Sonntag, 26. August 2012

Burschenschaftler in Jena

aus: Renate Hupfeld, Theodor Althaus - Revolutionär in Deutschland:



Im Oktober 1841 begann Theodor in Jena sein zweites Studienjahr. Ob in der Universitätsstadt an der Saale alles so sein würde, wie er es sich erträumt hatte? Noch fühlte er sich fremd. Er stand am Fenster und schaute auf den Marktplatz. Das war nun die berühmte Universitätsstadt Jena. Fürchterlicher Trubel da unten. Dutzende Fleisch- und Gemüseverkäufer, Wurstbratereien und Getränkestände. Ein Grüppchen Studenten am Kaffeestand. Sollte er hinuntergehen und sich das mal aus der Nähe ansehen? Er traute sich nicht.




Erst mit dem Beitritt zur Verbindung ein paar Tage später gehörte er dazu. Auf dem Fürstenkeller waren zwischen sechzig und siebzig Burschenschaftler, die sich regelmäßig in einem geräumigen Haus am Fürstengraben trafen. Schnell war der inzwischen Neunzehnjährige mittendrin im jenaischen Verbindungsleben mit Kneipereien, Versammlungen, Kränzchen, Soiréen und Bällen. Von einem Commers berichtete er Ende November 1841 seiner Schwester Elisabeth:
„Wenn die Tassen nicht klirrten, so klirrten doch die blanken Schwerter, glänzten keine ausgesuchten Toiletten, so machte sich doch der schwarze altdeutsche Rock mit übergeschlagenem Kragen, die offene Brust mit schwarz-roth-goldenem Band darüber, die blutrothe Schärpe, das schwarze Barett mit weiß und schwarzen Federn – kurz, die Tracht des Präsides, sehr schön.“

[...]

Ein peinliches burschenschaftliches Ereignis vertraute er im Juni der jüngeren Schwester Elisabeth an. Das war eine ziemlich schwere Verletzung, die er sich bei einem nicht näher erläuterten Duell zugezogen und die ihn einige Tage im wahrsten Sinne des Wortes außer Gefecht gesetzt hatte.
Im selben Brief berichtete er über ein Erinnerungsfest der thüringischen Krieger, das in Jena mehrere Tage lang gefeiert wurde und an dem alle Verbindungen sich intensiv beteiligten. Einer der acht Präsides war Theodor, gekleidet in schwarz mit weißem Kragen, weißseidener Schärpe mit Goldfransen, weißen Stulpenhandschuhen, Federbarett auf dem Kopf und Stoßschläger in der Hand. Mit klirrenden Sporen marschierte er durch den Fürstengraben.



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