Mittwoch, 28. November 2012

Nordischer Wintergarten


Wie ein „Nordischer Wintergarten“ musste Theodor Althaus die kleine Welt in Detmold vorgekommen sein, als seine Freundin Malwida von Meysenbug im Herbst 1844 für einige Monate in die Provence reiste. Ohne berufliche Perspektive nach dem Abschluss seines Studiums waren die Gespräche mit ihr mehr als nur Lichtblicke gewesen. Er hatte sich verliebt in die Frau, die seit seiner ersten Predigt in ihm einen jungen Apostel sah. Poetische Abschiedsgrüße gab er ihr mit auf die Reise und schrieb weitere Gedichte in seiner einsamen Dichterstube. 

Widmung

Wie diese Lieder sind entsprungen.
Zu sagen weiß ich selbst es kaum;
In dunkler Zeit ward ich umschlungen
Von einem fesselnd holden Traum.

Mir waren weit in kranken Stunden
Die zarten Geister all’ entflohn;
Da fühlte sich das Herz gesunden
An deiner Stimme süßem Ton.

Als ich dich sah, da fühlt’ ich wieder,
Daß jung und reich noch ist mein Herz,
Daß ich noch Blüthen hab’ und Lieder,
Nicht bloß des Geistes schweres Erz.

Und wie die Frühlingsblüthen danken
Der Sonne, die sie rief zum Licht:
So gönn’ auch diesen frischen Ranken,
Daß um dein Haupt ihr Kranz sich flicht.


Sehnsucht

Ich fühle mich vom Kampf ermüden,
Von all dem Grübeln bleich und matt;
Mein Herz, du sehnst dich wohl nach Frieden,
Nach einer holden Ruhestatt?

Du wärst wohl gern in Südens Fernen
Von sanften Lüften eingewiegt?
Doch ach, du musstest oft schon lernen,
Daß nur der Wunsch hinüberfliegt.

Es fröstelt dich in deinem Norden
Mit seinem bleichen Schneegewand;
Sein Himmel ist so grau geworden,
So schwer, wie ich es nie empfand.

Mein armes Herz, was nun beginnen?
Natur ist bis zum Frühling todt,
Und  S e h n s u c h t  nur hast du von innen
Nach einem warmen Lebensroth.

Ja, wenn dir das erschiene, trieben
Die Blumenknospen vor der Zeit,
Du würd’st dich in den Schnee verlieben,
Und sängst des Winters Herrlichkeit!


Hyazinthe.

O herrlicher Frost, o Winterpracht,
Wie könnt ihr die Brust so schwellen!
Der ganze Himmel ist blau und lacht,
Und mir sprudeln die frischesten Quellen.

Eine Frühlingsblume hab’ ich gesehn,
Trotz Eis und rauhen Lüften,
Eine Hyazinthe roth und schön:
Ich bin wie berauscht von Düften!

Es ist alles vergessen, ist alles gut,
Und das Leben geht auf im Norden!
Mir ist als würde hellroth mein Blut,
Das so schwarz und trübe geworden.

Es strömt ins Herz und in die Wangen mir,
So oft ich sie nur sehe;
Ich hab’ keine Ruh, bin ich fern von ihr –
Und noch minder in ihrer Nähe!

Da umflimmern mich rothe Phantasien,
Und keine Stunden zähl’ ich;
Im Herzen spür’ ich ein Wachsen und Blühn
Und ein Singen so heimlich und selig. –

Ach,  e i n e n  Aerger hab’ ich nur!
Misanthropisch könnte ich werden,
Wenn ich sehe, wie sie mir sind auf der Spur,
Die Philisterinnengeberden;

Wenn es überall schon schwatzt und gafft –
Wohl- oder Uebelgesinnte  -:
Ueber meine romantische Leidenschaft
Für die schöne Hyazinthe!



zu:


Theodor Althaus - Revolutionär in Deutschland



erzählende Biografie von Renate Hupfeld

Taschenbuch bei  http://www.text-und-byte.de/






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