordischer Wintergarten musste
Theodor Althaus die kleine Welt in Detmold vorgekommen sein, als seine Freundin
Malwida von Meysenbug Ende September 1844 für einige Monate in die Provence
gereist war. Ohne berufliche Perspektive nach dem Abschluss seines Studiums
waren die Gespräche mit ihr mehr als nur Lichtblicke. Er hatte sich verliebt in
die Frau, die seit seiner ersten Predigt in ihm einen jungen Apostel sah,
dessen Botschaften sie im tiefsten Herzen trafen. Seine poetischen
Abschiedsgrüße gab er ihr mit auf den Weg und schrieb weitere Gedichte, die er
ihr widmete.
Ein Paradies im Sturm
Wild
um das Haus den Schneesturm trieb der Wind
Und
riß herauf in den Kamin die Flammen –
Ein
Abend, wie sie nur im Norden sind;
Im
hohen Saal saß ich mit ihr zusammen.
Sie
reichte mir des deutschen Dichters Buch,
Der
mir so oft das kalte Licht beseelte;
War
ich ergriffen von des Sturmes Zug,
Daß
ich ein stürmisch Lied zum Lesen wählte?
Es
sang von dunkler Noth und Erdenlast,
Wie
ich so oft sie quälend, lastend fühlte:
Sang
von der Seele Kampf – da war mir fast,
Als
ob der Sturm da draußen um mich wühlte!
Und
seine Sprache wurde mir vertraut,
Er
trug das Lied und mich auf seinen Schwingen, -
Das
wilde Lied, in dem ein jeder Laut
Aus
Nacht und Sturm sich schien emporzuringen.
Und
wie ich las des Sieges Flammenwort
Das
endlich aufloht aus den Finsternissen:
Da
war’s, als würde mir die Seele fort
Im
Flammenwehn und Lodern mitgerissen.
Zu
ihr aufsah ich. Ihre Wangen bleich,
ihr
Auge feucht, von Geist und Liebe glühend –
Mein
Liebesstern, mein selig Himmelreich,
Mein
Paradies, in Sturm und Norden blühend!
Sonett
Spät
war’s. Ich schaute in die Wolkenzüge,
Die
wunderbar sich bildenden Gestalten,
Wie
sie dort oben licht und dunkel wallten –
Mir,
als ob ein Geisteshauch sie trüge.
Hinaus
in’s Freie, schlürfe Vollgenüge
Der
Lebensluft, o Brust! Und frei entfalten
Ließ
ich die Töne sich, die in mir hallten.
Und
Phantasie hob schwärmend ihre Flüge.
Aus
meiner Brust, in alle Fernen rankten
Sich
Wolkenträume auf wie wilde Reben,
Die
windbewegt an deinem Fenster schwankten.
Laß
einmal sie durch deine Träume schweben,
Wenn
es zu kühn nicht ist, was sie verlangten:
Ein
Lebewohl des Nordens Dir zu geben.
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