Wie ein „Nordischer Wintergarten“ musste Theodor
Althaus die kleine Welt in Detmold vorgekommen sein, als seine Freundin Malwida
von Meysenbug im Herbst 1844 für einige Monate in die Provence reiste. Ohne berufliche Perspektive nach dem Abschluss seines Studiums waren die
Gespräche mit ihr mehr als nur Lichtblicke gewesen. Er hatte sich verliebt in die Frau,
die seit seiner ersten Predigt in ihm einen jungen Apostel sah. Poetische Abschiedsgrüße gab er ihr mit auf die Reise und schrieb weitere Gedichte in seiner einsamen Dichterstube.
Widmung
Wie diese Lieder
sind entsprungen.
Zu sagen weiß ich
selbst es kaum;
In dunkler Zeit
ward ich umschlungen
Von einem
fesselnd holden Traum.
Mir waren weit in
kranken Stunden
Die zarten
Geister all’ entflohn;
Da fühlte sich
das Herz gesunden
An deiner Stimme
süßem Ton.
Als ich dich sah,
da fühlt’ ich wieder,
Daß jung und
reich noch ist mein Herz,
Daß ich noch
Blüthen hab’ und Lieder,
Nicht bloß des
Geistes schweres Erz.
Und wie die
Frühlingsblüthen danken
Der Sonne, die
sie rief zum Licht:
So gönn’ auch
diesen frischen Ranken,
Daß um dein Haupt
ihr Kranz sich flicht.
Sehnsucht
Ich fühle mich
vom Kampf ermüden,
Von all dem
Grübeln bleich und matt;
Mein Herz, du
sehnst dich wohl nach Frieden,
Nach einer holden
Ruhestatt?
Du wärst wohl
gern in Südens Fernen
Von sanften
Lüften eingewiegt?
Doch ach, du
musstest oft schon lernen,
Daß nur der
Wunsch hinüberfliegt.
Es fröstelt dich
in deinem Norden
Mit seinem
bleichen Schneegewand;
Sein Himmel ist
so grau geworden,
So schwer, wie
ich es nie empfand.
Mein armes Herz,
was nun beginnen?
Natur ist bis zum
Frühling todt,
Und S e h n s u c h t nur hast du von innen
Nach einem warmen
Lebensroth.
Ja, wenn dir das
erschiene, trieben
Die Blumenknospen
vor der Zeit,
Du würd’st dich
in den Schnee verlieben,
Und sängst des
Winters Herrlichkeit!
Hyazinthe.
O herrlicher
Frost, o Winterpracht,
Wie könnt ihr die
Brust so schwellen!
Der ganze Himmel
ist blau und lacht,
Und mir sprudeln
die frischesten Quellen.
Eine
Frühlingsblume hab’ ich gesehn,
Trotz Eis und
rauhen Lüften,
Eine Hyazinthe
roth und schön:
Ich bin wie
berauscht von Düften!
Es ist alles
vergessen, ist alles gut,
Und das Leben
geht auf im Norden!
Mir ist als würde
hellroth mein Blut,
Das so schwarz
und trübe geworden.
Es strömt ins
Herz und in die Wangen mir,
So oft ich sie
nur sehe;
Ich hab’ keine
Ruh, bin ich fern von ihr –
Und noch minder
in ihrer Nähe!
Da umflimmern
mich rothe Phantasien,
Und keine Stunden
zähl’ ich;
Im Herzen spür’
ich ein Wachsen und Blühn
Und ein Singen so
heimlich und selig. –
Ach, e i n e n
Aerger hab’ ich nur!
Misanthropisch
könnte ich werden,
Wenn ich sehe,
wie sie mir sind auf der Spur,
Die
Philisterinnengeberden;
Wenn es überall
schon schwatzt und gafft –
Wohl- oder
Uebelgesinnte -:
Ueber meine
romantische Leidenschaft
Für die schöne
Hyazinthe!
zu:
Theodor Althaus - Revolutionär in Deutschland
erzählende Biografie von Renate Hupfeld
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